Von Abschiedsschmerz und freudiger Erwartung
Kantate: Dekanatskantorei St. Goarshausen stimmt in Nastätten mit Bach-Oratorium auf Himmelfahrt ein
NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (20. Mai 2025) „Singet!“ – das war das Motto des Sonntags Kantate. In den Kirchen im Rhein-Lahn-Kreises wurde deshalb noch mehr gesungen und gespielt als sonst üblich. Einen ganz besonderen musikalischen Leckerbissen gab es in der evangelischen Kirche von Nastätten zu erleben. Dort präsentierte die evangelische Dekanatskantorei St. Goarshausen unter Leitung von Markus Ziegler die Kantate „Lobet Gott in seinen Reichen“ (BWV 11) von Johann Sebastian Bach. Der Komponist wird nicht umsonst neben Matthäus, Markus, Lukas und Johannes als fünfter Evangelist bezeichnet. Die Interpretation mit dem Orchester Camerata Risonanza und Solisten war Verkündigung pur.
Für das als Himmelfahrtsoratorium bekannte Werk legten die fast zwei Dutzend Sängerinnen und Sänger in der St. Salvator-Kirche reichlich Bekenntniskraft in ihre Einsätze. Zuvor hatten sie bereits in einer Motette von Adam Gumpelzhaimer den obligatorischen Kantate-Choral „Lob Gott getrost mit Singen“ angestimmt. Das saubere Miteinander und die dynamischen Facetten beeindruckten die Ohren und sorgten für freudige und hoffnungsvolle Gemüter.
Mit Falko Hönisch (Bass), Jean Philipp Chey (Tenor), Elizabeth Neiman (Alt) und Caroline Monteith (Sopran) hatte Ziegler versierte Solistinnen und Solisten, die den vermutlich von Picander stammenden geistlichen Texten in Arien tonsicher, ausdrucksstark und verständlich ins Kirchenschiff trugen. Das ausgewogen und dynamisch engagiert aufspielende Orchester selbst legte den Grundstein für das überzeugend mitreißende Loben und Preisen.
In den Predigtteilen verdeutlichte Lydia Katzenberger die Worte der Kantate mit einem Blick auf das bevorstehende Himmelfahrtsfest am letzten Donnerstag im Mai, das den Kreislauf von Jesu Ankunft und Menschwerdung wieder beendet. Das Oratorium beschönige nichts vom Schmerz, den der Abschied Jesu zurück zum Vater im Himmel bedeute und an den Abschiedsschmerz von Trauernden erinnere. Und doch geht damit ein freudiger Blick in die Zukunft einher, der jetzt den Geist erquicke, wie es die Sopranistin grandios glasklar erklingen ließ: „Deine Liebe bleibet zurück“. Der Dekanatskantor hatte mit der Auswahl des Oratoriums nicht nur einen guten Fund gemacht. Er bescherte mit den Interpreten exakt 290 Jahre nach der Uraufführung am 19. Mai 1735 auch ein kirchenmusikalisches Pfund am Kantate-Sonntag.
Natürlich kam der Gemeindegesang nicht zu kurz; etwa eine fulminante und gleichzeitig reizvolle Version des Wochenlieds „Du meine Seele singe“ mit Chor und Orchester oder der beliebte Kanon „Lobe den Herrn meine Seele“, der an diesem Tag sicher noch in anderen Gotteshäusern angestimmt worden sein dürfte. Bernd-Christoph Matern
Magnificat von Rutter zum Mitsingen
Das nächste Projekt der Dekanatskantorei steht bereits in den Startlöchern. Der Chor bereitet das Magnificat von John Rutter vor, das unter anderem am Sonntag, 5. Oktober um 17 Uhr in St. Goarshausen aufgeführt wird. Wer mitsingen möchte: Die Proben starten am Dienstag, 3. Juni um 19.30 Uhr in Nastätten. Mehr Informationen gibt Markus ZIegler unter Telefon 06772-961463 oder E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Zu den Fotos:
Mit dem Himmelfahrts-Oratorium von Johann Sebastian Bach krönten Dekanatskantorei, Orchester und Solisten in Nastätten den Sonntag Kantate. Fotos: Bernd-Christoph Matern