Jahresrckblick2020 

Jahresrückblick: Das war 2020

Engagement und Einfallsreichtum kannten im Corona-Jahr kaum Grenzen

RHEIN-LAHN. (30. Dezember 2020) Der Veranstaltungskalender, den Bildungsreferentin Claire Metzmacher fürs erste Halbjahr 2020 herausgegeben hatte, war einmal mehr prall gefüllt. Dass davon nur ein Bruchteil umgesetzt werden konnte, ahnte im Januar 2020 noch niemand. Mit einem erfolgreichen Smartphone-Kurs des Dekanats ging es ins Jahr hinein. Der war zukunftsweisender als es nicht nur den Teilnehmenden lieb gewesen wäre. Bei aller ungewohnten Veränderung: Von diesem außergewöhnlichen Jahr, das am Wochenende sehr still endete, ging auch Segen aus. Hier ein kleiner Rückblick.

Und dabei fing doch alles...

NEUSlide LebensLust Logo IlonaNolte...so gewohnt wie üblich an. Beim ökumenischen Neujahrsempfang gab es neue Gastgeberinnen auf Kloster Arnstein. Neben dem Smartphone-Kurs wurde der Weltgebetstag am ersten März-Wochenende gefeiert, diesmal in enger Verbindung mit Frauen aus Simbabwe. An die wilden und bunten 1970-er Jahre erinnerte Ralf Skähr-Zöller. Dann war da die Fastenaktion, zu der Pfarrer Matthias Metzmacher wie jedes Jahr eingeladen hatte. Doch der geplante Abschluss fiel bereits der Corona-Pandemie zum Opfer. Zu den Angeboten der Fachstelle für jüngere Seniorinnen und Senioren zählte eine digitale Ausstellung zur Lebenslust; Dekanin Weigel hatte dafür die Künstlerin Ilona Nolte gewinnen können; ein farbenfroher Gegenpol zum ersten Lockdown des Jahres.

Dekanatsschiff durch die Krise gesteuert

Keine leichte Aufgabe war es für den Dekanatssynodalvorstand, zwischen Lockdowns, Bangen und Hoffen das Dekanatsschiff durchs Corona-Jahr 2020 zu steuern. Zweimal musste die geplante Tagung der Synode als leitendes „Parlament“ des Dekanats kurzfristig abgesagt werden. Viele wichtige Weichen für die Zukunft der Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land konnten trotzdem gestellt werden wie die Besetzung von Dekanats-Stellen oder die Begleitung zur A LeiterinnenTreffen01 2020 becrima Bildung von Gesamt-Kirchengemeinden, die 2021 starten. Eine der größten Veränderungen: Ab 1. Januar 2021 übernimmt das Evangelische Dekanat Nassauer Land die Trägerschaft von vier zusätzlichen Kindertagesstätten, deren Verwaltung bislang in den Händen der Kirchengemeinden lag. Jetzt gibt es 18 Kitas in Dekanats-Trägerschaft. Sich ständig ändernde Rechtsvorschriften, die Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern waren für Leitungskräfte (Foto links) und Teams in den Kitas eine völlig neue Herausforderung, die gemeistert wurde. Eine andere Mammut-Aufgabe der Kirchengemeinden: Die Vorbereitung der Kirchenwahlen im kommenden Jahr. Informationen und Kommunikation funktionieren dabei weitgehend online.

Wechsel auf Kanzeln und in Pfarrämtern

RückblickPersonen2020Menschen kommen und gehen – der Glaube bleibt. Auch 2020 gab es wieder einige Wechsel in den Pfarrämtern. Allerdings musste auf die üblichen Scharen an Abschieds- oder neugierigen Begrüßungs-Gästen verzichtet werden. Ganz still fiel im ersten Lockdown im Mai der Abschied von Pfarrerin Claudia Biester von den Vogteigemeinden aus. Wie es überhaupt gelingt, eine neue Gemeinde auf Abstand kennen zu lernen, erfuhren Pfarrer Christopher Reif und Pfarrerin Constanze Reif nach ihrem Einführungsgottesdienst im Juni in Nastätten. Ähnlich erging es Pfarrer Urs Michalke, der die Pfarrstelle in Hahnstätten und Kaltenholzhausen übernahm. Im Juli freuten sich die Kirchengemeinden Kaub und Weisel über die Besetzung der Pfarrstelle mit Pfarrerin Christina Roepke-Keidel. Früchts Gemeindepfarrerin Antje Müller übernahm im August die Ökumene-Stelle des Dekanats von ihrem Vorgänger Markus Fehlhaber. Einen Pfarramtswechsel gab es im Einrich und dem Nassauer Land: Pfarrer Stefan Fischbach wechselte von Nassau in seine Heimatgemeinde Dausenau und Pfarrerin Mariesophie Magnusson von Klingelbach nach Nassau. Die Gemeindepädagogin Ulrike Schaffert wurde in den Rheingau verabsschiedet. Schließlich trat Pfarrer Wilfried Steinke, zuletzt in Bornich, zum Jahreswechsel in den Ruhestand.

