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Wechsel in Propstei: „Kirche kann es in Zukunft nur im Plural geben"

Pressegespräch mit Dr. Klaus-Volker Schütz und dessen Nachfolgerin Henriette Crüwell

MAINZ/RHEIN-LAHN. (15. September 2022) Deutsche Presse-Agentur (dpa), Evangelischer Pressedienst (epd), Südwestrundfunk und die Allgemeine Zeitung – das Medieninteresse an einem Pressegespräch anlässlich des Amtswechsels an der Spitze der Evangelischen Propstei Rheinhessen und Nassauer Land war groß. Eine gute Gelegenheit, Fragen an den scheidenden Propst Dr. Klaus-Volker Schütz und die neue Pröpstin Henriette Crüwell zu stellen. Und das taten die anwesenden Journalistinnen und Journalisten dann auch ausgiebig inklusive einer kleinen Fotosession und zwei sich anschließenden Interviews mit Pröpstin Crüwell.

03 IMG 9208Zunächst blickte Propst Dr. Klaus-Volker Schütz auf seine Amtszeit zurück („Vieles von dem, was ich vorhatte, konnte ich umsetzen“). Er sieht angesichts der vielen Zeichen der Dankbarkeit, die er anlässlich des bevorstehenden Ruhestands erhielt, zufrieden auf seine Amtszeit zurück. Schütz fand ein sehr passendes Bild für die Aufgabe der Pröpstinnen und Pröpste in der EKHN, einem Amt, das dem des Regionalbischofs beziehungsweise der -bischöfin in anderen Evangelischen Landeskirchen entspricht: „Wir sind so etwas wie der Transmissionsriemen zwischen den Menschen an der Basis und der Kirchenleitung. Wir tragen aber auch Themen, die in Darmstadt diskutiert oder in der Kirchensynode beschlossen worden sind, nach Rheinhessen und ins Nassauer Land.“ Einen seiner Arbeitsschwerpunkte sieht der scheidende Propst im Aufgreifen von geistlichen Themen und Fragen am Schnittpunkt von Kirche und Gesellschaft. So habe er mit den Dekaninnen und Dekanen der Region den rheinland-pfälzischen Buß- und Bettag mit gesellschaftsorientierten Schwerpunkten eingeführt, zu denen unter anderem das Thema „Sieg und Niederlage im Leben“ gehörte, für das er den Fußballtrainer Jürgen Klopp gewinnen konnte. Mit Karl Kardinal Lehmann wurden Fragen der Ökumene diskutiert, mit dem CDU-Politiker Heiner Geißler das Leben und Arbeiten in einer älter werdenden Gesellschaft.

Die neue Pröpstin blickt trotz der nicht immer leichten Aufgaben, vor denen sich auch die Evangelische Kirche derzeit gestellt sieht, optimistisch in die Zukunft. „Für mich passt das zusammen“, erklärte sie, „Sorge und Zuversicht. Mich rettet das als Christin. Denn als Christin kann ich in dem Glauben leben, dass wir immer eine Zukunft haben.“ In den nur zehn Tagen ihrer bisherigen Amtszeit habe sie schon erleben können, „mit wie viel Herzblut hier in der Propstei die Menschen am Werk sind, mit wie viel Ideenreichtum sie sich engagieren und die Welt ein bisschen heller machen“.

Die große Herausforderung sei, so Crüwell: „Wie können wir als Kirche präsent bleiben und mit wem können wir das bleiben?“ Crüwell berichtete von den positiven Erfahrungen als Gemeindepfarrerin in Offenbach, als sie großzügig Kirchenschlüssel in der Gemeinde verteilt und gesagt habe: „Wir haben hier die Kirche, habt ihr eine Idee?“ Eines sei sicher, so die Theologin, es werde Kirche in Zukunft nur im Plural geben. Den Kirchenraum gemeinsam zu nutzen und zu gestalten, das sei wirklich geteilter Sozialraum. „Denn wenn es Kirche nicht mehr gibt“, so die Pröpstin, „dann werden uns solche öffentlichen Räume fehlen, die nicht, wie zum Beispiel Einkaufszentren von uns sofort etwas erwarten, sondern, wo ich einfach sein darf.“ Hilke Wiegers

Mehr über die 22-jährige Amtszeit von Klaus-Volker Schütz finden Sie in diesem Beitrag.

Zu den Fotos:
Auf großes Medieninteresse stieß ein Pressegespräch mit dem ehemaligen Propst Dr. Klaus-Volker Schütz und seiner Nachfolgerin Pröpstin Henriette Crüwell. Fotos: Wiegers