EKHNFundus Bad Neuenahr Martin Luther Kirche Pfarrer Friedemann Bach Foto Marcel Ku lpr

Große Unterstützung für Opfer der Flutkatastrophe

Evangelische Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land beten und spenden für die Menschen im Ahrtal

RHEIN-LAHN. (9. August 2021) Die Spendenbereitschaft für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal ist auch nach fast vier Wochen in den evangelischen Kirchengemeinden ungebrochen groß. Die Christen fühlten sich in den ersten Tagen nach der Flut nicht nur in Andacht und Gebet mit den Menschen im Krisengebiet verbunden, den Verstorbenen, deren Angehörigen, den Verletzten und denen, die Haus und Hof verloren haben und um ihre Zukunft bangen. Sowohl Sachspenden als auch Geld kommt dort seither an und wird auf unterschiedliche Weise gesammelt, um kurz- und langfristig die Schäden zu beseitigen und den Wiederaufbau zu ermöglichen.

Hilfe mit Kollekten und Tandem-Flügen

KleiderkammerNAE KlampFHT Heuserstartet180721 becrima So haben viele der mehr als 50 Kirchenvorstände im Dekanat beschlossen, die eigentlich für eigene Belange der Gemeinden vorgesehenen Gottesdienst-Kollekten an Hilfe-Initiativen im Ahrtal zu spenden. Was dabei insgesamt zusammenkommt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern. Noch am Wochenende der Katastrophe packte das Team der Kleiderkammer in Nastätten Kisten mit Kleidung und Haushaltsgeräten, die ins Flutgebiet transportiert wurden. Mit einer außergewöhnlichen Idee hatte Singhofens Pfarrer Harald Peter Fischer in kurzer Zeit mehr als 1000 Euro gesammelt: er nahm gegen eine Spende Interessenten zu einem Flug im Doppelsitzer-Motorschirm mit. Fast 200 Euro brachten zwei kleine Andachten in Hunzel und Marienfels ein. Ein ökumenischer Gottesdienst zum Hilchenfest in Lorch erbrachte 835 Euro. In etlichen Konfirmationsgottesdiensten wurde ebenfalls an die Flutopfer gedacht; allein 500 Euro kamen so in Langenscheid und Geilnau zur Linderung der Not im Katastrophengebiet zusammen. Eine große Spendenbox ist auch in der Kirchlichen Sozialstation in Diez aufgebaut, mit dessen Inhalt möglichst konkret gespendet werden soll. Wie die Leiterin der Station Evelin Scheffler erklärt, werden die Spenden in Zusammenarbeit mit der Hochwasserhilfe Aar-Einrich im Krisengebiet für konkrete Maßnahme eingesetzt.

Schäden sind noch nicht zu beziffern

SpendenturmMiehlen230721 becrima In den evangelischen Kirchengemeinden werden derzeit noch andere Projekte geplant, wie die Menschen an der Ahr, die Haus und Hof verloren haben, unterstützt werden können. Einige suchen auch noch konkrete Projekte, um etwa den Wiederaufbau evangelischer Kindertagesstätten zu ermöglichen. Allerdings gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine „Bestandsaufnahme“ darüber, welche Gebäude in welchem Ausmaß beschädigt wurden und entsprechende finanzielle Hilfe in welchem Zeitraum gebraucht wird. „Wir sind sehr dankbar für die vielen Hilfsangebote“, sagte ein Sprecher der rheinischen Landeskirche auf Anfrage des Dekanats Nassauer Land. Derzeit würden immer noch Trümmer und Dreck beseitigt und Notquartiere eingerichtet. Auch ist vielerorts durch das fehlende Personal überhaupt noch nicht an einen regulären Betrieb zu denken.

700 Übernachtungen für Familien

Hohensolms20190919 114043 bbecrima Wie alle evangelischen Landeskirchen leistet auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) konkrete finanzielle Hilfe und unterstützt etwa die Aufbauhilfen für Gemeinden in den Überschwemmungsgebieten mit 100.000 Euro. Sie hatte außerdem vor allem für Familien kostenfreie Übernachtungen in ihrer Jugendburg Hohensolms bei Wetzlar angeboten. Insgesamt stehen dort unter dem Motto „Auszeit von der Katastrophe“ 700 Übernachtungen mit Vollpension, pädagogischem Angebot und seelsorglicher Begleitung zur Verfügung. Mehr dazu lesen Sie hier.

Darüber hinaus ist nach wie vor die Notfallseelsorge sowohl im Krisengebiet im Einsatz als auch zur Nachbetreuung von Einsatzkräften, die zurückkehren. Im Rhein-Lahn-Kreis übernimmt die Notfallseelsorge Rhein-Lahn/Westerwald diese Aufgabe. Einen Beitrag dazu lesen Sie hier.

