LS2005 2022 Synodale NL Ausst becrima

Nassauer Land liefert Zukunftsperspektiven für Synode

Erfahrung und Jugend aus Rhein-Lahn-Kreis bringen sich in oberstem kirchlichem Entscheidungsgremium ein

FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (23. Mai 2022) Die neue Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist jünger und weiblicher geworden. So steht jetzt mit Präses Dr. Birgit Pfeiffer aus Mainz erstmals eine Frau an der Spitze des Kirchenparlaments. Dazu tragen aber auch neue Gesichter aus dem Dekanat Nassauer Land bei, die in der vergangenen Woche erstmals an der dreitägigen Tagung teilnahmen, wie der 25-jährige Josua Keidel aus Kaub oder der 16-jährige Romero Hocke aus Klingelbach, der als einer von fünf Jugenddelegierten nun Rede-Recht im mit einem Landesparlament vergleichbaren Gremium hat.

LS2005 2022 Plenum becrima „Das ist sehr spannend“, kommentierte Romero Hocke den Auftakt der Tagung, die mit dem, was er bislang von Kirchengemeinde- und Dekanatsebene her kennt, nicht vergleichbar sei. Allein die umfangreichen Tagungsunterlagen erforderten viel und gute Vorbereitung. „Aber das haben wir uns untereinander etwas aufgeteilt“ ist der Jugenddelegierte aus dem Rhein-Lahn-Kreis froh, noch vier andere Delegierte neben sich sitzen zu haben. Über die Vollversammlung der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau wurde er nominiert. Zwar dürfen die Fünf nicht mit abstimmen, grundsätzlich findet er es aber toll und zukunftsweisend, dass seine Kirche die Meinung und Sichtweisen der Jugend anhört und sie an der Gestaltung der kirchlichen Zukunft teilhaben lässt. „Wir haben in der Synode ein Rede- und Antragsrecht und die Freiheit, an jedem Ausschuss teilzunehmen.“ Wie auch auf anderen Ebenen motiviert den jungen Mann aus dem Einrich an der ehrenamtlichen Gremienarbeit die Möglichkeit, sich einzubringen statt nur zu meckern. Wenn man von der Basis komme, liege einem neben der Jugendarbeit natürlich die Zukunft der Kirchengemeinden sehr nah. „Dort kommt ja Vieles von dem an, was hier beschlossen wird.“

LS2005 2022 Vorstand becrima Den Altersdurchschnitt der Synodalen mit Stimmrecht senkt der 25-jährige Josua Keidel aus Kaub. Der musste noch am Donnerstag seinen Platz wechseln, aus den Reihen der vier Synodalen aus dem Nassauer Land an die Spitze des Sitzungssaals. So überraschend er von der Dekanatssynode im Januar in Hahnstätten als Vertreter in die Kirchensynode gewählt worden war, wählten ihn die Landessynodalen jetzt in den Kirchensynodalvorstand (KSV). Dieser strukturiert und leitet die Tagungen der Synode. Mit Keidel ist dort neben der Präses Dr. Birgit Pfeiffer ein zusätzlicher rheinland-pfälzischer Synodaler vertreten. „Ich war selbst überrascht“, erklärte Keidel nach seiner Wahl. Für ihn ist wichtig, dass in der Synode „jüngere Gedanken“ eingebracht werden. „Das wurde schon immer so gemacht“ ist ein Satz, dem er nicht viel abgewinnen kann. Auch das „nur Sparen“ ist ihm als oberste Zielvorgabe zu wenig. „Es gibt ja nicht nur links und rechts, man muss Kompromisse finden“, sagt der Notfallsanitäter, der die Veränderungen mitgestalten möchte und dabei den Blick auf die Wahrnehmung von Kirche in kleinen Gemeinden mitbringt, in denen es immer mehr an Pfarrpersonal mangelt.

