Grüner Hahn macht nicht nur im Blauen Ländchen Schule

Pfarrer Matthias Metzmacher hofft auf mehr konkrete Schritte zur Bewahrung der Schöpfung – Selbstversuch zur E-Mobilität im Dekanat

 RHEIN-LAHN. (22. Januar 2019) Die Bewahrung der Schöpfung – weniger biblisch ausgedrückt: mehr Umweltbewusstsein – predigen und danach handeln, sind zwei Paar Schuhe. Im Evangelischen Dekanat Nassauer Land gibt es jetzt eine Reihe von Beispielen, gute Worte in Taten umzusetzen. So wollen mehr Kirchengemeinden dem Beispiel Welterods folgen und streben das Umwelt-Signet „Grüner Hahn“ an. Außerdem starten Mitarbeitende des Dekanats einen Selbstversuch, sich für einen begrenzten Zeitraum statt mit Verbrennungsmotoren fortzubewegen, einmal auf Elektro-Autos zu wechseln.

Nachdem jüngst die evangelischen Kirchengemeinden Welterod und Oberwallmenach als erste im Dekanat Nassauer Land den Zertifizierungsprozess „Grüner Hahn“ starteten, wächst auch bei anderen Gemeinden im Blauen Ländchen und darüber hinaus die Neugier an nachhaltigen Schritten, wie Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat, erklärt. So ließ sich beispielsweise die evangelische Kirchengemeinde Nastätten in dieser Woche über den Weg informieren, das Umweltsignet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu erhalten.

 „Alle haben entdeckt: Ich kann etwas zu diesem Thema erzählen und beitragen“, stellte Welterods Gemeindepfarrerin Claudia Biester während der jüngsten Tagung der Dekanatssynode vor dem Kirchenparlament fest. Während eines Umweltgottesdienstes sei vielen Teilnehmenden klar geworden, dass der viel gehörte Satz „da können wir gar nichts machen“, niemandem dient. „Wir müssen Maßstäbe schaffen, nach denen wir handeln wollen“, nannte Biester die Maxime, die auf den Weg zum Grünen Hahn führte. Beim Einkauf etwa für Gemeindefeste oder Geschenke zu Geburtstagen, bei Energie- und Wasserverbrauch, der Fortbewegung und der Büroorganisation wird nun ganz konkret darauf geachtet, was die Umwelt be- und entlastet.

„Ich finde es toll, dass sich immer mehr Kirchengemeinden fragen und danach handeln, wie ihr eigenes Verhalten nachhaltig der Bewahrung der Schöpfung und damit auch den Menschen dient“, sagt Metzmacher. Neben Welterod und Oberwallmenach hat nun auch die evangelische Kirchengemeinde Nastätten ihr Interesse am Grünen Hahn bekundet. Kathrin Saudhof, Klimaschutzmanagerin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, stellte dort in dieser Woche dem Kirchenvorstand das Umweltzertifikat vor. Es bescheinigt seinen Besitzern einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen etwa durch das Vermeiden von Restmüll, den sparsamen Umgang mit Wasser, Wärmeenergie und Strom. Das Siegel animiert ebenfalls dazu, beim Einkaufen auf ökologische und fair gehandelte Lebensmittel zu achten. Die Kirchengemeinde der Bienenstadt achtet schon seit Jahren auf einen verantwortungsvollen und gerechten Umgang mit Ressourcen, sei es beim Ausschank von fair gehandeltem Kaffee bei Veranstaltungen oder bei der Energienutzung. „Es gibt so viele praktische Beispiele, die es wert sind, in Kirchenvorständen anderer Gemeinden zumindest einmal vorgestellt und diskutiert zu werden“, meint Metzmacher, der zusammen mit der Umweltbeauftragten des Dekanats, Pfarrerin Kerstin Janott aus Langenscheid, Gemeinden für die Bewahrung der Schöpfung ermuntert und Kontakte zur Landeskirche vermittelt.

Metzmacher und Janott freuen sich auf einen Selbstversuch im Dekanat. In Kooperation mit der Energie-Genossenschaft Oberes Mühlbachtal (EGOM) sollen in diesem Jahr eine Reihe evangelischer Einrichtungen und Mitarbeitender für einen begrenzten Zeitraum vom Verbrennungsmotor auf E-Mobilität wechseln. „Wie funktioniert das? Macht das überhaupt Sinn?“, seien Fragen, auf die während des Selbstversuchs Antworten gefunden werden sollen, so Metzmacher, der aus eigener Erfahrung verspricht: „Es macht in jedem Fall Spaß.“ Aber auch Car-Sharing-Modelle seien praktische Alternativen zu konventionellen und die Umwelt belastenden Mobilitätsformen.