Klezmer-Konzert in Dachsenhausen für Insul

KlezmerTrioBenefizDH0821 Fotos Miethe Krummrich BüttnerGanz konkret wird derzeit zu einem Benefizkonzert in Dachsenhausen eingeladen. Am Samstag, 28. August gibt es dort in der evangelischen Kirche für angemeldete Personen zwei einstündige Klezmerkonzerte um 17 und um 20 Uhr. Die dabei eingehenden Spenden werden der Gemeinde Insul zu gute kommen, eine der Ortschaften, die von den Sturzfluten im Juli zu großen Teilen zerstört worden sind. Die Klezmer-Musiker Sabine Döll und Johannes Gräßer haben einen besonderen Bezug zu diesem Ort; ihr ehemaliges Ensemble „Sher on a Shier“, das auch in Dachsenhausen schon oft auftrat, gründete sich in Insul, spielte dort bei Festivals und bot dort Workshops an. Zu den Benefizkonzerten spielt außerdem Georg Brinkmann an der Klarinette. Mehr Informationen zum Konzert und Anmeldeoptionen finden Sie hier.

Ökumenischer Taizé-Gottesdienst in Holzhausen

AA Kerzen copyright becrima „Bete, singe und halte Stille“ ist ein ökumenischer Abendgottesdienst überschrieben, zu dem die evangelische Kreuz-Jakobus-Gemeinde Holzhausen am Samstag, 21. August um 20 Uhr aufs Außengelände des Gemeindehauses einlädt. Die Gäste erwartet ein meditatives Abendgebet mit Gesängen aus Taizé. Im Anschluss an die stimmungsvolle Stunde gibt es dort mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Holzhausen an einem Lagerfeuer Stockbrot und gegrillte Würstchen.

Bereits am Nachmittag startet an gleicher Stelle ein Kinderbibeltag der Kirchengemeinde. Sämtliche Kollekten und Spenden des Nachmittags und des Abends sollen den Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal zu Gute kommen.

Ökumenischer Gottesdienst mit Bätzing und Bedford-Strohm

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Dom wollen die evangelische und die katholische Kirche sowie die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossenen Kirchen am Samstag, 28. August um 10 Uhr der Opfer der Flutkatastrophe gedenken. Dieser wird vom Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie mit Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen gestaltet. Der Gottesdienst wird um 10 Uhr live im ZDF übertragen.

Spendenkonten

Derzeit gibt es mehrere Konten, um zur Beseitigung der Flutschäden und die Sanierung beziehungsweise den Wiederaufbau von Häusern, Einrichtungen und Infrastruktur zu spenden. Drei seien hier genannt.

Diakonie Katastrophenhilfe,
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
Stichwort: Hochwasserhilfe Deutschland

Diakonisches Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL
IBAN: DE79 3506 0190 1014 1550 20
Stichwort: Hochwasser-Hilfe

 

Angesichts der Lage und den logistischen Herausforderungen in den von der Unwetter-Katastrophe betroffenen Gebieten hat auch die die kommunale Familie des Rhein-Lahn-Kreises mit Landrat Frank Puchtler und den Bürgermeistern der Verbandsgemeinden und der Stadt Lahnstein eine Hilfspartnerschaft mit der Verbandsgemeinde Adenau vereinbart, um eine effektive, bedarfsorientierte und zielgerichtete Hilfe zu ermöglichen.

Spendenkonten für den in der Verbandsgemeinde Adenau gegründeten „Bürgerfonds Hochwasser“ finden Sie hier.

Mehr aktuelle Nachrichten aus der Krisenregion und die Hilfsmöglichkeiten finden Sie auf mehreren Sonderseiten auf der Website der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hier.

Bernd-Christoph Matern

Gebet des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm:

GottStehUnsBei0721 becrima Ich bete:
Barmherziger Gott,
vor dich bringen wir all die Menschen,
denen aufgrund des Unwetters großes Leid widerfahren ist.

Steh ihnen bei,
gib ihnen Kraft, wo sie erschöpft sind,
und Mut, wo sie zu verzweifeln drohen.
Und gib uns allen offene Augen und Ohren,
damit wir wahrnehmen, wo und wie wir helfen können.

Wir bitten dich für die Menschen, die in den Fluten gestorben sind.
Nimm sie auf in dein Reich,
das kein Leid mehr kennt und in dem alle Tränen abgewischt sind.
Denen, die um sie trauern, schenke Trost und Menschen, die sie begleiten.

Ewiger Gott, sei bei uns.
Verlass uns nicht.
Auf dich vertrauen wir.

AMEN

Zu den Fotos:

Pfarrer Friedemann Bach steht vor der Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr. Man sieht im Vordergrund aufgetürmte Müllberge aus Mobiliar, der Weg zur Kirche ist scheinbar weggespült. Schon am Wochenende der Katatstrophe wurde in der Kleiderkammer der evangelischen Kirchengemeinde Nastätten kräftig an- und eingepackt, um die Flutopfer mit Kleidung und Haushaltsgeräten zu unterstützen. Sie wurden samt tonnenweise angelieferten anderen Hilfsgütern von Nastätten aus dank einer privaten Initiative und mit Unterstützung von Nastättener Firmen mit großen Lastwagen ins Krisengebiet tranpsortiert. Fotos: EKHN_Fundus_ekir.de_Marcel Kuß/Kirchengemeinde/Matern