Kirchliche Sozialstation Diez warnt Patienten vor Betrugsmasche
Paulinenstiftung unterstützt ambulanten Pflegedienst mit Warn-Würfeln fürs Telefon und neuem Einsatz-Fahrzeug
DIEZ/RHEIN-LAHN. (29. Oktober 2024) Mit dicken Holzwürfeln, die ältere Menschen neben ihr Telefon legen können, will die kirchliche Sozialstation in Diez ihre Klienten vor Telefonbetrug schützen. Ermöglicht wurde nicht nur diese Anschaffung von der Diakoniegemeinschaft Paulinenstift, die den ambulanten Diensten in evangelischer Trägerschaft jetzt 600 Exemplare davon überreichte.
„Vorsicht Falle!!!“, „Geld oder Wertsachen herausgeben. NIEMALS!“, „Jemand Fremden in die Wohnung lassen. NIEMALS!“, „Bei Unbekannten sofort das Telefonat beenden. IMMER!“, „Polizei anrufen oder Vertrauensperson heranziehen. IMMER!“, ist darauf in dicken Buchstaben zu lesen. „Wir haben das bei uns in Diez und Altendiez auch schon erlebt, dass Patienten unserer Station einen Schockanruf bekamen und völlig aufgelöst zur Bank rannten, um das Geld abzuheben, dass die Betrüger verlangten, damit nahe Angehörige aus der angeblichen Klemme befreit werden“, berichteten Pfarrer i.R. Addi Tremper, Vorstandsvorsitzender der Sozialstation, und deren Leiterin Katja Stricker, als ihnen Stiftungsgeschäftsführer Kristian Brinkmann und Staatsminister a.D. Karl Peter Bruch vom Vorstand der Paulinenstiftung die Würfel überreichten. Und nicht nur diese. Ebenso freut sich die Station über ein von der Diakoniegemeinschaft finanziertes neues Einsatzfahrzeug. Brinkmann und Bruch überreichten die Fahrzeugschlüssel stellvertretend an Chantal Roos, eine der 47 Pflegefachkräfte, die mit dem Fahrzeug täglich zwischen 30 und 150 Kilometer zurücklegen, um Patienten in den Verbandsgemeinden Diez und Aar-Einrich zu versorgen.
„Auf solche Unterstützung sind wir angewiesen“, dankte die Geschäftsführerin der Sozialstation Eva Reichwein für die Spende, mit dem der 30 Fahrzeuge große Fuhrpark fast wieder komplett ist. Den Fahrzeugen wird durch die vielen Stop-and-Gos sowie die teils langen Wege viel abverlangt, und sie müssten alle sechs bis acht Jahre ausgetauscht werden. „Wir haben ja einen Versorgungsauftrag und können uns nicht nur die Rosinen rauspicken“, erläuterte Tremper den beiden Gästen. Das bedeute, auch entfernte Strecken anzufahren, selbst wenn dort nur Medikamente verabreicht werden müssen. Noch weitere Strecken würden die drei speziell für die Bedürfnisse von Essen auf Rädern ausgestatteten Fahrzeuge zurücklegen. Die Überbürokratisierung mache den Pflegediensten die Arbeit noch schwerer, erinnerte Tremper an die ungleichen Anforderungen in Rheinland-Pfalz und dem benachbarten Hessen.
Chantal Roos kennt sowohl die Gefahr, dass ihre Patienten Opfer von Betrügern werden können, als auch den Zeitfresser Bürokratie. Die junge Pflegefachkraft verbringt bei ihren fast 20 Klienten zwischen zehn Minuten und einer halben Stunde und sie merkt, wo jemand mal ein Gespräch mehr braucht als nur den Verbandwechsel, um gesund zu werden. „Die Zeitvorgaben und die Vergütungen durch die Kassen sind schlichtweg nicht ausreichend, die Menschen entsprechend zu versorgen“, weiß auch Paulinenstiftungs-Geschäftsführer Brinkmann, das gelte für Krankenhäuser wie die ambulante Pflege. „Satt und sauber reicht allein nicht“, weshalb konfessionelle Anbieter freiwillig mehr Zeit investierten. Aber das sei kostendeckend nicht möglich. An Investitionen werde da oft gespart. „Es gehört zu unserem Stiftungszweck, soziale Einrichtungen zu unterstützen, wenn es klemmt“, erklärte Brinkmann. „Wir haben eine soziale Verpflichtung und brauchen gerade hier im ländlichen Raum Solidarität“, ergänzte Karl Peter Bruch. Ihm war es wichtig, nicht nur zu klagen, sondern sich auch zu freuen, dass es in der Diezer Station mit Chantal Roos auch jungen Pflegnachwuchs gebe. „Wir können froh sein, dass es junge Menschen gibt, die sich für einen Beruf in der Pflege entscheiden. Das spricht für die Station“, so Bruch. Bernd-Christoph Matern
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Über den Besuch von Karl Peter Bruch und Kristian Brinkmann von der Diakoniegemeinschaft Paulinenstift (von links) freute sich die kirchliche Sozialstation in Diez gleich doppelt. Schwester Chantal Roos, Stationsvorstand Addi Tremper und Geschäftsführerin Eva Reichwein dankten für ein neues Einsatzfahrzeug und 600 Holzwürfel, die ihre Klienten vor Telefon-Betrug warnen sollen. Foto: Matern