„Gut, wenn Menschen ins Nachdenken kommen“, ist Thomas Schwab, Gesellschafter der EGOM überzeugt, die als Kooperationspartner für den Selbstversuch fungiert. Nur ein Paradigmen-Wechsel könne dafür sorgen, etwa die Folgen des unaufhaltsamen Klimawandels zu reduzieren. Ihm sei ebenso bewusst, dass E-Mobilität nicht alle Probleme löst, aber es brauche eines Bewusstseinswandels in der Gesellschaft.

Dr. Hubert Meisinger, im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN zuständig für Umweltfragen, ist jeder noch so kleine Schritt wichtig, der sich mit der Thematik auseinandersetzt. Das Zentrum in Mainz begleitet die Kirchengemeinden auf dem Weg zum „Grünen Hahn“. Der Pfarrer weist nicht nur auf 17 allgemeine Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf der ganzen Welt hin; die reichen vom Beenden des Hungers über eine hochwertige Bildung bis zum Klimaschutz. Er zeigt auch auf, wie Kirchengemeinden durchs Umweltmanagement „Grüner Hahn“ in der Praxis in den Bereichen Einkauf, Abfall und Mobilität zur Bewahrung der Schöpfung beitragen. „Dabei bringt der Weg Vorteile für die beteiligten Gemeinden“, so Meisinger. Dazu gehört neben der Aktivierung des Gemeindelebens unter anderem auch mehr Geld in der Gemeindekasse. Kirchengemeinden sparten durch nachhaltige Veränderungen beim Verbrauch von Wasser, Strom und Wärme sowie beim CO-2-Ausstoß ohne große Investitionen bares Geld. Als Beispiel nennt er Bad Schwalbach, wo durch die Senkung des Heizenergieverbrauchs jedes Jahr 2000 Euro gespart würden.

„Informieren und Mitmachen sind sinnvoll investierte Zeit“, ist Matthias Metzmacher überzeugt und animiert dazu mit einem chinesischen Sprichwort: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Mauern, die Anderen Windmühlen“. Bernd-Christoph Matern

Wer sich für das Umweltmanagement „Grüner Hahn“ interessiert, erhält mehr Informationen bei Matthias Metzmacher unter Telefon 02603-509-9244 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Zentrum bietet Umwelt-Auditor-Ausbildung

Im April 2019 startet der dritte Ausbildungskurs der EKHN, um Umweltauditor und -auditorin zu werden. Die Teilnehmenden erwerben darin Qualifikationen im Umwelt- und Klimaschutz sowie in der Prozessbegleitung. Nach der erfolgreichen Teilnahme helfen sie Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen ganz konkret dabei, mithilfe des kirchlichen Umweltmanagements „Grüner Hahn“ das umweltgerechte Handeln stetig zu verbessern.

Die Fortbildung besteht aus dem Grundkurs, der an drei Wochenenden stattfindet, drei Webinaren zur Vertiefung von Fachthemen  sowie ein bis zwei Samstagen zum Erfahrungsaustausch. Für die Teilnehmenden der EKHN übernimmt das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung die Kosten für die Veranstaltungen sowie die Anreise, Unterkunft und Verpflegung. Interessierte können sich bis 15. Februar 2019 anmelden bei: Kathrin Saudhof, Klimaschutzmanagerin im ZGV, Telefon 06131 / 28744-52.

Mehr Informationen finden Sie hier.

Zu den Fotos: Dr. Hubert Meisinger vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz zeigt Kirchengemeinden, welchen Beitrag sie zur Bewahrung der Schöpfung leisten können unter anderem mit dem kirchlichen Umweltmanagement Grüner Hahn. Pfarrer Matthias Mettzmacher und die Umweltbeauftragte des Dekanats Kerstin Janott  freuen sich auf einen Selbstversuch im Dekanat, von Verbrennungsmotoren auf E-Autos umzusteigen. Auch die Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land befasst sich in ihrer jüngsten Sitzung mit Fragen des Klima- und Umweltschutzes. Fotos: Bernd-Chr. Matern