Wir trauern

Beten und spenden für die vielen Opfer des Unwetters

Nach verheerendem Unwetter startet Katastrophenhilfe des Diakonischen Werks Spendenaktion – Andachten am Freitag

AHR/RHEIN-LAHN. (15. Juli 2021) Nach den verheerenden Unwettern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zeigt sich das Ausmaß: Laut Medienberichten sind mehr als 180 Menschen gestorben, zunächst waren mehr als 150 Personen noch vermisst; am 26. Juli sind es noch mehr als 70 Personen. Auch zwei Wochen nach der Katastrophe waren noch nicht alle Toten identifiziert. Auch Hilfskräfte aus dem Rhein-Lahn-Kreis sind zur Rettung und zur Unterstützung gleich zu Beginn der Katastrophe in das Krisengebiet geeilt. Die Evangelische Kirche ruft nach wie vor zu Gebeten und zu Spenden auf. Über aktuelle Hilfsaktionen in den evangelischen Kirchengemeinden informiert dieser Beitrag.

Notfallseelsorge Rhein-Lahn/Westerwald bietet Nachsorge für Einsatzkräfte

(29. Juli 2021) Die Rettungskräfte von Technischem Hilfswerk, Feuerwehr oder dem Deutschen Roten Kreuz im Ahrtal sind Bildern und Erlebnissen ausgesetzt, die die Seele stark belasten. Zurückkehrende Helferinnen und Helfer werden deshalb auch von der Notfallseelsorge Rhein-Lahn/Westerwald betreut. Zusammen mit Psychotherapeuten der Fachklinik in Katzenelnbogen hat sie jetzt konkret für Kräfte des Kreisfeuerwehrverbades Rhein-Lahn, die aus dem Krisengebiet kommen, die Nachsorge gestartet. Mehr dazu lesen Sie hier.

EKHN bietet vor allem Familien Auszeit von der Katastrophe

(27. Juli 2021) Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bietet vor allem für Familien, Kinder und Jugendliche aus den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ab sofort kostenfreie Übernachtungen in ihrer Jugendburg Hohensolms bei Wetzlar an (Foto rechts). Insgesamt stehen unter dem Motto „Auszeit von der Katastrophe“ 700 Übernachtungen mit Vollpension, pädagogischem Angebot und seelsorglicher Begleitung zur Verfügung. Das Programm sei in Absprache mit der benachbarten und besonders vom Hochwasser betroffenen Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) entstanden, sagte Hessen-Nassaus Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Sie kündigte zugleich an, dass die EKHN die Aufbauhilfen für Gemeinden in den Überschwemmungsgebieten mit 100.000 Euro unterstützen werde. Mehr dazu lesen Sie hier.

Menschen stehen vor Trümmern ihrer Existenz

In einem Brief an die rund 1.100 Gemeinden und evangelische Einrichtungen schreibt Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, dass „die persönlichen Schicksale von Menschen, die um Angehörige trauern, sie vermissen oder vor den Trümmern ihrer Existenz stehen“ erschütternd seien. Was ihnen jetzt auch helfen könne – so zeigten es Gespräche vor Ort – sei die „Erfahrung von Solidarität“. Die Andachten und das Glockengeläut am Freitag wollten ein „gemeinsames öffentliches Zeichen der Solidarität“ setzen. Das Erschallen der Glocken solle „zum Innehalten, zur gemeinsamen Andacht in der Kirche oder zum persönlichen Gebet zu Hause einladen“, so Scherf.  Es sei wichtig, Gott um Hilfe und Beistand zu bitten. Den Gemeinden würden Vorlagen für die Andachten zur Verfügung gestellt. Scherf „Unser Beten und Handeln möge getragen sein von der großen Hoffnung: ‚Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.‘“ (Psalm 146,8). Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Beten und spenden

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat noch am Donnerstag nach der verheerenden Flutnacht zu Gebeten und Spenden aufgerufen. Konkret hatte auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihre Gemeinden gebeten, am Freitag, 23. Juli um 18 Uhr aus Solidarität mit den Opfern der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu Andachten einzuladen und Glocken zu läuten. Sie folgte damit einer Anregung der benachbarten und vom Hochwasser besonders betroffenen Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Viele Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land sind diesem Aufruf gefolgt. Mehr dazu finden Sie hier. Ein Gebet des EKD-Ratsvorsitzenden finden Sie am Ende des Beitrags.

