30JahreHDRL091125 Gruppe becrima

Leuchtendes Beispiel für bessere Gesellschaft

Große Jubiläumsfeier zum 30-jährigen Bestehen der Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn kam bestens an

30JahreHDRL091125 Vorsitzende becrima  NASSAU/RHEIN-LAHN. (17. November 2025) Nassaus Stadtbürgermeister Manuel Liguori (MdL) staunte nicht schlecht. So schön bunt, festlich und liebevoll dekoriert hatte er seine Stadthalle selten gesehen. Zudem war sie voll besetzt. Das freute den Schirmherrn der Jubiläumsveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn. Den Besucherinnen und Besuchern gefiel das lebendige und abwechslungsreiche Geburtstagsfest. Jennifer Ingmann, die Vorsitzende der Ambulanten Dienste, und ihr Team freuten sich über die große Resonanz, die das Fest fand.

30JahreHDRL091125 BUNT becrima Auf den Tag genau vor drei Jahrzehnten wurden am 9. November 1995 die Hospizdienste Rhein-Lahn im Bad Emser Kreishaus von einigen engagierten Privatpersonen gegründet. Ihr Credo: „In unserer Vision soll jeder Mensch die Möglichkeit haben, sein Leben bis zum Schluss umgeben von Fürsorge und Mitgefühl zu verbringen.“ Seitdem wird der Verein bis heute getragen von ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleitern, die sich um schwerstkranke und sterbende Menschen in ihrer Häuslichkeit, im Altenheim oder Krankenhaus kümmern.

30JahreHDRL091125 SaalVH becrima „Das sind unsere Heldinnen und Helden“, sagte die Vereinsvorsitzende. Hospiz bedeute Herberge und genau das wolle man sein, eine Herberge aus Menschen, die diesen Ort Tag für Tag mit Leben füllen. „Wir sind mitnichten Sterbebegleiter. Wir begleiten das Leben bis zum letzten Atemzug. Und wir begleiten das Leben danach, die Trauer, den Neuanfang mit unseren Trauerangeboten“, erklärte Jennifer Ingmann.

An die Ehrenamtlichen gewandt fuhr sie fort: „Ohne Euch, ihr Lieben, gäbe es diesen Verein nicht. Ohne Euch gäbe es keine Besuche, keine Gespräche, kein offenes Ohr, kein Trauercafé, keine Trauerspaziergänge, keine TrauKidsKatz, kein Hospiz macht Schule“. Dann bat sie zu deren Überraschung die 33 Ehrenamtler nach Aufruf ihres Namens sich zu erheben und kurz stehen zu bleiben. Eine eindrucksvolle Demonstration, die mit reichlich Applaus bedacht wurde.

Hospizarbeit, so die Vorsitzende, lehre, was wirklich zählt. Sie schenke Achtsamkeit für den Moment und Dankbarkeit für das, was noch ist. Man spüre, dass das Leben endlich sei und gerade das mache es so unendlich kostbar. Herberge sein auch für jedermann im Alltag könne dazu führen, dass aus Gesellschaft wieder Gemeinschaft werde.

30JahreHDRL091125 Liguori becrima „Trost, Nähe und Zeit füreinander aufbringen, toll, dass wir das heute feiern“, meinte Manuel Liguori. Er hielt einen Rückblick auf „Drei Jahrzehnte gelebte Menschlichkeit“. Vor 30 Jahren hätten engagierte Frauen und Männer ein mutiges Zeichen gesetzt für ein Sterben in Geborgenheit. Die Hospizdienste verdienten für ihre wertvolle Arbeit Dankbarkeit und Respekt. Das Motto des Jubiläums „Leben, lieben, loslassen“ sei eine Haltung, die heute und in Zukunft trage. Es sei zu wünschen, dass das leider immer noch tabuisierte Thema Sterben und Tod in der Mitte der Gesellschaft Platz finde. In Würde zu Sterben sei kein Privileg, sondern ein Recht, konstatierte Liguori.

30JahreHDRL091125 Bunt Hoch becrima Ganz angetan von dem „tollen Festakt“ zeigte sich auch Matthias Lammert, Vizepräsident des rheinland-pfälzischen Landtages, dessen herzliche Glückwünsche er überbrachte. „Vor der unermesslichen und unverzichtbaren Arbeit, die Sie leisten, kann ich nur den Hut ziehen“. Schließlich sei die Tätigkeit mit einer hohen emotionalen Belastung verbunden, die viel physische und psychische Stabilität erfordere. Lammert wünschte den Ambulanten Hospizdiensten für die Zukunft alles Gute.

