Gottesdienst-Preis geht an „echtes Gemeinschaftswerk“ nach Klingelbach

Jury würdigt damit Konzept der evangelischen Kirchengemeinde zur Karwoche und Ostern

 KASSEL/KLINGELBACH. (13. Mai 2020) Die evangelische Kirchengemeinde Klingelbach erhält den Gottesdienstpreis der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes für ihren Karfreitagsgottesdienst 2019. Damit würdigt die Jury der Karl Bernhard Ritter-Stiftung das Konzept der Einrich-Gemeinde zur Gestaltung der gesamten Karwoche bis Ostern. Sie teilt sich die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung mit der Berliner Kultur-Kirche St. Matthäus.

Von einer gelungenen Inszenierung der Passionsgeschichte schreibt die Jury. Zu den Stärken des von Pfarrerin Mariesophie Magnusson geleiteten Karfreitagsgottesdienstes zählte nach den Worten eines Jurymitglieds die durchdachte Verbindung aller Gottesdienste von Gründonnerstag bis Ostersonntag. Das Konzept dazu hatte Amtskollegin Anneke Peereboom noch vor ihrer Babypause entworfen; zudem wirkten viele ehrenamtliche Kräfte in den Gottesdiensten mit.

Der preisgekrönte Passionszyklus beginnt mit einem Feierabendmahl an Gründonnerstag in der Kirche, das ans letzte Abendessen Jesu mit seinen Jüngern erinnert. An dessen Ende bleibt das Abendmahlsgeschirr, also Brotschale und Kelch, auf dem Altar stehen. Zum Schlussgebet des Karfreitags-Gottesdienstes werden dann von Mitgliedern des Kirchenvorstandes nicht nur diese Elemente bewusst vom Altar abgeräumt, sondern auch Blumenschmuck, Bibel, die zuvor ausgeblasenen Kerzen, das Kreuz und das violette Parament (der textile Altarbehang). Schwarzes Parament und Dornenkrone kommen auf den Altar und alle Lichter im Gotteshaus werden ausgelöscht. In Stille verlässt die Gemeinde den Raum.

So werde der Neuanfang der Auferstehung Jesu besonders gut sichtbar, findet die Jury und schreibt weiter: Auch der Aufbau dieses Gottesdienstes ist bemerkenswert. Einem eher klassischen ersten Teil mit Schriftlesung, Credo, einer Bildpredigt über die „Argonauten“ von Anselm Kiefer und Fürbitten folgt im zweiten Teil die durch Gesang und Inszenierung des Altarabräumens bewusst unterbrochene Passionsgeschichte. Die Gemeinde folgt Jesus auf seinem Gang bis ans Kreuz.“ Nicht einmal der sonst übliche Segen löse die so entstandene Spannung auf. Ein inhaltlicher Bogen zu Ostern wird auch musikalisch gespannt, denn die Gemeinde singt „Bleibet hier und wachet mit mir“.

Mit diesem Lied beginnt der Ostermorgen um 6 Uhr noch im Dunkel am Osterfeuer. Anschließend gibt es eine Prozession, die der Chor Cantemus anführt, vom großen Holzkreuz in die Kirche. Dort erhellt sich der Raum zunehmend, indem die Gottesdienstbesucher sich ein kleines Licht von der Osterkerze anzünden und der Altar wieder seine Elemente zurückbekommt. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, sagte Pfarrerin Mariesophie Magnusson, schließlich werde damit ein echtes Gemeinschaftswerk prämiert. Bernd-Christoph Matern

 

Zu den Fotos:
Nur die Dornenkrone schmückte von Karfreitag bis zum frühen Morgen des Ostersonntags den Altar in der Klingelbacher Kirche. Die Kirchengemeinde erhielt jetzt den Gottesdienstpreis der Karl Bernhard Ritter-Stiftung  für seinen Karfreitagsgottesdienst und das stimmige Konzept, Passion und Auferstehung erlebbar zu machen.