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Nach Corona-Lockdown: Bad Emser Tafel ist wieder geöffnet

Gut gefüllte Lebensmittel-Kisten und Schutzvorkehrungen – Ehrenamtliches Ausgabe-Team stark reduziert

 BAD EMS/RHEIN-LAHN. (21. Juli 2020) Die vergangenen Wochen haben sie mehr und mehr zum Hungern gezwungen: für die Kunden der Bad Emser Tafel brach mit der Coronakrise eine wichtige Hilfe weg. Denn zum Schutz des ehrenamtlich engagierten Personals, das fast ausschließlich allein vom Alter her zur Risikogruppe gehört, wurde die Tafel Mitte März geschlossen. Jetzt öffnet sich die Tür im Oranienweg wieder, um Kinder und Erwachsene zumindest alle 14 Tage mit Lebensmitteln versorgen zu können.

Nach den Tafeln in Nastätten und Diez sind damit wieder alle drei Ausgabestellen des Diakonischen Werkes Rhein-Lahn geöffnet. Marion Moll von der Verwaltung, die auch für die Tafelkoordination zuständig ist, hat die Wiedereröffnung unter sicheren Hygiene- und Abstandsregeln konzipiert, damit sowohl für Kunden als auch die ehrenamtlichen Kräfte eine Infizierung ausgeschlossen ist. Jeweils eine Person darf den Raum nach dem Desinfizieren der Hände mit Mund-Nasen-Schutz betreten, erhält die Lebensmittel und geht zum Ausgang. Die roten Lebensmittel-Wannen sind zur Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown bestens gefüllt.

Dafür haben am Vormittag die beiden Fahrer Kurt-Walter May und Edgar Maxeiner gesorgt, die beim Sortierteam die Waren abliefern. „Das funktioniert wie immer“, sagt Maxeiner; der Fahrdienst habe ja ohnehin kaum Kontakt mit anderen Leuten. „Die Sachen stehen meist an den Rampen der Märkte.“ Anders sieht das schon beim Sortieren und Ausgeben an die Kunden aus. Umso wichtiger sind dort die Schutzvorkehrungen. „Ich habe keine Angst, mich anzustecken, auch wenn der Dienst jetzt mit ein paar Umstellungen verbunden ist“, sagt Hella Hansen. Neben den Masken und dem Sicherheitsabstand müssen nun auch Waren, die vor der Krise von Hand zu Hand an die Kunden gereicht wurden, erst in Tüten gepackt werden. Eine Plexiglasscheibe schützt zusätzlich bei der Ausgabe, wenn die Kunden die Lebensmittel abholen. Seit sieben Jahren opfert Hansen ihre Zeit für die Hilfe, weil sie wie das gesamte Team vom Sinn ihres Ehrenamtes bei der Tafel überzeugt ist. Entsprechend froh ist sie über das Ende der Corona-Zwangspause: „Schön, dass die Menschen jetzt wieder die Möglichkeit haben, sich mit Lebensmitteln zu versorgen.

Spuckschutz mmDoch die Tatsache, dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die die Tafeln stemmen, fast ausschließlich zur besonderen Risikogruppe im Falle einer Ansteckung mit Covid 19 gehören, sorgt auch in Bad Ems für eine Reduzierung der Kräfte. „Wie bei allen Tafeln in Deutschland haben wir im Vergleich zur Zeit vor der Coronakrise jetzt etwa nur noch die Hälfte der Mitarbeitenden, die für die Ausgabe einsatzbereit sind“, berichtet Marion Moll. Um das auszugleichen, wird mit einem Rotationssystem der bislang wöchentliche Erhalt der Waren auf einen 14-tägigen Rhythmus umgestellt für die Haushalte, die sich auf der Empfängerliste des Diakonischen Werkes befinden.

Derzeit sind das 70 Haushalte mit 110 Erwachsenen und 115 Kindern. Damit es für die Menschen, die an diesem Nachmittag für 35 Haushalte die Waren abholen, keine langen Wartezeiten gibt und die Ausgabe reibungslos funktioniert, packen Monika Schmidt, Karin Luss und Hella Hansen kräftig an. Sie portionieren die Lebensmittel, Gemüse und Früchte in Kisten und Tüten für Einzelpersonen und Familien. Sachen, die nur einmal da sind, bekommen im Zweifel Haushalte, in denen Kinder leben.

Dann ist es soweit: erstmals seit vier Monaten öffnet sich die Bad Emser Tafel wieder. Den Menschen vor der Tür ist abzuspüren, welche Entlastung das für sie bedeutet. Kein Wunder: in den Kisten befinden sich Waren, die im Supermarkt mindestens 40 Euro kosten würden und im Oranienweg für mehr symbolische zwei Euro an die bedürftigen Menschen abgegeben werden. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:

Trotz Einschränkungen und Hygiene-Regeln – sie freuten sich über die Wiedereröffnung der Bad Emser Tafel und packten dafür kräftig an (von links): Kurt-Walter May, Edgar Maxeiner, Marion Moll, Monika Schmidt, Karin Luss und Hella Hansen. Fotos: Matern/Moll