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Synode im Zeichen von wichtigen Wahlen und unruhigem Weltgeschehen

Konstituierende Sitzung der Dreizehnten Kirchensynode – Abschied für Oelschläger

FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (19. Mai 2022) Der Auftakt der neuen Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am heutigen Donnerstag, 19. Mai steht ganz im Zeichen von grundlegenden Wahlen und einem unruhigen Weltgeschehen. In Frankfurt am Main tritt das mit einem kirchlichen Parlament vergleichbare Gremium unter Alterspräsident Wolfgang Prawitz (Rüsselsheim) zur konstituierenden Sitzung zusammen. Eine neue Synoden-Spitze muss dann gewählt werden. Gleichzeig hat Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung angekündigt, auf dem bis Samstag angesetzten Treffen zum Ukrainekrieg Stellung zu beziehen.

Nach einer langen coronabedingten Auszeit will sich die Synode in Präsenz am angestammten Tagungsort treffen - dem Dominikanerkloster in Frankfurt. Wie schon zuletzt wird die komplette Tagung zugleich live im Internet übertragen auf www.ekhn.de. Die hessen-nassauische Kirchensynode repräsentiert rund 1,5 Millionen Evangelische in einem Gebiet von Biedenkopf über Mainz bis Neckarsteinach. Das ehrenamtlich arbeitende Gremium umfasst 120 Sitze. Eine Legislatur dauert sechs Jahre.

Neue Zusammensetzung der Synode

Nachdem im vergangenen Jahr die Vorstände in den über 1100 hessen-nassauischen Kirchengemeinden gewählt wurden und anschließend auch die Dekanatssynoden neu zusammengesetzt sind, gibt es nun eine neue Kirchensynode. Im „maßgeblichen Organ“, wie es in der Kirchenordnung der EKHN heißt, wird es in der nächsten Legislatur deutlich luftiger als zuletzt zugehen. Die neue Synode hat mit 120 Sitzen übrigens exakt so viele wie die hessen-nassauische Gründungssynode vor genau 75 Jahren. Im Vorgängergremium von 2016 bis 2022 nahmen noch 140 Delegierte Platz. Mit der Dekanatsneuordnung wurde die Zahl der Kirchenkreise von einstmals über 60 auf aktuell 25 reduziert. Damit sank auch die Zahl der Delegierten, die in den Dekanaten gewählt werden.

Plenum wird jünger und weiblicher

Aufschlussreich sind auch einige statistische Zahlen zum neuen Gremium. Es wird jünger, weiblicher und einen Hauch weltlicher als die Zwölfte Synode. Das Durchschnittsalter der Synodalen sinkt auf 53 Jahre und liegt damit etwa 1,5 Jahre niedriger als 2016. Jüngstes Mitglied ist der Mainzer Student Steffen Ralf Batz (23). Der frühere Bad Homburger Stadtrat Peter Vollrath-Kühne (75) ist das älteste Mitglied der Synode. Gleichzeitig steigt der Frauenanteil auf 44,5 Prozent gegenüber der Vorgängersynode mit 37 Prozent. Auch interessant: Der Anteil der Ordinierten sinkt ganz leicht auf nunmehr 30 Prozent. Ein Drittel soll es nach dem Willen der Kirchenordnung auch sein.

Kontinuität im „Kirchenparlament“

Insgesamt setzt sich die Dreizehnte Kirchensynode aus 109 gewählten Delegierten, neun wegen ihrer besonderen Kenntnisse berufenen Synodalen und jeweils einem berufenen Mitglied der Evangelisch-reformierten Stadtsynode und des Reformierten Konvents zusammen. Hinzu kommen fünf Jugenddelegierte, die Rede- und Antragsrecht haben. Die neue Synode steht gleichzeitig für eine gewisse Kontinuität: Beinahe 60 Prozent der gewählten Synodalen waren schon einmal Delegierte im Kirchenparlament. Vor sechs Jahren waren noch gut die Hälfte Neusynodale.

