
Religionen stehen gemeinsam auf für Frieden und Respekt
Sternmarsch und Gebete in Bad Ems: In aller Verschiedenheit für das Gute in der Welt einstehen
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (18. November 2025) Einmal mehr bewiesen in Bad Ems Christen, Juden und Muslime, dass ihre Religionen in aller Verschiedenheit dem Frieden auf der Welt dienen. Zusammen mit dem Beirat für Migration und Integration des Kreises schritten sie von vier Startpunkten der Kreisstadt aus zur katholischen Martinskirche, um dort miteinander für den Frieden in nah und fern zu beten. Suren, Bibelverse und Worte für ein besseres Miteinander wurden dort vorgetragen. Das Gotteshaus selbst war von außen und innen illuminiert; auch dies ein Zeichen für die Vielfalt, in der sich die acht Veranstalter gemeinsam für Menschenwürde und gegenseitigen Respekt einsetzten.
Das Motto sei ein Auftrag, „der uns alle betrifft, unabhängig davon, ob wir christlich, muslimisch, jüdisch oder konfessionsfrei sind“, begrüßte die Sprecherin des Bündnisses Hildegard Simons die Menschen in der vollen Kirche. „Denn die Würde des Menschen ist unantastbar – sie ist der Grundstein für ein friedliches Miteinander und ein Leben in Gerechtigkeit“, so Simons. Es sei erschütternde Realität, dass Menschen allein wegen ihres Glaubens oder ihrer Herkunft Opfer von Gewalt, verfolgt, entrechtet oder getötet werden. Und auch in Deutschland erlebten Kirchen, Synagogen, Moscheen sowie Politiker, Rettungskräfte und Polizei zunehmend Respektlosigkeit und Anfeindungen.
Dass das nicht im Sinne von Bibel, Koran und Weltanschauungen ist, unterstrichen die Beteiligten der acht unterschiedlichen Gruppen. Inmitten von Chaos und Gefahr der Welt sei Gott eine Zuflucht, hieß es etwa in einem hebräisch und deutsch vorgetragenen Psalm. Verse aus dem Koran wurden ebenso gebetet und ausgelegt, etwa eine Sure, die zum gegenseitigen Kennenlernen aufruft und die grundlegende Gleichheit aller Menschen betont unabhängig von ihrer Herkunft. Frieden beginne nicht erst mit Abkommen und Verträgen, sondern dass die Vielfalt, in der Allah die Menschen erschaffen habe, nicht zu Mauern, sondern zu Brücken werden zwischen Herzen, Religionen und Kulturen.

Im neuen Testament komme das Wort Respekt zwar selten vor, aber dort sei von Barmherzigkeit, Demut, Gerechtigkeit, Behutsamkeit und Rücksichtnahme zu lesen, zitierte der katholische Pfarrer Michael Scheungraber Verse daraus in seinen kurzen Gedanken zum Motto des diesjährigen Friedensgebets. Eine allgemeine Regel sei im Matthäus- und dem Lukasevangelium geschrieben, in denen Jesus die Gebote mit den Worten sinngemäß zusammenfasse: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch für sie!“ Ähnliche Gedanken fänden sich in allen Religionen. Gesellschaftlicher Respekt zeige sich aber eben nicht nur in schönen Worten, sondern auch Taten, zu denen an anderer Stelle aufgefordert werde: „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“.
Imame der Ahmadiyya-Gemeinde Koblenz und der türkisch-muslimischen Gemeinde Bad Ems, Vorbeter, Pfarrer und Vertreter der jüdischen, evangelischen, katholischen Gemeinden und die des Beirats gestalteten die Fürbitten, bevor Vater Unser und Segen aramäisch, hebräisch und deutsch den Schluss bildeten.

Ausgesprochen passende Musik umrahmte die hoffnungsvolle Feier für den Frieden. Ausgezeichnete Beiträge steuerte der Chor der orthodoxen Gemeinde Bad Ems unter Leitung von Ana Weinberger bei. Der Folklore-Chor Montabaur und der Partnerchor Eintracht Musica Viva brachten unter Leitung von Regine Reisinger die große Sehnsucht nach einer friedlichen und guten Zukunft etwa mit dem Song von Udo Jürgens „Ihr von morgen“ berührend ins Kirchenschiff. Bezirkskantor Jan-Martin Chrost begleitete den Chor nicht nur am E-Piano, sondern trug an der Sandtner-Orgel für ein harmonisches Gefühl aller Teilnehmenden bei ebenso im wegweisenden Abschlusslied „Möge die Straße uns zusammenführen“.
Türkischer Tee, deutscher Glühwein und Gebäck wurden vor der prächtig angestrahlten Kirche ausgegeben, um trotz Nieselregen noch friedlich beieinander zu stehen. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Voll besetzt war die bunt illuminierte katholische Martinskirche in Bad Ems, wo sich die Teilnehmer des Sternmarschs für den Frieden trafen. Bibel und Koran setzen sich bei aller Verschiedenheit und Vielfalt für ein respektvolles und friedliches Miteinander der Menschen ein. Darauf wiesen Vertreterinnen und Vertreter der Religionen sowie des Beirats für Migration und Integration des Rhein-Lahn-Kreis während des bewegenden Friedensgebets hin. Fotos: Bernd-Christoph Matern
