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Kirchentag will mit Hoffnung und Tatendrang Krisen trotzen

Thomas de Maizière: Freiheit birgt Unsicherheit – Viele Teilnehmende aus der Region Rhein-Lahn dabei

NÜRNBERG/RHEIN-LAHN. (7. Juni 2023) Friedensethik, Klimaschutz, soziale Teilhabe: Die Liste der Themen, die die Kirchen in Deutschland derzeit beschäftigen, ist lang. Heute startet in Nürnberg der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag. Kirchentagspräsident Thomas de Maizière stellte am Mittag das Programm vor und wünschte sich, dass von dem Event viele Impulse in die Gesellschaft ausgehen. Unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ (Markus 1, Vers 15) haben sich auch viele Gäste aus der Region Rhein-Lahn auf den Weg in die Frankenmetropole gemacht. Bis Sonntag erwartet sie dort ein mehr als 2000 Angebote umfassendes Programm – eine Mischung aus Glaubensfest und politischem Diskurs. 

KTPK070623PodiumBS becrima Vom Kirchentag solle ein „öffentliches Signal der Hoffnung für die ganze Gesellschaft“ ausgehen, erklärte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm während einer Presskonferenz zur Eröffnung. „Begegnung ist das Zentrale“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der ein starkes Bekenntnis zur Bedeutung von Glauben und Kirche in der Gesellschaft abgab. Es gehe um existenzielle Fragen beim Glauben, um Kraft und Liebe, die Menschen aus ihm schöpfen. Und immerhin gingen sonntags immer noch mehr Menschen in Gottesdienste als in Fußballstadien der Bundesliga. „Wir wollen unter Gottes Himmel gut streiten“, formulierte Kirchentagspräsident de Maizière. Dazu gehöre, dass Menschen mit unterschiedlichsten und ganz konträren Einstellungen miteinander diskutieren.

Rund 3000 Teilnehmende aus Hessen und Nassau  

KT070623Hockerleer becrima Die Corona-Pandemie verbannte vor zwei Jahren den Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt fast komplett in die digitale Welt. Nun ist es ab Mittwoch endlich wieder soweit: Bis zu 100.000 Gäste werden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg erwartet. 60.000 Tickets seien bis Mittwoch bereits verkauft worden, die miesten davon für Dauergäste. Für den heutigen Abend der Begegnung rechnen die Verastalter mit 120.000 Besucherinnen und Besuchern in der Stadt. In Franken werden sich darunter auch fast 3000 Teilnehmende aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mischen. Der Ukraine-Krieg und der Klimaschutz gelten als Schwerpunkte auf dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Alleine rund 100 Veranstaltungen soll es zu Umweltfragen geben. Dazu werden unter anderem die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet; . „Krieg in Europa, wirtschaftliche Unsicherheit und die daraus resultierenden Folgen, Corona, Klima und Transformationsprozesse aller Art – wir leben in einer Zeit multipler Krisen, die bislang unbestrittene Grundsicherheiten erschüttern“, erklärte de Maizière in seinem Grußwort. „Unsere Aufgabe ist es, diese Sorgen ernst zu nehmen und gleichzeitig Möglichkeiten zum Handeln aufzuzeigen. Für unser gesellschaftliches Miteinander sind Zusammenhalt und Gemeinschaft von zentraler Bedeutung und sie sind massiv herausgefordert“, erklärte de Maizière vor der EKD-Synode.

Kirchenpräsident mit Medienfragen in Nürnberg

KTPK070623PodiumSaal becrima Aus Hessen-Nassau ist unter anderem Kirchenpräsident Volker Jung in Nürnberg mit von der Partie. Im Zentrum „Digitale Kirche und Gottesdienst“ ist Jung, der auch als „Medienbischof“ der Evangelischen Kirche in Deutschland gilt, am Donnerstag zu Gast. Um 11.30 Uhr will er in der Stadthalle (Rosenstraße) der Frage nachgehen, ob es in der Kirche bessere ethische Leitlinien in den Sozialen Medien geben muss. Im Zentrum Menschenrechte (Nationalmuseum, Karthäusergasse) ist Jung dann am Samstag ab 15 Uhr auf einem Podium zu hören. Das Thema: „Upload Menschenrechte: Wie frei ist das Internet und wie frei soll es sein?“ Am Samstagabend um 22 Uhr leitet Kirchenpräsident Volker Jung schließlich den Abendsegen auf der Bühne im Messepark.