HagnerUrkunde060920BVKZorbach2110 2020Gruppe becrima Verstärkung gab es im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst. So wurden mit Benjamin Albrecht, Max Fischer, Carolin Richter und Jonas Völzke gleich vier Personen für den Lektorendienst beauftragt. Einen Monat später konnte Dekanin Renate Weigel mit Christina Dahmen, Michael Eckel und Barbara Köhler drei neue Personen für ihren Prädikantendienst segnen. Mit Berthold Hagner aus Dausenau (rechts) verabschiedete sie ein „Urgestein“ des ehrenamtlichen Verkündigungsdienstes, in dem sich dekanatsweit derzeit 48 Menschen engagieren. Große Ehre wurde einem anderen seit Jahrzehnten engagierten Prädikanten und mannigfach engagierten Ehrenamtler zuteil: Dieter Zorbach aus Bornich (links) erhielt vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz. In der Corona-Pandemie war die von Zorbach gegründete „Initiative 55 +/-“ eine der ersten, die den Kontakt von analogen auf digitale Angebote umstellte.

Kirche kommt zu den Menschen

Der sonntägliche Gottesdienstbesuch ist mit Ausnahme weniger Feiertage in den vergangenen Jahrzehnten deutlich geschrumpft. Für diejenigen, denen der Besuch Woche um Woche Kraft und Zuversicht für den Alltag schenkt, war das Gottesdienstverbot im Frühjahr, ausgerechnet über die höchsten christlichen Feiertage Karfreitag und Ostern, trotzdem sehr schmerzlich, von „Einlasskontrollen“, wie es sie seither gibt, ganz zu schweigen. Doch die Kirchengemeinden zeigten sich von ihrer kreativsten Seite. So viele und vielfältige Angebote, den Menschen Gottes Wort auch ohne den Besuch von Kirchen und Versammlungsräumen zu ermöglichen, hat es zuvor nicht gegeben. Kirche wartete nicht auf Besucher, sondern kam zu den Menschen und dürfte dabei weitaus mehr Menschen erreicht haben, als es mit offenen Kirchentüren bis dato der Fall war.

Godi zum Mitnehmen GemmerichDie Telefonleitungen in den Pfarrämtern glühten für Kontakte und Gespräche heiß. A GodiZumMitnehmenGOH10 20 becrima Mancherorts wurden Anrufbeantworter aktiviert, um zu jeder Zeit gute Gedanken ans Ohr zu bekommen. Liebevoll gestaltete Post von Pfarrpersonen und Kirchengemeinden wurde an Haushalte verteilt, Andachten, Gebete, Karten und kleine Aufmerksamkeiten; auch Einkäufe wurden erledigt, damit besonders von einer Covid-Infizierung gefährdete Menschen versorgt blieben und Ansprache fanden. „Gottesdienste to go“ lieferten vor allem in Klingelach statt nur eines Gottesdienstes in der Woche jetzt täglich und an den Feiertagen sogar vielfach Andachten und Abendmahlsfeiern an die Häuser, an und in Gärten der Gemeindeglieder.

Und es gab jede Menge digitale Angebote, über das Internet und seine verschiedenen Kanäle Andacht zu halten oder vertraute Stimmen und Gesichtern zu begegnen, wie etwa zum Reformationsfest aus Holzhausen. Andachten zum Ausdrucken, Audiogottesdienste, Liveübertragungen aus der Kirche oder Videos fanden sich da zum Runterladen am heimischen Bildschirm; manche Filmemacher gingen darin auf, andere schüttelten ihre Scheu vor der modernen Technik ab. Die Kreativität ist zu groß, um hier im Detail daran zu erinnern. Einen kleinen Eindruck vermitteln die rund 500 Aktivitäten im Frühjahr, die Andachtsreihe ANgeDACHT und die Angebote zu Weihnachten.

