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„Fairteiler“: Lebensmittel verwenden statt verschwenden

Start für Fastenaktion des evangelischen Dekanats „7 Wochen fair, regional und klimafreundlich“ in Eppenrod

EPPENROD/RHEIN-LAHN. (1. März 2023) Mit einem Gottesdienst und einem fairen Kirchkaffee ist in Eppenrod die diesjährige Fastenaktion des evangelischen Dekanats Nassauer Land eröffnet worden. Unter dem Motto „7 Wochen fair, regional und klimafreundlich“ lädt Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung des evangelischen Dekanats Nassauer Land, noch bis 23. März zu einer Reihe von Veranstaltungen ein, die zu einem schonenden Umgang mit den Ressourcen der Erde animieren sollen.

Trotz aller gegenwärtigen Krisen wie dem Krieg in der Ukraine, den Erdbebenopfern in Türkei und Syrien, der Energieknappheit und hohen Preisen bleibe die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung, für soziale Gerechtigkeit und den Frieden eine vordringliche Aufgabe, erklärte Metzmacher in dem Gottesdienst, der auch von Pfarrerin Melanie Scheider und Pfarrer Oliver Sigle mitgestaltet wurde. Deshalb stehe in der Fastenaktion des Dekanats der Blick auf regionale Produkte und ein faires und klimafreundliches Verhalten im Fokus. „Nicht Ohnmacht und Resignation soll uns bestimmen, sondern konkrete Schritte, die jeder und jede in den kommenden sieben Wochen und hoffentlich auch darüber hinaus im Kleinen tun kann“, sagte der Theologe.

Dazu zähle die Initiative  der Menschen, die die Fairteiler-Stationen aufgebaut haben und organisieren. Eine solche gibt es seit vergangenem Frühjahr in Eppenrod in unmittelbarer Nähe der Kirche. „Ehrenamtlich und engagiert in Kooperation mit Orts- und Kirchengemeinde wurde dabei Wichtiges zur Bewahrung der Schöpfung erreicht“, so Metzmacher.

7WStart Eppenrod 1 Foto MetzmWie Klimaschutz und die Rettung von Lebensmitteln zusammenhängen, erklärte Traute von Romatowski, die mit einem engagierten Team die Fairteiler-Station in Eppenrod aufgebaut hat und betreut. Weltweit würden derzeit rund vier Milliarden Tonnen Lebensmittel angebaut und produziert, mehr als ein Drittel davon aber verschwendet beziehungsweise schon im Vorfeld vernichtet. Eine Verschwendung von jeder Menge Energie und Arbeitskraft, wie jeder wisse, der selbst Nahrung anbaut. Als klassisches Beispiel nannte Romatowski die Erdbeeren. „Um ein Kilogramm auf unseren Tisch zu bringen, braucht es allein 300 Liter Wasser“, so die Lebensretterin. „Im letzten Jahr haben wir allein in einer einzigen Sonderabholung an einem einzigen Betrieb 400 Kilogramm Erdbeeren gerettet.“ Jeder könne sich ausrechnen, was da an Wasser verschwendet wurde. „Verwenden statt Verschwenden“ ist daher die Devise des Foodsharings.

7WStart Eppenrod 3Foto MetzmIm März 2022 wurde die Fairteiler-Station „Ober der Kirch“ eröffnet, wo ehrenamtliche „Foodsaver“ (Lebensmittelretter) – derzeit mehr als 80 Personen – die von den Supermärkten aussortierten Lebensmittel zusammentragen, damit sie von allen Interessierten kostenlos und in „fairen Mengen“ mitgenommen werden können. Die Ausgabestelle, die als Lebensmittelbetrieb geführt wird und damit den Hygienerichtlinien unterliegt, ist von Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Dienstags, mittwochs und freitags wird die Station gefüllt. Nach fast einem Jahr sei die Eppenroder Station gut angenommen und weit über die Grenzen von Eppenrod hinaus bekannt.

Romatowski erinnerte an viele schöne Erlebnisse in dieser Zeit. Beispiele: Die über 80-jährige Rentnerin, die frühmorgens in ihrem Garten Petersilien- und Schnittlauchsträußchen schneidet, um sie den Abholern zur Verfügung zu stellen, die Schnee räumenden Nachbarn oder auch die Kinder, die mit (zu) vielen Süßigkeiten zu Nikolaus und Weihnachten bedacht wurden und diese für andere Kinder zum Fairteiler brachten. Sie verzeichne ein Umdenken bei den Betrieben, wo wesentlich umsichtiger disponiert und das Thema Nachhaltigkeit inzwischen immer ernster genommen werde, wenngleich das für die sozialen Projekte, die die Fairteiler unterstützen, ein Dilemma sei. Auch das Kaufverhalten ändere sich. Sicherlich zwinge die Preissteigerung einige Kunden, bewusster einzukaufen; aber auch ein Umdenken in punkto Mindesthaltbarkeitsdatum sei zu erkennen, „und der Griff zu regionalen Produkten rückt immer mehr in den Fokus“.

Nach dem Gottesdienst konnten die Gäste nicht nur einen Blick in die Fairteiler-Station werfen. Sie nutzten das Kirchenkaffee zum Genuss von fairen und geretteten Lebensmitteln und zum Austausch über das Thema Nachhaltigkeit. Dazu gibt die Fastenaktion des Dekanats auch noch mit anderen Themenschwerpunkten an unterschiedlichen Orten im Rhein-Lahn-Kreis reichlich Gelegenheit. Bernd-Christoph Matern

 

Hier können Sie ein Flugblatt mit zusätzlichen Informationen zu nachhaltigem Verhalten herunterladen.

Hier finden Sie einen Bericht zu den einfach zu installierenden Balkonkraftwerken.

Hier finden Sie einen Bericht über den Besuch des Eine-Welt-Ladens in Nastätten.

Hier finden Sie einen Bericht zum Besuch des Wasserkraftwerks in Bad Ems.

Hier finden Sie einen Bericht über den Besuch einer privaten Bierbrauerei in Dausenau.

 

Zu den Fotos:

Eröffneten mit einem Gottesdienst die Fastenaktion des evangelischen Dekanats Nassauer Land in der Kirche von Eppenrod (von links): Oliver Sigle, Melanie Schneider, Matthias Metzmacher und Traute von Romatowski. Foto: Birker

Die Initiatorin der Eppenroder Fairteiler-Station „Ober der Kirch“ Traute von Romatowski (rechts) und Anja Laux, Botschafterin für Foodsharing im Bezirk Limburg, warben für einen sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln. Fotos: Metzmacher