Ulrich Oelschläger kandidiert nicht mehr 

Nach zwei Amtszeiten hat der bisherige Präses der Synode, Ulrich Oelschläger (Worms), angekündigt, nicht mehr für das ehrenamtliche Leitungsamt zu kandidieren. Er lenkte die Geschicke des maßgeblichen Entscheidungsgremiums der EKHN zwölf Jahre lang, nachdem er seit 1992 der Synode angehörte. Nun will der 75 Jahre alte ehemalige Studiendirektor aus Worms Jüngeren Platz machen. Verabschiedet wird Oelschläger dann mit dem scheidenden Kirchensynodalvorstand am 21. Mai. Mit Spannung wird erwartet, wer die Nachfolge des Ehrenamts antritt, das mit der Funktion eines Parlamentspräsidenten vergleichbar ist. Es gilt protokollarisch auch als das höchste Amt in der EKHN.

Nachfolge für Präses gesucht

Die Wahl eines neuen Kirchensynodalvorstandes samt Präses gehört zum Auftakt der Tagung zu den ersten Aufgaben der Synode. In der Geschäftsordnung ist das Vorgehen klar beschrieben: „Unter Leitung der oder des Alterspräses hat die Kirchensynode zu Beginn ihrer ersten Tagung nach Bildung des Benennungsausschusses aus ihrer Mitte die oder den Präses schriftlich zu wählen“. Deshalb wird zum Start zunächst der Ausschuss gebildet, der Kandidierende vorschlägt. Namen werden zuvor öffentlich nicht genannt. Traditionell steht an der Spitze von Hessen-Nassaus Synode bewusst keine Pfarrperson, sondern ein ehrenamtliches Mitglied der Synode aus der Breite der Gesellschaft. Wer am Schluss die absolute Mehrheit auf sich vereinigt, ist gewählt. Ab dem zweiten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit zum Wahlsieg. Für 19. Mai ab 15 Uhr sind die Vorstellungen vorgesehen. Dank neuer digitaler Abstimmungstechnik soll der oder die neue Präses schon wenig später feststehen.

Ukraine wird auch Thema

Neben den Wahlen stehen aber auch viele weitere Tagesordnungspunkte an. So wird Kirchenpräsident Volker Jung in seinem traditionellen Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft am 20. Mai auch auf das Weltgeschehen eingehen. Er hat angekündigt, unter anderem zur Situation in der Ukraine Stellung zu nehmen. Die Synode kann ebenfalls aktuelle Themen zum Anlass für eine Debatte nehmen. So könnte auch die Ukraine noch zu einem weiteren Tagesordnungspunkt werden.

Synode arbeitet an Reformprozess ekhn2030 weiter

Weiter geht auch die Arbeit an dem Reformprozess „ekhn2030“. Im Fokus steht die Einbringung eines neuen Gesetzes zum Verkündigungsdienst. Es sieht unter anderem vor, dass Pfarrpersonen, Musikerinnen und Musiker sowie Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen vor Ort viel enger zusammenarbeiten als bisher. Außerdem am 20. Mai über Mittag geplant: Eine Feierstunde zum Geburtstag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie wird in diesem Jahr 75 Jahre alt.

Hintergrund zur Synode

Die Synode ist gemäß der Kirchenordnung das „maßgebende Organ“ der hessen-nassauischen Kirche. Sie erlässt Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ geistlicher und rechtlicher Leitung trifft sie auch wichtige kirchenpolitische Entscheidungen. Ausschüsse und regionale Arbeitsgruppen bereiten die Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand mit einem oder einer Präses. Gemäß Kirchenordnung sollen möglichst zwei Drittel der gewählten Synodalen nichtordinierte Gemeindemitglieder sein, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat rund 1,5 Millionen Mitglieder in 1103 Gemeinden und 2022 einen Jahresetat von rund 710 Millionen Euro. Ihr Kirchengebiet erstreckt sich in etwa von Biedenkopf im Norden über das Rhein-Main-Gebiet bis Neckarsteinach im Süden. Rund ein Fünftel des Kirchengebiets gehört zwischen Diez und Worms auch zum Bundesland Rheinland-Pfalz.