Andacht zum Februar von Dekanin Weigel: Jesus lädt zum Vertrauen ein

R Weigel 15RHEIN-LAHN. (19. Februar 2021) Corona-Pandemie und auch nach einem Jahr noch kein Ende in Sicht. Aus der Unzufriedenheit über Einschränkungen erwächst nicht zuletzt Zwietracht zwischen den Menschen. Dekanin Renate Weigel hat eine Andacht verfasst für den Februar 2021, der sich an einem Vers aus dem Johannesevangelium orientiert. Am Ende des Beitrags finden Sie eine PDF-Datei mit der Andacht zum Ausdrucken und Weitergeben.

Petrus zu Jesus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
(Johannesevangelium Kapitel 6, Vers 7)

Wohin sollen wir gehen in diesem Corona-Winter? Wo gibt es Hilfe? Wir wollen endlich wieder „normal“ leben!

Wir hören auf Ärztinnen, Virologen, Wissenschaftlerinnen, Politiker. Wir waren und sind im Netz unterwegs und in der Natur, wir kriechen unter die Bettdecke. Wir kaufen ein und kochen, wir wandern zum Spirituosenregal und in die Apotheke. Wir sitzen viel zu Hause im Homeschooling und Homeoffice; viele geben ihr Bestes, das ist entschieden zu viel oder doch zu wenig. Wir sind überfordert und müde. Wie lange soll das noch so gehen? Das Reden über die Mutationen macht uns fertig.

„Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Können Jesu Worte helfen, in diesen Zeiten nicht zu verkommen oder zu verkümmern, auch nicht als Gesellschaft? Was gilt, unabhängig davon, ob wir in einer Pandemie stecken oder nicht?

Mein Versuch einer Zusammenstellung:

Jesus stellt die Menschen in den Raum Gottes. Gott ist hier, und du gehörst zu ihm! Es gibt immer mehr als mich und meine momentane Situation. Seit ewigen Zeiten suchen und gehen Menschen den Weg der Gerechtigkeit; ich darf ein Teil dieser Bewegung sein.

Mit seinen Worten „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ und „liebet eure Feinde“ stellt Jesus Verbindungen her. Nicht zwischen Völkern oder Religionsgemeinschaften, sondern zwischen Mensch und Mensch. Diese Verbindung ruft mich in eine tägliche Verantwortung.

Es gibt Not, die größer ist als meine. Viel größer. Das ist kein billiger Trost, sondern bittere Realität.

Wenn ich mir alle Not der Welt auflade, gehe ich kaputt. Aber da sind meine täglichen Aufgaben. Es gibt immer zu tun und zu lieben. Auch über den Tellerrand hinaus.

Leid, Not und Krankheit sind Teil des Lebens. Manchmal kann ich helfen, lindern, vielleicht auch einmal heilen. Oft muss ich tragen, was ist. Jesus zeigt, wie das eine und das andere barmherzig geschehen kann.

Der Tod trennt mich nicht von Gott, wohl aber die Lieblosigkeit. So ist der Tod weniger zu fürchten als die Lieblosigkeit.

Es gibt jeden Tag Grund zu danken. Selig ist, wer die kleinen und großen Geschenke Gottes zu nehmen weiß. Sie/er hat Zugang zur Fülle des Lebens.

Jesus fragt nicht nach der Rechtgläubigkeit, er lädt ein zum Vertrauen. Im Vertrauen auf Gott verlieren Angst und Sorge ihre Großmacht. Die Vögel unter dem Himmel und die Blumen auf dem Felde lehren mich: Es gibt Schönheit und Lebendigkeit auf dieser Welt ohne das Zutun irgendeines Menschen. Sie sind absichtslos und verschwenderisch da, unabhängig davon, ob wir sie wahrnehmen oder beklatschen.

Es gibt einen Ort für nicht gelebtes Leben, für schuldhafte Verstrickungen, für mein Scheitern. Es gibt einen Ort für meine Schmerzen darüber. Das Unerträgliche mit Gott zu teilen, zu klären, abzugeben, kann mir neue Wege eröffnen.

Es gibt den Ort, an dem ich ausruhen darf. Ich darf in Gott, im Gebet, atmen, ruhen.

Gott fragt nicht nach meinen Erfolgen. Jesus nimmt unsere diesbezüglichen Anstrengungen schon mal mit Humor. Da passt dann einfach das Kamel nicht durch’s Nadelöhr – oder doch? Und flugs sind die Letzten Erste und wieder umgekehrt. Humor schenkt die Freiheit, über sich selbst zu lachen und einfach nicht aufzugeben.

Natürlich hören wir auf Virologinnen, Wissenschaftler, Ärztinnen und Politiker und versuchen, uns eine Meinung zu bilden. Klar bemühen wir uns, irgendwie durchzukommen und lenken uns ab. Auch nicht zu verwundern, dass wir manchmal einfach nur schlecht gelaunt sind. Das Wohl und Wehe meiner Tage will ich aber nicht von diesen oder jenem abhängig machen. Jesu Worte laden ein, mich an jedem Morgen für den Tag Gott anzuvertrauen. Und dann: Schritt für Schritt, so wird ein Weg daraus.

Gebet:

Lebendiger Gott, halte mich in der Verworrenheit dieser Tage.

Schenke mir die Klarheit der Liebe inmitten der vielen Meinungen.

Lass mich und meine Erschöpfungen zur Ruhe kommen in deiner Nähe.

Zeige mir heute und morgen die Wege.

Amen. 

 

Die Andacht können Sie hier herunterladen, ausdrucken und an Interessierte weitergeben.