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Neue Kirche von Kaltenholzhausen wird 125 Jahre alt

Evangelische Kirchengemeinde erinnert mit Gottesdienst und kleinem Programm ans Jubiläum

KALTENHOLZHAUSEN. (2. September 2021) „Bei günstiger Witterung Nachfeier im Freien; sonst in einem geeigneten Lokal.“ So heißt es auf dem Programmblatt zur Einweihung der evangelischen Kirche von Kaltenholzhausen am 28. September 1896. 125 Jahre später hofft der Kirchenvorstand wieder auf gutes Wetter, allerdings eher wegen der Corona-Pandemie. Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 5. September um 11 Uhr soll an den Bau der Kirche erinnert werden, die seit 1996 unter Denkmalschutz steht. Im Anschluss erwartet die Gäste ab 12.30 Uhr ein Grillfest und Kaffeetrinken auf dem Gelände des evangelischen Jugendheims (Schulstraße 6) mit Programm für Kinder und Erwachsene.

Stolz thront das Bauwerk als weithin sichtbares Wahrzeichen der Gemeinde. Die Kirche in Kaltenholzhausen wurde damals an der Stelle errichtet, wo sich einst eine Kapelle aus dem 14. Jahrhundert befand. „Die alte Kirche oder Kapelle in Kaltenholzhausen, die 1895 abgebrochen wurde, ist urkundlich erstmals um 1364 erwähnt und befand sich an der dem Dorfe zugewandten Seite des Friedhofhügels, wenige Meter von der derzeitigen Kirche entfernt“, heißt es in der von Bertold Conradi aus Limburg geschriebenen Festschrift zur 100-Jahr-Feier für das Gotteshaus. Bestandspläne von der KircheKaltenholzhausen240821KanzelAltarraum becrima Kapelle gab es nicht; nach dem Lageplan des Architekten Ludwig Hofmann aus Herborn für den Neubau dürfte das Schiff der Kapelle zirka acht Meter breit und zehn Meter lang gewesen sein, der Chorraum sechs mal fünf Meter. Doch, so zitiert auch Reiner Keitsch im Gemeindebrief der Kirchengemeinde damalige Chronisten: Das Kirchlein war „marode, nicht mehr sicher und baufällig“. Schon 1842 habe sich der damalige Hahnstättener Pfarrer August Konrad Heusinger, der damals bereits für Kaltenholzhausen zuständig war, verzweifelt für einen Neubau eingesetzt. Aber eine neue Orgel der Firma Voigt seu ihm noch zu verdanken gewesen, die 1865 gebaut wurde.

Für den Bau der neuen Kirche wurde am 5. Oktober 1895 der Grundstein gelegt. Nach einer Winterpause gingen die Arbeiten umso zügiger voran. „Fast alle Dorfbewohner von Kaltenholzhausen beteiligten sich am Bau ihres neuen Gotteshauses. Bauern übernahmen mit Pferd und Wagen Fuhrdienste, die von der näheren Umgebung bis in den hohen Westerwald reichten.“ So schreibt Keitsch im Gemeindebrief von den Dokumenten zur Bauzeit. „Einige Baumaterialien kamen mit der Eisenbahn und wurden vom Bahnhof in Hahnstätten nach Kaltenholzhausen transportiert. Dabei erhielten sie Unterstützung von Bauern aus Hahnstätten, die Steine, Kies und dergleichen zur Baustelle brachten. Frauen aus dem Dorf sorgten für die Verpflegung der Bauarbeiter und so waren irgendwie alle am Kirchenneubau beteiligt“, berichtet Keitsch über das große Engagement der „Kallholser“.

KircheKaltenholzhausen240821BibelAltar becrima KircheKaltenholzhausen240821FensterHinterOrgel becrima Dank des beherzten Einsatzes konnte bereits ein Jahr nach der Grundsteinlegung Einweihung gefeiert werden. Außerdem weisen die Annalen den Wunsch der Kaltenholzhausener aus, die erst 30 Jahre alte Orgel sowie die Kanzel und die beiden Glocken aus dem Altbau in den Neubau zu übernehmen, dem die Fachleute zustimmten. Zu den zwei alten Glocken kam noch eine dritte neue hinzu. Auch eine neue Turmuhr wurde laut der Chronik angeschafft. Ein besonderes Schmuckstück sind die Glasmosaikarbeiten in den Fenstern. Sie wurden, wie Keitsch berichtet, von der Firma Kutz und Kluter aus Wiesbaden gestaltet. Die gesamte Bausumme betrug 35.500 Mark.

Auch wenn sich die Welt in 125 Jahren rasant und gewaltig verändert hat, bleibt Gottes Wort als Grund und Fundament für den Kirchbau doch unverändert. „Viele Menschen erfuhren in ihren Mauern Trost und Stärkung ihres Glaubens. Hoffen und wünschen wir gemeinsam, dass diese Kirche auch in Zukunft den christlichen Glauben stärken und weitergeben wird“, schreibt Keitsch.

Der Gottesdienst am 5. September, in dem auch der neue Kirchenvorstand ins Amt eingeführt wird, sowie die anschließenden Feierlichkeiten finden vorbehaltlich der aktuellen Coronaregelungen statt. Kurzfristige Änderungen sind möglich, ein Mund-Nasen-Schutz sollte auf alle Fälle mitgebracht werden. Mehr Informationen unter Telefon 06430/929921. (bcm)

Zu den Fotos:
125 Jahre sind für eine Kirche noch kein hohes Alter. Aber das Gotteshaus in Kaltenholzhausen prägt das Bild der Gemeinde. Die Kanzel stammt noch aus der Kapelle, die sich im 14. Jahrhundert an gleicher Stelle gebaut wurde und wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Fotos: Matern