Beigeordnete Gisela Betram übermittelte die Glückwünsche von Landrat Jörg Dennighoff, Verbandsbürgermeister Uwe Bruchhäuser und dem Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel. Sie habe große Hochachtung vor ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleitern. Sie müssten einen großen Rucksack haben für alles, was ihnen anvertraut werde und hoffentlich gelinge es ihnen auch, sich zu entlasten.

30JahreHDRL091125 Referent becrima Das, was Menschen sich gegenseitig geben können, ist durch nichts zu ersetzen, meinte Pfarrerin Mariesophie Magnusson. Sie ließ sich auf einen Vergleich der Künstlichen Intelligenz (KI) mit dem Menschen ein und kam zu dem Schluss: „Wir brauchen ein echtes Gegenüber, um mit solchen Themen wie Trauererfahrung umzugehen.“ Denn der Mensch fühle und schwinge mit.

30JahreHDRL091125 Traukidskatz becrima Dann kündigte Annkathrin Schön, Hospizkoordinatorin, als sympathische und souveräne Moderatorin den Festredner des Tages an. Hospizreferent Gottfried Rudolph sprach zum Thema „Ehrenamtliches Engagement in der Hospizarbeit – Einblicke und Ausblicke“. „Sterbende sind Lebende“, stellte er fest. Dann ging er sehr profunde auf die Historie der Hospizbewegung ein – vom 4. Jahrhundert n. Chr. über die Mönchsmedizin bis zur Spitalsmedizin in Europa und darüber hinaus. 1967 wurde in London das St. Christophers Hospiz gegründet, das die Bedürfnisse von Sterbenden in den Mittelpunkt stellte und von dem weltweit Impulse ausgingen. In Deutschland nahm die Bewegung in den 1980-er und 1990-er Jahren ihren Lauf.

Ehrenamt, so Rudolph, ist ein unverzichtbares Element der Hospizarbeit, da Ehrenamtliche über den wertvollen Faktor einer „geschenkten Zeit“ verfügen. Alle im Ehrenamt Engagierten bringen eigene Qualifikationen und Lebenserfahrung mit und werden durch Seminare und Curriculum qualifiziert. Menschen in der Hospizarbeit seien Generalisten der Humanität. Er sagte: „Die Arbeit der Hospizdienste Rhein-Lahn ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Gesellschaft besser werden kann, wenn Menschen einander sehen und begleiten“.

30JahreHDRL091125 Musik becrima Zwischen den Redebeiträgen sorgte Elke Steltner an der Harfe für himmlische Klänge. Mit ihr gestalteten die Sängerinnen Claudia Illand (Alt) und Kirsten Maxeiner (Sopran) wundervolle und bewegende Lieder. „Songs of Sorrow, Songs of Love“ standen auf dem Programm. Die Künstlerinnen 30JahreHDRL091125 DekanatGratuliert becrima erfüllten ihre Mission mit viel Gefühl und großem Können. Die Harfe und die großartigen Stimmen begeisterten.

Nach dem offiziellen Teil wurde es an den Kaffeetafeln gemütlich. Tatjana Crecelius und Axel Kaiser versteigerten Gemälde aus einem Workshop. Infostände, ein Kreativangebot und ein nachgestelltes Trauercafé waren außerdem Anlaufstellen. „Das war eine sehr schöne Veranstaltung“, hörte Jennifer Ingmann vielfach bei der Verabschiedung der Gäste. vy

Zu den Fotos:

Bunt, informativ und unterhaltsam ging es zu während der Geburtstagsfeier der Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn. Die Vorsitzende Jennifer Ingmann und Koordinatorin Annkathrin Schön (3. und 4. von rechts) freuten sich über Worte von Pfarrerin Mariesophie Magnusson, Landtags-Vizepräsident Matthias Lammert, Kreisbeigeordnete Gisela Bertram, Stadtbürgermeister Manuel Liguori und ein Referat von Gottfried Rudolph (Bild ganz oben von rechts).

Zum 30-jährigen Bestehen gratulierte auch die stellvertretende Dekanin und Diakoniebeauftragte des Dekanats Nassauer Land Maike Kniese. Für wunderschöne Musik sorgten Elke Steltner an der Harfe zusammen mit Claudia Illand (Alt) und Kirsten Maxeiner (Sopran). Fotos: Bernd-Christoph Matern