Jung: Es ist furchtbar, so viel Ohmacht zu spüren

Auch Kirchenpräsident Volker Jung hat vergangene Woche seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck gebracht: „Es ist furchtbar, so viel Ohnmacht zu spüren und vor Trümmern zu stehen.“ Jung weiter: „Ich bin tief erschüttert über das Ausmaß des Unwetters. Meine Gedanken und Gebete sind besonders bei den Menschen, die ihr Leben verloren haben, bei ihren Angehörigen und allen, die um sie trauern“, sagte Jung. „Ich denke auch an diejenigen, deren Häuser beschädigt und zerstört sind, die Hab und Gut verloren haben. Es ist furchtbar, so viel Ohnmacht zu spüren und vor Trümmern zu stehen. Ich bitte Gott um Nähe, Trost und Kraft für alle, die so großes Leid erfahren. Wie wichtig ist jetzt Solidarität und Hilfe! Wer hilft, gibt Halt und Hoffnung. Den Rettungs- und Hilfskräften, die sich auch von vielen Orten in das Unglücksgebiet auf den Weg gemacht haben, danke ich von Herzen! Die Unwetterkatastrophe wirft auch viele Fragen nach dem auf, was in menschlicher Verantwortung liegt.“

Hilfen anmelden!

(16. Juli 2021) Im Krisengebiet werden weiterhin Menschen gebraucht, die etwa beim Sortieren des Sachspendenlagers helfen oder sich auf andere Weise nützlich machen wollen. Allerdings sollte sich niemand auf den Weg ins Krisengebiet begeben, OHNE sich dafür angemeldet zu haben. Aktuelle Informationen darüber, welche Hilfe konkret gebraucht wird, gibt etwa diese Facebook-Seite. Hilfsgesuche und -angebote finden sich auch auf der Website ahrhelp.de.
Offizielle und gesicherte Informationen zur aktuellen Hochwasser-Lage gibt es auf dieser Facebook-Seite des Lagezentrums.

Notfallseelsorge Westerwald/Rhein-Lahn im Einsatz

Zur psychologischen Betreuung und Nachsorge von Rettungskräften, die etwa mit der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Rhein-Lahn vor Ort im Krisengebiet eingesetzt sind, ist auch die Notfallseelsorge (NFS) Rhein-Lahn/Westerwald im Einsatz. Während vor Ort die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Bistums Trier die Menschen begleitet, erwarten die Seelsorger und Seelsorgerinnen in Westerwald und Taunus vor allem die zurückkehrenden Einsatzkräfte. „Ich gehe davon aus, dass uns diese Katastrophe noch viele Monate, manche noch Jahre beschäftigen wird“, sagt die Leiterin der NFS Ulrike Braun-Steinebach. „Viele Kräfte können solch einen Einsatz wuppen, aber was diese Bilder, denen sie ausgesetzt sind, im Innern auslösen, kommt erst mit der Zeit zum Vorschein.“ Umso wichtiger seien viele Einzelgespräche mit den Helferinnen und Helfern.

Keine Sachspenden mehr

Für Menschen, die Ihr Hab und Gut, insbesondere ein Zuhause verloren haben, sind jetzt vor allem finanzielle Hilfen erforderlich. Wer die Diakonie-Katastrophenhilfe, die vor Ort hilft, per Online-Spende unterstützen möchte, kann das hier tun. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau und auch der Krisenstab des Kreies Ahrweiler haben (Stand: 18. Juli) darum gebeten, von weiteren Sachspenden zum jetzigen Zeitpunkt abzusehen, weil die Lagerkapazitäten erschöpft sind und es auch an Personen zur Koordinierung fehlt; Spenden können in einen Bürgerfonds der Verbandsgemeinde Adenau eingezahlt werden, für den auch die Verbandsgemeinde Nastätten in einer Hilfspartnerschaft wirbt. Im Rhein-Lahn-Kreis haben einige Kirchengemeinden bereits ihre freie Sonntagsgottesdienst-Kollekten für die Flutopfer eingesetzt. Außerdem hat das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland ein Spendenkonto für Soforthilfe eingerichtet:

Spendenkonto bei der Diakonie RWL
DE79 3506 0190 1014 1550 20
KD Bank
Stichwort: Hochwasser-Hilfe
Online spenden

GottStehUnsBei0721 becrima Gebet des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm:

Ich bete:
Barmherziger Gott,
vor dich bringen wir all die Menschen,
denen aufgrund des Unwetters großes Leid widerfahren ist.

Steh ihnen bei,
gib ihnen Kraft, wo sie erschöpft sind,
und Mut, wo sie zu verzweifeln drohen.
Und gib uns allen offene Augen und Ohren,
damit wir wahrnehmen, wo und wie wir helfen können.

Wir bitten dich für die Menschen, die in den Fluten gestorben sind.
Nimm sie auf in dein Reich,
das kein Leid mehr kennt und in dem alle Tränen abgewischt sind.
Denen, die um sie trauern, schenke Trost und Menschen, die sie begleiten.

Ewiger Gott, sei bei uns.
Verlass uns nicht.
Auf dich vertrauen wir.

AMEN