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Das Glück im eigenen Herzen kann niemand nehmen

Evangelische Kirche Rhein-Lahn bietet Exkursionen zu Orten der Spiritualität und Geschichte

FRIEDRICHSSEGEN/RHEIN-LAHN. (24. Juni 2022) Zu einem Gedenkgottesdienst für Anne Frank hatte die Ökumene-Pfarrerin des Dekanats Nassauer Land Antje Müller zusammen mit der Kirchengemeinde Frücht/Friedrichssegen in die Friedenskirche eingeladen, um ans Schicksal des jüdischen Mädchens zu erinnern.

„Das Tagebuch der Anne Frank“ ist vielen Menschen ein Begriff. Es wurde zur Weltliteratur und machte Anne Frank unsterblich. Das jüdische Mädchen wurde so zur Symbolfigur für alle Opfer des Nationalsozialismus. Ihr Tagebuch hatte sie vor genau 80 Jahren von ihrem Vater Otto Frank als 13-jähriges Mädchen geschenkt bekommen. Anne, die am 12. Juni1929 in Frankfurt geboren wurde, ging mit ihren Eltern und der drei Jahre älteren Schwester Margot nach der Machtergreifung der Nazis nach Holland. Die Familie versteckte sich von Juni 1942 bis August 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus. Dort verfasste Anne auch ihr Tagebuch.

Leider wurde die Familie verraten und nach Ausschwitz deportiert, danach ins KZ Bergen-Belsen. Die hygienischen Verhältnisse dort waren katastrophal, so dass Anne und ihre Schwester völlig entkräftet und zum Skelett abgemagert an Typhus oder Fleckfieber starben. Anne war bei ihrem Tod erst 15 Jahre alt. Von der Familie überlebte einzig und allein Vater Otto Frank. Er widmete der Verbreitung des Tagebuchs seiner Tochter sein Leben.

Schülerinnen der Realschule plus Bad Ems hatten das Tagebuch der Anne Frank mit ihrem Lehrer David Schmidl ausführlich im Unterricht behandelt. Schülerin Melina Müller hatte sogar ein Comic über das Leben des Mädchens erstellt und präsentierte in der Friedenskirche Stationen von Anne Franks Lebens in einer gut gemachten Powerpoint-Präsentation.  Für die 15 jährige Melina war es besonders erschütternd, dass Anne Frank genauso alt wie sie war, als sie sterben musste. 

Ökumenepfarrerin Antje Müller stellte einen biblischen Bezug her zu den Propheten Jesaja und Micha und der Apostelgeschichte und wies auf die einander korrespondierenden jüdisch-christlichen Feste Schawuot und Pfingsten hin. Wenn Menschen sich nach den Geboten Gottes, die im Schawuot Fest gefeiert werden (Gabe der Tora) richten würden und eine Öffnung für den Heiligen Geist von Pfingsten stattfände, dann würde es keine Kriege geben und dann hätte es auch keinen Holocaust gegeben, so die Theologin.

David Schmidl sprach darüber, was Menschen heute von Anne Frank lernen können. Wolfgang Elias Dorr betete mit der Gemeinde den Psalm 121 und das bewegende „El male rachamim“, auch das Vaterunser wurde in der Muttersprache Jesu (aramäisch) von ihm gesprochen. Musikalisch unterstützt wurde die Gemeinde von Organistin Hannelore Syre und den Sängerinnen Gisela Rubröder und Christine Münch. Lieder wie „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, das Dietrich Bonhoeffer schrieb, der im gleichen Jahr wie Anne Frank von den  Nazis ermordet wurde, und israelische Friedenslieder wie „Schalom chaverim“ und „Hevenu Schalom alechjem“ durften nicht fehlen.

Zum Abschluss segneten Wolfgang Elias Dorr und Pfarrerin Antje Müller die Menschen mit dem Aaronitischen Segen, der in hebräischer und deutscher Sprache gesprochen wurde. Ein Zitat von Anne Frank bekamen die Gäste des beeindruckenden und bewegenden Gottesdienstes mit auf den Heimweg: „Reichtum, Ansehen, alles kann man verlieren, aber das Glück im eigenen Herzen kann nur verschleiert werden und wird immer, so lange, wie du lebst, dich wieder glücklich machen.“

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Erinnerten an Anne Frank (von links): David Schmidl, Pfarrerin Antje Müller, Wolfgang Elias Dorr und Melina Müller. Foto: KG