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In evangelischen Gemeindehäusern sind nicht nur Flüchtlinge willkommen

Offener Treff in Dausenau: Konkrete Hilfe in der Bürokratie – Forum für den Austausch von Kindern und Erwachsenen

DAUSENAU/RHEIN-LAHN. (4. Mai 2022) Derzeit stehen die Gemeindehäuser vieler Kirchengemeinden im Rhein-Lahn-Kreis den Flüchtlingen aus der Ukraine für ganz praktische Hilfe offen. Eines von vielen Beispielen: das Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Dausenau. Kinder und Erwachsene lernen sich dort kennen, tauschen sich über Probleme aus und bekommen Unterstützung.

„Auf der Couch sitzen und nur die schrecklichen Bilder aus der Ukraine zu betrachten, war uns zu wenig“, erinnert sich Martina Weimer, wie die Idee zum „Offenen Treff für Menschen aus der Ukraine“ entstand. „Wir wollten etwas Sinnvolles tun, das die Situation für die Flüchtlinge auch entlastet.“ Wohnraum anzubieten, sei das Eine, das Miteinander zu unterstützen, dazu sollen die geöffneten Türen jeden Donnerstag ab 16.30 Uhr beitragen. Mit zweisprachigen Handzetteln und über eine WhatsApp-Gruppe wurde Werbung für ein erstes Treffen gemacht. „Manche Leute wohnten in einer Straße und wussten nichts voneinander“, so die Initiatorin des Treffs. Der Kirchenvorstand war gleich bereit, das Gemeindehaus zur Verfügung zu stellen. „Ich denke, solch ein Angebot passt gut unter ein Dach der Kirche“, so Gemeindepfarrer Stefan Fischbach, „wir wünschen uns, dass das Angebot wächst und gedeiht.“

Mitinitiator Thomas Schumacher ist wichtig, dass sich der offene Treff nicht nur an die Ukrainer richtet. „Wir wollen Möglichkeiten der Begegnung schaffen, um Hürden abzubauen.“ Die erste ist die Sprache. Da wird nicht nur mit Google-Übersetzer gearbeitet. Die russisch sprechende Ina Fischbach ist ein Segen für den Treff. Zudem bietet die Ortsgemeinde einen Deutsch-Sprachkurs in der Kindertagesstätte. Und es geht zwischen Kaffee, Tee, Gebäck und den in einem Nebenraum aufgebauten Spielen für Kinder um bürokratische Hindernisse.

Gut, dass Amanda Krass von der Migrationsberatung der Caritas in Lahnstein beim Treffen in Dausenau dabei ist. Sie ist eine Fachfrau, um ganz konkrete Fragen zu beantworten. Sie weiß, welche Beratungsangebote es gibt, welche Formulare, welche Behördengänge notwendig sind, für welche Gespräche unbedingt ein Dolmetscher gebraucht wird und wo es anderer, etwa ärztlicher Unterstützung bedarf. In Dausenau erklärt sie einer schwangeren Frau aus der Ukraine, wie sie einen Mutterpass erhält.

Neben der konkreten Unterstützung dient der Treff dem Austausch und Kennenlernen, nicht nur unter den Erwachsenen. Die Kinder finden bei Spielen und an der Tischtennis-Platte etwas Ablenkung von Krieg und Flucht und vielleicht auch neue Freunde.

„Uns helfen die Erfahrungen, die wir seit 2015 gesammelt haben“, sagt Amanda Krass und sieht in der Zusammenarbeit von Caritas, Diakonischem Werk und der Arbeiterwohlfahrt, vom Runden Tisch in Lahnstein bis zum Willkommenskreis in Diez ein starkes Hilfsnetz-Werk, um allen Flüchtlingen im Rhein-Lahn-Kreis bestmöglich in ihrer schwierigen Situation zu helfen.

In Bad Ems hat sich ebenfalls ein Runder Tisch „Willkommen in Bad Ems“ mit vielen Kooperationspartnern gegründet. Im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde an deren Martinskirche gibt es ab 9. Mai ein Beratungszentrum, das montags von 9 bis 12 Uhr geöffnet ist. Auch dort sind nicht nur Ukrainisch-sprechende Geflüchtete willkommen. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:

Was brauchen die aus der Ukraine geflüchteten Menschen? Das war eine der Fragen, die Martina Weimer (links) und Thomas Schumacher dazu bewegten, den offenen Treff im evangelischen Gemeindehaus in Dausenau ins Leben zu rufen. Pfarrer Stefan Fischbach (rechts) hofft, dass das Angebot wächst und gedeiht und eine sinnvolle Ergänzung zu den Sprachkursen der Ortsgemeinde darstellt. Foto: Matern