Noch stärker hätte das Nassauer Land das Durchschnittsalter der Kirchensynode senken können, das jetzt bei 53 Jahren liegt. Der 20-jährige Max Fischer ist nach seiner Wahl in der Dekanatssynode allerdings umgezogen. Bärbel Goerke aus Reichenberg rückte nach. „So war das eigentlich nicht geplant“, sagt Goerke, die nur noch als Stellvertreterin kandidieren wollte und nun doch wieder als Landessynodale im Amt ist. Wie Astrid Ellermann aus Aull bringt sie die längste Erfahrung im Kirchenparlament ein. Was Beide begrüßen: Dass die Zahl der Synodalen durch das Weniger an Dekanaten um 20 Sitze verkleinert wurde. „Auch die Reduzierung der Ausschüsse von vier auf drei ist ein guter Schritt“, so Ellermann.

LS2005 2022 PlenumVH becrima Für den von 37 auf 44,5 Prozent gestiegenen Frauenanteil in der Kirchensynode sorgt unter anderen Pfarrerin Nicole Wiehler aus Gemmerich. Für die 49-jährige Theologin war es zwar die erste Teilnahme an einer Kirchensynode, doch durch ihre langjährige Erfahrung in anderen kirchlichen Gremien kannte sie viele der Anwesenden. Sie freue sich, jetzt an kirchenpolitischen Entscheidungen mitarbeiten zu können, von denen in der Region oft gesagt werde, „die kommen von oben“. Deshalb ist ihr wichtig, „oben und unten“ stärker zusammenzubringen und die Kommunikation dazwischen zu verbessern, damit Beratungen und Entscheidungen transparenter und nachvollziehbarer werden. Und Wiehler weiß um die Bedeutung des Kirchenparlaments und seiner Ausschüsse. „Dort werden die Beschlüsse vorbereitet und Mehrheiten geprägt“, erklärt die Theologin, die seit 2005 Pfarrerin in Gemmerich ist. Das kann sie nun im Ausschuss „Bildung - Generation - Jugend“ tun, in den sie die Synode wählte. In diesen wurde auch Astrid Ellermann gewählt; letztere ist außerdem Mitglied im Benennungsausschuss. Der hatte etwa die Wahlvorschläge für die Präses-Wahl gemacht. Sein Einvernehmen ist unter anderem für die Wahl von Kirchenpräsident oder Kirchenpräsidentin erforderlich. Bernd-Christoph Matern

Zahl der Sitze reduziert

Nachdem im vergangenen Jahr die Vorstände in den über 1100 hessen-nassauischen Kirchengemeinden gewählt wurden und sich anschließend auch die Dekanatssynoden neu zusammensetzten, gibt es nun eine neue Kirchensynode. Im „maßgeblichen Organ“, wie es in der Kirchenordnung der EKHN heißt, ist es deutlich „luftiger“ als zuletzt. Die neue Synode hat mit 120 Sitzen exakt so viele wie die hessen-nassauische Gründungssynode vor genau 75 Jahren. Im Vorgängergremium von 2016 bis 2022 nahmen noch 140 Delegierte Platz. Mit der Dekanatsneuordnung wurde die Zahl der Kirchenkreise von einstmals mehr als 60 auf aktuell 25 reduziert. Damit sank auch die Zahl der Delegierten, die in den Dekanaten gewählt werden.(vr)

Hier finden Sie einen Bericht zur Wahl der Präses.

Hier finden Sie ausführliche Beiträge zur Tagung der neuen Kirchensynode.

Zu den Fotos:
Jünger und weiblicher ist die Kirchensynode der EKHN geworden. Dafür sorgen neben Josua Keidel, der als 25-Jähriger Synodaler jetzt dem Vorstand angehört, die Synodalen Bärbel Goerke, Pfarrerin Nicole Wiehler, Astrid Ellermann und der Jugenddelegierte Romero Hocke (von liniks). Fotos: Matern