Evangelische Kirchengemeinde feierte 50. Geburtstag: Heimat im Wandel der Zeiten

 LAHNSTEIN-FRIEDLAND. (10. September 2019) Vom Gemeinschaftsgeist des Lahnsteiner Stadtteils zeugte das Fest zum 50. Geburtstag der evangelischen Kirchengemeinde Friedland. Viele junge bis alte Menschen kamen zum Gemeindehaus in der Ostpreußenstraße, um unter freiem Himmel ein unterhaltsames Programm unter dem Motto „Zeit vergeht – Heimat entsteht“ zu erleben.

Eindrucksvoll war bereits der ökumenische Gottesdienst, mit dem das Jubiläumsfest begann. Begleitet vom Posaunenchor wurden frohe Lobchoräle angestimmt. Eine Seltenheit: Die Predigt, die Gemeindepfarrerin Yvonne Fischer hielt, wurde mit spontanem Applaus bedacht. Die Theologin hatte zuvor von Gesprächen mit alteingesessenen Friedländern erzählt, als in den 1950-er Jahren nur ein „Behelfsheim“ im Lahnsteiner Stadtteil Hohenrhein stand, bis nach und nach eine Siedlung entstand mit Menschen, die Schweres erlebt und nicht zuletzt ihre Heimat verloren hatten. Es gab wenige Autos, die Leute waren relativ arm und seien von denen in der Stadt kaum gelitten gewesen. Hasen- und Hühnerhaltung dienten als Nahrungsquelle.

Schweißte die Not damals noch zusammen, sei das heute anders. „Wir brauchen den Nachbarn nicht mehr, um Fernsehen zu gucken oder in die Stadt zum Einkaufen zu kommen“, so Fischer. Sie sparte in ihrer Predigt auch den Streit nicht aus, von dem sowohl der biblische Text über Jerusalem berichtete als auch die Zeitzeugen in Friedland. „Enttäuschungen und Verletzungen hat und wird es immer geben, selbst wenn wir Gutes wollen. Deshalb beten wir ja!“, rief Fischer die Gemeindeglieder enthusiastisch zur Hoffnung auf, zu Freundlichkeit, Willkommen, Engagement und Treue, auch zur Kirchengemeinde. „Sucht das Gute und den Frieden“, rief sie den vielen Besuchern zu, die sich auf der  Straße versammelt hatten. „Wir wollen Gemeinschaft leben!“

Bezirksdekan Pfarrer Armin Sturm, der den Festgottesdienst mitgestaltete, dankte den evangelischen Geschwistern für das gute Miteinander und die ökumenische Verbundenheit. „Heimat hat für mich damit zu tun, dass Menschen glücklich werden und sind“, so der katholische Theologe. Glückliche Gesichter machten auch die Kindergarten-Kinder, als sie lautstark einen Lob-Kanon mit den Erwachsenen anstimmten. Gute Wünsche übermittelte Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte, der selbst einmal im Lahnsteiner Stadtteil wohnte und sich freute, dass die Kirchen, und zum Geburtstag insbesondere die evangelische, so viele Menschen anziehe. „Diese Kirchengemeinde ist zur Heimat, zu einem Fels geworden“, so Labonte. Die Gemeinschaft müsse mit Leben gefüllt werden. Rhein-Lahn-Nixe Maren I. freute sich auf ihre letzten Amtstage, dass der Pfarrer da sei, der sie vor 27 Jahren getauft habe, und dass die Kleinen der evangelischen Kindertagesstätte, die auch sie besuchte, solch einen tollen Auftritt absolvierte.

Die Bedeutung der Kindertagesstätte betonte ebenso Landrat Frank Puchtler. „Sie ist der Nerv und die Quelle einer Gemeinschaft, sie ist der Blick nach vorn“, so Puchtler. Er dankte denen, die die Wege für die Kirchengemeinde bereitet haben, obwohl das nicht einfach gewesen sei. Patrick Becker vom Dekanatssynodalvorstand (DSV) des Dekanats Nassauer Land zeigte sich beeindruckt von der Lebendigkeit der Gemeinde und des Festes. „Hier merkt man, dass Gemeinde mehr ist als Mitgliederzahlen, mit denen sich der DSV oft beschäftigen muss.“

Der Gründer-Pfarrer der Kirchengemeinde Rolf Rudolf Stahl war nicht nur wie sein Nachfolger Werner Sowitzki unter den Geburtstagsgästen. Der Theologe erinnerte auch bewegend an die fruchtbare Aufbauarbeit der evangelischen Christen in Friedland. Und noch mehr Zeitzeugen berichteten aus der 50-jährigen Geschichte in Friedland.

Neben den erinnernden, guten und hoffnungsvollen Worten war viel Aktion und frohe Laune angesagt rund ums Gemeindehaus und dies bis zum späten Abend. So hatten noch einmal die Kita sowie die Tanzgruppe des CCO lautstark beklatschte Auftritte. Für die Kinder gab es jede Menge spielerische Kurzweil; eine Foto-Box sorgte für eine amüsante Erinnerung ans Fest. Eine Bilderschau animierte die Erwachsenen, in Erinnerungen zu schwelgen. Der Gospelchor „Heavens Voice“ brachte unter der Leitung Yvonne Fischers in Schwung und Lahnsteins schauspielerisches Urgestein „Krämers Karl“ erfreute in gewohnt herzlicher Manier mit seinen Lahnsteiner Gedanken. Richtige Partystimmung kam am Abend auf, als die beliebten „DJs HW und Radscha“ Hits aus den 1970-er Jahren auflegten und bei bestem Wetter zum flotten Tanzen animierten. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Kirchengemeinde schon mal solch ein tolles Fest gegeben hat“, meinte einer der vielen Geburtstagsgäste aus dem Stadtteil. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Toll gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen der evangelischen Kirchengemeinde Friedland. Das Fest begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, an dem unter anderem auch Pfarrer i.R. Rolf R. Stahl teilnahm und Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte. Fotos: Bernd-Christoph Matern