Glocken läuten zu Andachten fürs Klima

Kategorie
Aktuelles
Datum
20. September 2019 11:55 - 12:30

Glocken läuten zur Andacht für Klimaschutz

Evangelische Kirchengemeinden in der Esterau beteiligen sich

Ein breites Bündnis von Institutionen und gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sich am Aufruf der „Friday for Future“-Bewegung, dass auch Erwachsene für mehr Klimaschutz während eines globalen Klimastreiktages am Freitag, 20. September demonstrieren sollen. Die evangelischen Kirchengemeinden in der Esterau werden sich auch an dem Protest beteiligen. Um 11.55 Uhr werden die Glocken zu Andachten in die evangelischen Kirchen von Eppenrod und Langenscheid rufen. Außerdem wird es um 16.45 Uhr eine Andacht mit Konfirmanden und Interessenten in Holzappel geben.

Bei Gebeten und Worten soll es nicht bleiben. In der Esterau startet Ende September auch als Klimaschutzprojekt eine Baumpflanz-Aktion: „Wir suchen Menschen, die Grundstücke zum Bäume pflanzen, Baum-Setzlinge, Geld oder Arbeitskraft zur Verfügung stellen, damit möglichst viele Bäume gepflanzt werden können“, sagt Pfarrerin Kerstin Janott, gleichzeitig Umweltbeauftragte des evangelischen Dekanats Nassauer Land.

Auslöser des Aufrufs Generationen übergreifend für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren ist eine Sitzung des Klimakabinetts der Bundesregierung am 20. September und der bevorstehende UN-Klimagipfel in New York. Der Aufruf ergeht diesmal nicht nur an die Schülerinnen und Schüler, sondern an alle Generationen. Auch viele zivilgesellschaftliche Organisationen, unter anderem die in der KlimaAllianz zusammengeschlossenen, zu der auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau gehört, rufen zu Streik und Demonstrationen auf. Auch das Bündnis ‚Churches for future’ unterstützt den Aufruf.

Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf eine Stellungnahme des Referates Schule und Religionsunterricht der Kirchenverwaltung und der Kirchlichen Schulämter der EKHN zu den Demonstrationen von Schülerinnen und Schülern für eine zukunftsfähige Klimapolitik unter dem Motto „Fridays for Future“ im Mai diesen Jahres. Hier die Stellungnahme im Wortlaut:

„Seit Monaten demonstrieren Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Fridays for Future“ in zahlreichen deutschen Städten jeden Freitag für eine zukunftsfähige Klimapolitik. Sie sind damit Teil einer weltweiten Bewegung, die im August 2018 in Stockholm ihren Anfang nahm. Seitdem verbreitet sich diese Bewegung in immer mehr Ländern und Städten. Gerade erst wurde ein Papier mit Forderungen an Verantwortliche in Politik und Gesellschaft vorgestellt, das die Notwendigkeit konkreter Handlungsschritte unterstreicht

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau begrüßt das Engagement der Schülerinnen und Schüler ausdrücklich. Auch für sie sind angesichts der massiven Gefahren eines Klimawandels Nachhaltigkeit und Klimaschutz schon seit längerer Zeit zu Prinzipien kirchlichen Handelns geworden. Als Teil des weltweiten konziliaren Prozesses – eines Lernweges christlicher Kirchen – zu „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ setzt die EKHN ein Klimaschutzkonzept um, mit dem sie ihren Beitrag zu den völkerrechtlich bindenden Vereinbarungen der Weltklimakonferenz von Paris leisten will.

 Gegenwärtig nehmen wir wahr, dass die Demonstrationen neben Diskussionen über Umweltschutz und eine zukunftsfähige Klimapolitik zunehmend auch eine gesellschaftliche Debatte über die Schulpflicht in Deutschland auslösen, insofern Schülerinnen und Schüler bewusst dem Unterricht fernbleiben, um die Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Schulpflicht ist und bleibt wichtig und notwendig. Untern anderem auch deshalb, weil gerade sie durch nachhaltige Bildungsprozesse dazu beiträgt, dass sich Schülerinnen und Schüler ihrer Verantwortung für die Gesellschaft und diese Welt bewusst werden. Und dass sie bereit sind, diese Verantwortung durch Argumente so wahrzunehmen, dass diese Aufmerksamkeit erlangen. Bildung darf keinem Selbstzweck dienen. Sondern muss sich auch in den Dienst des Gemeinwohls stellen.

Wir sehen derzeit die Gefahr, dass die öffentliche Debatte um die Freitagsdemonstrationen zu sehr auf schulrechtliche Perspektiven verengt wird, so dass dabei das Anliegen der Schülerinnen und Schüler aus dem Blick gerät.

Deshalb treten wir dafür ein, dass die Freitagsdemonstrationen zuallererst als Lernchance eines Dialogs aufgegriffen werden: eines Dialogs zwischen unterschiedlichen Teilen der Gesellschaft, eines Dialogs zwischen den Generationen, eines Dialogs zwischen Jugendlichen und Verantwortlichen in der Politik. Als Lernchance für einen Austausch über eine zukunftsfähige Klimapolitik. Wie sind der Meinung, dass unsere demokratische Gesellschaft auf solche Dialogmöglichkeiten und Lernchancen in hohem Maß angewiesen ist.

Daher treten wir dafür ein, dass das Anliegen der Schülerinnen und Schüler nicht auf den Straßen verhallt. Sondern auch im Unterricht – nicht nur im ev. Religionsunterricht – noch deutlicher als bisher aufgegriffen wird, z.B. durch fächerverbindende Unterrichtsprojekte, pädagogische Tage und Projekttage. Nicht nur an den Freitagen. Sondern auch darüber hinaus. Schließlich sogar – wo es nötig ist – durch entsprechende thematische Anpassungen oder Erweiterungen der Lehrpläne.

Vor diesem Hintergrund halten wir die Androhung restriktiver Maßnahmen wie z.B. Bußgeldforderungen gegen die Erziehungsberechtigten von Schülerinnen und Schülern, die wegen der Teilnahme an den Demonstrationen dem Unterricht fernbleiben, nicht für zielführend.

Wir treten dafür ein, dass in der Praxis sowohl der besonderen Bedeutung des Anliegens der Demonstrationen, als auch der Schulpflicht gebührend Rechnung getragen wird. Dies bedeutet einerseits, dass Schülerinnen und Schüler einen Antrag auf Befreiung vom Unterricht stellen, wenn Demonstrationen während der Unterrichtszeit stattfinden. Andererseits, dass die Schulen solche Anträge nicht vorschnell abweisen. Sondern ihr Ermessen, das sie bei der Entscheidung über den Antrag auf Unterrichtsbefreiung haben, so ausüben, dass auch die Grundrechte der Schülerinnen und Schüler auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit berücksichtigt werden.“

 

 

 

 

 

 

 

https://www.klima-allianz.de/

 
 

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  • 20. September 2019 11:55 - 12:30