Schokolade soll keinen bitteren Beigeschmack haben
Ökumenischer Gottesdienst wirbt im Kloster Bornhofen um weltweit gerechte Produktionsbedingungen
KAMP-BORNHOFEN/RHEIN-LAHN. (30. August 2024) Ein ökumenischer Schokoladen-Gottesdienst klingt nach einer süßen Angelegenheit. Kein Wunder scheint es da, dass der Guardian des Klosters Bornhofen Pater Eryk Kapala zusammen mit der Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller sehr viele Gäste begrüßen konnten. Ein Teil hatte sich zu Fuß unter Leitung von Lothar Bindczeck von Lykershausen aus auf den Weg zu dem außergewöhnlichen Gottesdienst begeben. Ein anderer Teil war Pfarrer Martin Stock von Braubach aus mit dem Fahrrad zur Feier gefolgt.
Was die Besucher in der voll besetzten Klosterkirche einte, war der Wille, auf die ungerechten Produktionsbedingungen der Schokolade aufmerksam zu machen, die süß und günstig in deutschen Geschäften zu erwerben ist, deren Grundlage, die Kakaopflanzen, aber unter harten Arbeitsbedingungen hergestellt werden; vom Gewinn bekommen die Familien in den Ländern, die Kakao anbauen, am wenigsten ab. Vor scheinheiligen Fassaden, die es auch in der Kirche gebe, warnte Antje Müller und forderte mit Worten aus dem Propheten Jesaja auf zu einem „Fasten, das dem Herrn gefällt“ und genau hinzuschauen, wie Armen und Unterdrückten tatsächlich geholfen werden kann.
Zur gerechten Herstellung von importierten Produkten gehören aber nicht nur Preise und ein Lohn, von denen auch die Erzeugerländer profitieren, sondern auch menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Die fördert unter anderem die evangelische Hilfsaktion Brot für die Welt. Deren Referentin Brigitte Molter zeigte in ihrer Powerpoint Präsentation anhand eines landwirtschaftlichen Projektes in Indonesien wie das gehen kann. Statt wie bis dato den Anbau von Kakao-Pflanzen mit chemischem Dünger zu sichern, zeigte das Projekt, dass es auch natürliche Möglichkeiten gibt, die Pflanzen wachsen zu lassen und vor einem Schädlingsbefall zu schützen und damit auch die Menschen beim Anbau der Pflanzen vor Gesundheitsschäden zu bewahren. Keine Pestizide und trotzdem ein gutes Ernteergebnis – das überzeugte die Kakaobauern.
Das Lied „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“, das an die Heilige Elisabeth erinnert, die mit den Armen geteilt hat und das kräftig in der Klosterkirche mit Orgelbegleitung von Hannelore Syre angestimmt wurde, passte da besonders gut zum Thema. Musikalisch verschönerte außerdem Katja Crecelius mit ihrem Gesang und Spiel am E-Piano die ökumenische Feier; die endete mit „Großer Gott wir loben Dich“ und dem gemeinsam von Pater Eryk und Pfarrerin Müller gesprochenen Aaronitischen Segen. Zuvor war in den Fürbitten, die von Salome Ngugi, Roswitha Zenker, Lothar Bindczeck und Antje Müller vorgetragen wurden, noch einmal um einen bewussten Umgang mit den Gaben der Schöpfung und für die gegenseitige Verantwortung gebetet worden.
Miteinander ins Gespräch zu kommen und zu reden, sei sowohl in der Ökumene als auch im Verständnis dafür, wo es in der Welt ungerecht zugeht, sehr wichtig, erklärte Pater Eryk. „Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir etwas bewegen“, sagte er und lud die große Besucher-Schar auf den Marienplatz neben der Pilgerhalle des Klosters ein. Dort ist noch bis Oktober eine Ausstellung im Rahmen des „Jahres der Schokolade“ zu sehen. Mit Anschauungsmaterial, Hörstationen und einer überdimensionalen Kakaoschote, in der man Platz nehmen kann, machen die Franziskaner auf die teilweise bitteren Produktionsbedingungen in Afrika und Südamerika aufmerksam.
Aber nicht nur die Ausstellung lockte nach dem Gottesdienst auf den Platz. Fleißige Hände hatten einen Schokoladenbrunnen aufgebaut und versüßten damit Frucht-Spieße, die ebenso reichlich Abnahme fanden wie die fair gehandelte Schokolade, die Regina Christ und das Team vom Eine-Welt-Laden in Katzenelnbogen anboten. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Voll besetzt war die Klosterkirche Bornhofen. Der ökumenische Schokoladen-Gottesdienst hatte manche Gäste auch zu Fuß oder mit dem Rad dorthin gelockt. Pfarrerin Antje Müller, Pater Eryk Kapala, Salome Ngugi, Roswitha Zenker, Brigitte Molter und Lothar Bindczeck (von links) gestalteten den Gottesdienst. Fotos: Matern
Brigitte Molter von Brot für die Welt stellte ein Projekt vor, das den Kakaobauern vermittelte, dass statt chemischer Dünger auch natürliche Mittel erfolgreich eingesetzt werden können.
Hochbetrieb herrschte im Anschluss an den Gottesdienst am Schokoladenbrunnen auf dem benachbarten Marienplatz, wo bis Oktober eine Ausstellung zum Thema zu sehen ist.