
In Mabira sollen nicht nur Bäume gepflanzt werden
Nach drei Wochen im Nassauer Land nimmt Delegation aus Partnerdistrikt in Tansania viel Wissen mit – Inklusion als Thema
RHEIN-LAHN. (10. Oktober 2022) Jede Menge Anregungen in Sachen Forstwirtschaft, Tierhaltung, Honiggewinnung sowie zur Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung hat eine sechsköpfige Besuchsdelegation aus Mabira in Tansania nach ihrem dreiwöchigen Aufenthalt im Nassauer Land mit in die Heimat genommen. Neben viel praktischem Wissen wurden erste Informationen für ein neues Projekt ausgetauscht, mit dem Kinder mit einer Behinderung besser unterstützt werden sollen anstatt sie aus Scham zu verstecken. Über allem Austausch prägten Gemeinschaftsgeist und Herzlichkeit die Begegnung.
„Das hat unsere seit 41 Jahren bestehende Partnerschaft gefestigt und gezeigt: Sie lebt“, zog Reverent Forcus Rutaba beim Abschlussabend in Kördorf eine erste Bilanz nach der Reise ins deutsche Partner-Dekanat. Auch wenn anhaltende Trockenheit die deutschen Wälder gerade vor große Probleme stellt – die Gäste aus Mabira zeigten sich von der Wald-Bewirtschaftung beim Besuch des Forstamtes Lahnstein beeindruckt. „Ich will jetzt auch mal einen Baum pflanzen und schauen, wie das klappt“, hat sich Edina Kasilia vorgenommen. Wie man Nahrungsmittel länger aufbewahren kann, gefiel Imelda Mutungirehi sehr gut. Marmelade einzukochen, war ihr bislang unbekannt. Ihren Gastfamilien machten die vier Frauen und zwei Männer allesamt ein großes Kompliment für die Herzlichkeit, mit der sie aufgenommen wurden und für das tolle Essen, mit dem sie verpflegt wurden.
Tief beeindruckt hatte die Delegation ein Besuch der Erich Kästner-Schule in Singhofen. Schulleiterin Heike Schuh gewährte den Gästen aus Tansania Einblick in Räumlichkeiten und den Tagesablauf in den 22 Klassen mit 162 Schülerinnen und Schülern und ihren unterschiedlichen Förderbedarfen und erklärte, wie dort die sechs- bis 19-Jährigen mit einem Handicap unterrichtet werden. Auch über Beschäftigungsperspektiven nach der Schule informierte Schuh die interessierten Gäste. Die Delegation aus Mabira wollte wissen, wie denn die Kinder von so weit her überhaupt nach Singhofen kommen. Zum Schulbesuch in Mabira sind dazu jeden Tag weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Im Umkreis der Region Mabira gebe es zwar eine Einrichtung, die Kinder mit körperlichen Behinderungen aufnimmt, wie Reverent Forcus Rutaba berichtete. Problematisch sei allerdings deren Beförderung, wenn sie dort nicht wie in einem Internat wohnen könnten.
Sabine Menze gab die Anregung für das Inklusions-Projekt. „Ich würde mir wünschen, dass in Mabira Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung nicht mehr versteckt, sondern gefördert werden und dass Männer ihre Frauen nicht mehr verlassen, wenn diese ein besonderes Kind zur Welt gebracht haben“, beschreibt das Mitglied des Arbeitskreises Nassau-Mabira ihr Herzensanliegen. Mit ihrem Ehemann Dietmar Menze will sie noch im Oktober eine private Reise nach Mabira machen, um vor Ort mögliche Schritte für mehr Inklusion im Partnerdistrikt zu besprechen. Dabei können die Beiden auf Unterstützung hoffen. „Uns hat das sehr beeindruckt, wie hier mit behinderten Kindern umgegangen wird“, erzählen Grundschullehrerin Aneth Lutambika und Evangelistin Nyamilembe Kahwa beim Abschlussabed. Auch die technischen Hilfsmittel waren Neuland für sie. „Wir haben da viel gelernt, um die Situation auch für die betroffenen Kinder in Mabira zu verbessern.“
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Berthold Krebs dankte allen, die die Begegnung ermöglicht hatten, den Gastfamilien, den stillen Helferinnen im Hintergrund und auch den Kooperationspartnern, die besucht wurden. Und er dankte Gott, dass keiner erkrankt sei, was in diesen Zeiten ja auch nicht selbstverständlich sei. Krebs warb außerdem für eine Reise nach Mabira, mit der im kommenden Jahr die Jugendpartnerschaft gefestigt werden soll und zu der junge Erwachsene im Alter bis etwa 25 Jahre eingeladen sind. Durch die Corona-Pandemie war auch dabei der zweijährige Besuchsrhythmus durchkreuzt worden.
„Vielen Dank für all das Licht, dass ihr mitgebracht habt“, gab Dekanin Kerstin Janott den Gästen mit auf den Heimweg ins gut 6000 Kilometer vom Rhein-Lahn-Kreis entfernte Mabira. Dazu zählten auch die Offenheit und Freude, die sich auch am Abschiedsabend noch einmal im Austausch von Gastgeschenken und in fröhlichem Tanz Bahn brach. Bernd-Christoph Matern
Hier ein Bericht vom Empfang der Gäste aus Mabira.
Hier ein Bericht vom Fest der Kulturen mit Bischof Bagonza.
Hier ein Bericht vom Dekanatsfrauentag.
Zu den Fotos:
Herzlich und lehrreich war die Begegnung einer Delegation aus Mabira in Tansania, die drei Wochen im Partnerdekanat Nassauer Land zu Gast war. Der Aufenthalt in den Gastfamilien, der Dekanatsfrauentag und das Fest der Kulturen in Nassau zählten zu den emotionalen Höhepunkten der Reise.
Neben Besuchen unter anderem in Handwerksbetrieben, Forstwirtschaft und Verbandsgemeinde-Werken beeindruckte die afrikanischen Gäste auch, wie im Rhein-Lahn-Kreis mit Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung umgegangen wird, als sie die Erich Kästner-Schule in Singhofen besuchten.

1000 Euro konnte Bildungsreferentin Claire Metzmacher den Gästen aus Mabira als Spende vom Dekanatsfrauentag überreichen. Fotos: Matern
