Kirchensynode diskutiert über Wege zum Frieden auf Erden

Antrag des Dekanats Nassauer Land auf höheres Stundenkontingent für Kita-Trägerschaft an Ausschuss verwiesen

 FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (12. Mai 2019) Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist am Samstag in Frankfurt am Main nach intensiven Debatten zur Zukunft der Kirche und einem eindrücklichen Appell gegen Antisemitismus beendet worden. Seit Donnerstag hatten sich die 141 Delegierten des mit einem Parlament vergleichbaren Kirchengremiums im Frankfurter Dominikanerkloster mit unterschiedlichsten Themen befasst unter anderem mit Friedensethik und dem Blick auf die Mitgliederentwicklung.

Einen Schwerpunkt bildete die Situation der Glaubensfreiheit in der Welt. Außerdem wurde der Bericht von Kirchenpräsident Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft breit diskutiert. Jung hatte unter anderem ein stärkeres Zugehen auf jüngere Kirchenmitglieder angeregt und beispielsweise spezielle Kontingente für evangelische Eltern in protestantischen Kitas ins Spiel gebracht.

Eine friedensethische Stellungnahme hatte der Synodal-Ausschuss „Umwelt, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ vorgestellt. Deren Vorsitzende Gisela Kögler stellte das Papier zusammen mit Pfarrerin Yvonne Fischer, Landessynodale des Dekanats Nassauer Land aus Friedland, dem Gremium vor. Es gehe nicht um den Frieden im Jenseits, sondern wie es die Engel an Weihnachten verkünden „auf Erden“. „Die Bibel bewegt uns, treibt uns dazu an, mehr für den Frieden zu tun und selbst Schritte für den Frieden zu machen“, so Fischer. Es gehe darum, die Gewöhnung an Krieg und Auseinandersetzungen in der Welt zu bekämpfen.

Die Synodalen begrüßten allesamt den Diskussionsprozess. Im Detail stritten sie aber über die Gründe von Kriegen in der Welt ebenso wie über die möglichen Wege zum Frieden: Besonders umstritten war der im Entwurf zitierte Satz lateinamerikanischer Kirchen, dass das gegenwärtige Wirtschaftssystem „weltweit tötet und bei uns den sozialen Frieden gefährdet“. Gerade die globale Wirtschaft habe in den vergangenen Jahren geholfen, Armut und Hunger zu bekämpfen, wurde aus den Reihen des Plenums entgegnet. Auch in Deutschland habe sie lange Zeit Wohlstand und den sozialen Frieden gesichert. Der Diskussionsprozess soll bis zur kommenden Synode im November 2019 fortgesetzt werden. Schon vor der Debatte hatte der Kirchensynodalvorstand der Versammlung vorgeschlagen, das Papier auf allen Kirchenebenen zu diskutieren und friedensstiftende Aktionen zu sammeln. Einen ausführlicheren Beitrag über die Diskussion finden Sie hier.

Thema der Synode war auch die jüngste Studie des Freiburger Instituts für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik zur Mitgliederentwicklung der evangelischen Kirche in Deutschland, die eine Halbierung der Mitgliedszahl bis zum Jahr 2060 prognostiziert. „Zahlen zum Nachdenken“ nannte sie der Präses der hessen-nassauischen Kirchensynode Ulrich Oelschläger. Die Synode zog daraus erste Schlüsse. Sie beauftragte unter anderem die Kirchenleitung damit, ein Prioritätenpapier zur Zukunft der Kirche zu erarbeiten. Es soll auf der kommenden Synodentagung im November zur Beratung vorliegen. 

Als ein „zentrales Zukunftsfeld unserer Kirche“ bezeichnete in diesem Zusammenhang Landessynodaler Frank Puchtler aus Oberneisen die evangelische Trägerschaft von Kindertagesstätten. Das Dekanat Nassauer Land, unterstützt vom Dekanat Rheingau-Taunus, hatte einen Antrag an die Synode gestellt, den Bemessungsfaktor pro Kitagruppe zur Berechnung der Arbeitsstunden der Geschäftsführung von derzeit 0,8 auf 1,2 zu erhöhen; derzeit gibt es für die 14 in Trägerschaft des Dekanats Nassauer Land stehenden Kitas nur eine 75-Prozent-Stelle. Nach Worten Puchtlers entlaste die Übernahme der Trägerschaft durch das Dekanat die Kirchengemeinden spürbar. Die gemeindeübergreifende Trägerschaft sei auf erfolgreichem Weg und müsse weiter optimiert werden. „Zur Optimierung ist es dringend notwendig, dass die personelle Ausstattung für die Geschäftsführung verstärkt wird“, begründete Puchtler den Antrag des Dekanats. Und auch als Landrat unterstütze er ausdrücklich diesen Antrag. Die Erfahrungen des Jugendamtes, das 85 Kitas im Kreis betreut, zeigten, dass eine gute personelle Ausstattung im Organisations-, Steuerungs- und Führungsbereich entscheidend ist, um eine gute Trägerschaft leisten zu können.

Der Antrag wurde an die synodalen Ausschüsse verwiesen und wird dort nun weiter beraten. Gleiches gilt für zwei Anträge, in denen das Dekanat Nassauer Land eine Höhegruppierung langjähriger Verwaltungsfachkräfte beantragt und zum Anderen eine Anpassung der Bemessungsgrundlagen für die Anzahl an Verwaltungsfachkräften in den Dekanaten; deren Aufgabenumfang und -vielfalt sei in den vergangenen 18 Jahren enorm gestiegen, heißt es in der Begründung. (vr/bcm)

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Zum Foto: Pfarrerin Yvonne Fischer (oben) machte sich vor der Synode dafür stark, nach konkreten Schritten zum Frieden im Diesseits zu suchen und die Gewöhnung an Krieg und Gewalt in der Welt zu bekämpfen. Die Synodalen aus dem Nassauer Land begründeten auch die Anträge, die das Dekanat an die Synode gerichtet hatte. Foto: EKHN