Pflegekräfte leisten Außerordentliches

Außerordentliches leisteten die ambulanten Pflegedienste. Die Kräfte kamen unter großen eigenen Entbehrungen ihrem Auftrag nach, alte und kranke Menschen zuhause zu versorgen. Damit sie selbst nicht dazu beitrugen, die Pflegebedürftigen anzustecken, verzichteten sie weitgehend auch in ihrem privaten Umfeld auf Kontakte, die den Menschen an Rhein, Lahn und Aar am meisten im Jahr 2020 fehlten. Existenzwichtig ebenso die Wiedereröffnung der Tafeln des Diakonischen Werks. Sie waren zu Beginn der Pandemie zunächst geschlossen worden, um die hauptsächlich aus älteren Menschen bestehenden ehrenamtlichen Organisationsteams nicht zu gefährden. Und auch das Gute war in der Krise nicht fern: junge Menschen, die halfen, und es gab eine hohe Spendenbereitschaft, um die Tafeln zu unterstützen.

Starke Ökumene

KT192206BaetzingJungFreuenSich becrima Dass es zwischen katholischer und evangelischer Kirche mehr Verbindendes als Trennendes gibt, ist an der christlichen Basis schon immer der Grund für ein herzliches und konstruktives Miteinander im gesamten Rhein-Lahn-Kreis. Im Corona-Jahr hat die Ökumene noch einmal mehr Gewicht bekommen. Das ökumenische Pfingstfest von der Loreley mit Dekanin Weigel und Dekan Sturm hat per Video vom Felsen aus die Menschen erreicht. Mit wechselnden Gefühlen arbeitet der regionale ökumenische Vorbereitungskreis für den 3. Ökumenischen Kirchentag; der sollte ursprünglich in Frankfurt stattfinden, wird nun aber doch hauptsächlich in den Regionen bleiben und die meisten Menschen nur auf digitalem Wege zusammenführen. Zumindest im Rhein-Lahn-Kreis nutzten evangelische und katholische Christen aber in diesem Sommer noch einmal die Möglichkeit, sich gemeinsam beim Pilgern auf den Weg zu machen. Erinnert sei an den Visitationsbesuch von Bischof Bätzing, der im März Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz wird, und die gemeinsamen Veranstaltungen mit Pfarrerin Antje Müller wie das Holocaust-Gedenken, das Erinnern an den 9. November und den ersten ökumenischen Advent. Eine Pilgertour von Dekanin Renate Weigel durchs Dekanat Nassauer Land überwand ebenfalls konfessionelle Grenzen und weitete den Blick auf Verbindendes im Glauben. Fortschritte macht die Sanierung der jüdischen Trauerhalle in Bad Ems, ein Projekt, das nicht zuletzt die Verbundenheit zwischen Juden- und Christentum zum Ausdruck bringt ebenso wie das alljährliche interreligiöse Friedensgebet, das diesmal digital an die gemeinsame Verantwortung für den Frieden mahnte.

Kinder und Jugend

A SpendeKonfitag201120 becrima „Zweifler willkommen“ – das galt nicht nur fürs Jahr 2020, so lautete auch der Go++Pro-Jugendgottesdienst, der Anfang des Jahres noch einmal analog Kinder und Jugendliche nach Braubach zusammenkommen ließ. Das geplante Programm musste allerdings über den Haufen geworfen werden, nur wenige Treffen, und die unter Hygieneregeln waren möglich. Ein Highlight gab's trotzdem, den ersten hybriden Dekanatskonfi-Tag, der sich gleich über mehrere Wochen verteilte und den jungen Teilnehmenden viel Freude machte. Gutes wurde obendrein damit für den Partnerdistrikt Mabira in Tansania getan. Auch die Ausbildung des Nachwuchses geht weiter, wenn nicht analog, dann doch zumindest digital. Für Kinder gab es schon ab dem Frühjahr digitalen Ersatz zu den Kindergottesdiensten in den Gemeinden. Die realen Begegnungen kann das nicht ersetzen, aber immerhin.

Musik von Balkonen, Fenstern und im Internet

A VideoOrgelNAE 1220 becrima A Singen AbstandBesonders schmerzhaft waren die Corona-bedingten Einschränkungen für die Kirchenmusik. Kein Gemeindegesang im Gottesdienst, keine Chorproben, keine Konzerte. Doch ehrenamtliche und hauptamtliche Kirchenmusiker krempelten die Ärmel hoch und hielten nach Alternativen Ausschau. Das sommerliche Wetter animierte manche Chöre zu Proben auf Abstand im Freien, wenngleich sich die Freude dabei in Grenzen hielt. Motivierender war die Musik von Balkonen und aus Fenstern, außerdem wurden Konzerte und Orgelmusik aufgezeichnet und ins Internet gestellt. Die YouTube-Kanäle des Dekanats und mancher Kirchengemeinden bieten hörenswerten Ersatz, wenngleich sich alle Menschen danach sehnen, vielleicht im kommenden Sommer wieder von Angesicht zu Angesicht gemeinsam zu musizieren und die Stimmen zum Lob Gottes erklingen zu lassen. Bernd-Christoph Matern