AMNochern061122Alle becrima

Kantorei und Instrumentenklang stärken in Krisenzeit

Bad Emser Chor, Dekanatskantoren und Solistinnen verströmen in Holzappel und Nochern romantisch Zuversicht

RHEIN-LAHN. (17. November 2022) „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?“ Dieser biblische Vers diente als Motto für eine Chor- und Instrumentalmusik zum Ende des Kirchenjahres, zu der die drei Dekanatskantoren und die Kantorei Bad Ems mit zwei Solo-Streicherinnen nach Holzappel und Nochern eingeladen hatten. „Meine Hilfe kommt vom Herrn“, lautet die Antwort in besagtem Psalm 121. Stärke und Hilfe erfuhren die Gäste der beiden Abendmusiken in der Esterau und auf der Rheinhöhe in Zeiten weltweiter Krisen und Verunsicherung ebenso in der Musik. Wunderschöne romantische Melodien und Klänge brachten die Künstler in den beiden Gotteshäusern zu Gehör.

AMNochern061122SteinebachSamrock becrima Ruhe, Trost und Gottvertrauen verströmten Chor und Instrumentalisten mit ihrer Kunst. Unter der Gesamtleitung von Ingo Thrun wechselten Stücke für Chor und Instrumente mit Vorträgen für Orgel und Violine. Dabei wurden ausnahmslos sehr romantische Kompositionen ausgewählt. Immer wieder brillierte Hendrike Steinebach an der Violine mit ihrem sauberen, sanften und empfindsamen Strich, der dem Instrument berührend Schmelz wie Eindringlichkeit entlockte. Ob bei Antonín Dvořáks romantischem Stück, einem Andante von Felix Mendelssohn-Bartholdy oder den Werken Josef Gabriel Rheinbergers, einem Pastorale, einer Elegie und dessen Abendlied – die Streicherin schenkte auch in quirligen Läufen im Kirchenschiff Momente des Friedens, der Ruhe und der Besinnung. In Kantor Martin Samrock hatte sie einen einfühlsamen Begleiter. Er wusste sowohl an der Rassmann-Orgel in Holzappel als auch der Walcker-Orgel in Nochern die sanften der dort zwölf Register sehr facettenreich zu ziehen, „Lieblich gedeckt“ und Salicional-Pfeifen waren gefragt. So verschmolz das Spiel mit der Violine zur stimmungsvollen Einheit und erzeugte ein wirkungs- und gefühlvolles Mit- und Nacheinander romantischer Sequenzen.

AMNochern061122Kantorei becrima Die elf Sängerinnen und Sänger der Kantorei Bad Ems verfügen über bemerkenswert tonreine Stimmen und mit Manuela Kühnau über eine tolle Sopranistin, die etwa der Hymne von Mendelssohn-Bartholdy starken Ausdruck verlieh. „Hör mein Bitten!“ drang es, begleitet von Markus Ziegler an der Orgel, sehr leidenschaftlich flehend von der Empore ins Kirchenschiff. Der Chor verstärkte die gekonnte Lautmalerei des von feindlicher Bedrohung, Angst und Todesfurcht handelnden Textes, bevor das Werk im vierten Vers in ein träumerisches, friedliches Hoffen mündet. Zwei sehr schöne skandinavische Weisen hatte Thrun für seine Kantorei ausgewählt, die die Tonreinheit des Ensembles einmal mehr unterstrichen. Zunächst a cappella „Im Himmelreich“ mit einem Satz des schwedischen Organisten Jan-Haakan Aaberg. Sphärische Welten taten sich von da oben auf. Von Otto Olsson stammt die Vertonung des Titel gebenden 121. Psalms. Hymnisch und begleitet von kräftigen Orgelakkorden erschallte da die erlösende Botschaft „der Herr ist dein Schirm“, bevor die Kantorei ein langes leises „Amen“ sauber in die Kirche hauchte.

Ein klangvoller Glanzpunkt im romantischen Reigen: Max Regers Choralkantate „Meinen Jesum lass ich nicht“ für Chor, Soli, Violine, Viola und Orgel. Dabei lieferte sich Friederike Trove an der Viola ein meisterliches Begleitduett mit Steinebach, während die Frauen der Kantorei die Melodie sangen. Zum Schluss der Kompositionen konnte Markus Ziegler dann auch noch einmal kraftvollere Register ziehen, um im tollen Ineinander aller Stimmen und Instrumente die große Bekenntniskraft des Werkes überzeugend zu entfalten.

Manchmal wäre der Zuhörerschar in der Nocherner Kirche nach Applaudieren gewesen, aber sie beherrschte sich, um die geistliche Stimmung nicht zu zerstören. Dr. Ulrich Werner, stellvertretender Vorsitzender der Dekanatssynode und derzeit verantwortlich für die Kirchengemeinde, sprach noch einen Segen, und die Kantorei sang Rheinbergers stimmlich anspruchsvolles Abendlied, mit dem die geistliche Abendstunde ein friedlich-zuversichtliches Ende fand. Dann brach sich auch Beifall für die Künstler Bahn. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Die evangelische Kantorei Bad Ems zusammen mit den Dekanatskantoren Ingo Thrun, Markus Ziegler und Martin Samrock (vorn von rechts),  sowie die Streicherinnen Hendrike Steinebach und Friederike Trove nach einer Mut und Zuversicht verströmenden Abendstunde in Nochern. Brillant das Zusammenspiel von Violine und Orgel in den romantischen Kompositionen. Fotos: Matern