Bühnenklassiker aus Hessen-Nassau in Franken 

Passend zum Schwerpunktthema Umwelt will das hessen-nassauische Duo Camillo für gutes Klima bei der Großveranstaltung sorgen. So ist es mit seinem aktuellen Programm „Sundays For Future“ unter anderem am Donnerstag um 13.30 Uhr und am Samstag um 13 Uhr im Kulturforum (Würzburger Straße) zu Gast. Der südhessische Pfarrer und Liedermacher Clemens Bittlinger tritt mit seiner Band ebenfalls mehrmals in Nürnberg auf, unter anderem am Samstag um 13.30 Uhr in Halle 4A im Messezentrum oder ab Samstagabend ab 20 Uhr bei der „Nacht der Lieder“ ebenfalls in Halle 4A auf der Messe. Schließlich beinahe schon ein Klassiker auf Kirchentagen: Die Frankfurter Band Habakuk mit Pfarrer Eugen Eckert. Sie tritt ebenfalls gleich mehrmals auf, unter anderem am Donnerstag um 19 Uhr mit einem Konzert in der Nürnberger Wilhelm-Löhe-Schule (Deutschherrnstraße).

Über Transmenschen und Antisemitismus in der Musik

Daneben werden zahlreiche Fachleute aus der hessen-nassauischen Kirche auf Podien erwartet. EKHN-Landesjugendpfarrer Gernot Bach-Leucht und Gerhard Schreiber vom Institut für Theologie und Sozialethik in Darmstadt werden im Zentrum Geschlechterwelten und Regenbogen den Workshop „Zum Bilde Gottes geschaffen. Trans* und Kirche“ leiten. Er beginnt am Freitag um 11 Uhr im „Gemeinschaftshaus Langwasser“ (Glogauer Straße). Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum wird sich am Freitag um 11 Uhr gleichzeitig mit „antijüdischen Stereotypen und kulturellen Aneignungen in der Kirchenmusik“ befassen (NCC, Messezentrum). Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentiert sich aus Hessen-Nassau zudem unter anderem die Ehrenamtsakademie (Halle 9, Messezentrum).

Von „Roter Couch“ bis Segensroboter

Am Interview-Format der „Roten Couch“ beteiligt sich von Donnerstag bis Samstag auf der Bühne im Messepark auch das Evangelische Medienhaus der EKHN. Redakteurin Andrea Seeger interviewt prominente Gäste. Darunter sind der der frühere Siemens Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser, Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen oder der Limburger Bischof Georg Bätzing. Ein ganz besonderer Gast aus der EKHN ist zum Kirchentag schließlich noch im Deutschen Museum in Nürnberg (Augustinerhof) zu bestaunen: Der Segensroboter „BlessU-2“, den die hessen-nassauische Kirche 2017 für die Weltausstellung der Reformation in Wittenberg konzipierte. Er soll nun auch in Franken für Debatten rund um die Zukunft der Kirche sorgen. (vr/bcm)

Hier finden Sie einen Bericht über die ersten Eindrücke der Kirchentagsteilnehmenden aus dem Rhein-Lahn-Kreis.

Zu den Fotos:
Kirchentagspräsident Thomas de Maizière, der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Bischof Heinrich Bedord-Strohm freuen sich auf den Kirchentag und das umfassende Programm. Ab morgen füllen sich die Hallen unter anderem auch für streitbare Podiumsdiskussionen. Das Interesse der Medien war heute Mittag schon einmal sehr groß. Fotos: Matern