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Lauter Irre?! „Heaven´s Voice“ singt von Kraftquellen

Die Gemeinschaft der Heiligen war Thema eines Gospelgottesdienstes

NIEDERWALLMENACH/RHEIN-LAHN. (25. November 2025) Jeden Sonntag ist „die Gemeinschaft der Heiligen“ Teil des Glaubensbekenntnisses. Wer sind diese Heiligen und was haben sie mit der evangelischen Kirche zu tun? Ein Gospelgottesdienst mit dem Chor „Heaven‘s Voice“ hat diese Fragen vielfältig und höchst unterhaltsam beleuchtet.

HeavensVoceNdwl11 25 NorbertSchreinerMit „John saw the number“ und „Oh when the Saints go marching in” setzte der Chor gleich zu Beginn das Thema. Und Chormitglieder waren es, die große Teile des Gottesdienstes gestalteten. Barbara Schwank und Iris-Anna Hahn-Schwinn eröffneten den inhaltlichen Teil mit einem Dialog, wer und was Heilige sind und wie sie in katholischer und evangelischer Kirche unterschiedlich wahrgenommen werden.

Ganz unaufdringlich rahmten die klassischen liturgischen Elemente den Gottesdienst ein, doch die Höhepunkte lagen dazwischen. Ein Quiz mit kleinen Preisen klärte auf, wer die 16 Gesichter auf dem Einladungsplakat waren. Martin Luther, Dietrich Bonhoeffer und Mutter Theresa brauchte niemand zu raten, doch Harriet Tubman, James Baldwin und Barbara aus Lahnstein kannten die wenigsten.

In ihrer Bibelauslegung knüpfte Pfarrerin und Chorleiterin Yvonne Fischer an das Eröffnungsgespräch an. Gedenktage für Martin, Barbara und Nikolaus sind vielen präsent. Heilige werden oft als Fürsprecher bei Gott für die Menschen gesehen – eine Rolle, die die evangelische Theologie ablehnt. Dennoch sind diese Menschen außergewöhnlich, sind Vorbilder und Kraftquellen.

Die Bibel nennt keine einzelne Person „heilig“, nicht einmal Jesus. Einzig Gott ist als Person heilig, ansonsten gibt es den heiligen Sabbat, heilige Orte und das heilige Volk. Das Besondere des heiligen Volkes ist die Ethik, die den Menschen von Gott gegeben wurde. Doch die Liebe zu Gott und zum Nächsten, Ehrlichkeit und der Verzicht auf Gewalt sind ein Anspruch, dem Menschen nicht wie gefordert entsprechen. Als Gemeinde sind wir aber hineingerufen in „Gottes Sauerteig-Geschichte“, in der das Heilige in ganz normalen Menschen aufgeht.

Ein persönliches Erlebnis führte bei Fischer zum Nachdenken. Barbara aus Lahnstein betete täglich für sie. Das gab der damals jungen Pfarrerin Kraft und trug sie. Als Barbara starb, war die Pfarrerin traurig, dass die Frau nicht mehr für sie betete. „Was meinst Du denn, was sie jetzt macht?“ bekam sie zur Antwort.

So gebe es viele Menschen – auch in der Bibel – die sich für andere vor Gott und den Menschen einsetzen, oft gegen familiäre und gesellschaftliche Widerstände bis hin zum Tod. „Lauter Irre“, zu ihren Lebzeiten oft umstritten und gerade deswegen Wegbereiter der Kirche. „Und wir dürfen Teil dieser Gemeinschaft der Heiligen sein durch den Bund, den Gott mit uns geschlossen hat. Wie gut ist das!?“ schloss Fischer ihre Predigt.

03 20251115 191136 edit2nd„Order my steps – Ordne meine Schritte” war die Antwort des Chores. Welche Schritte Dietrich Bonhoeffer, Franz von Assisi und Harriet Tubman gingen, zeigten Mitglieder des Chores auf. Die Gemeinde antwortete jeweils mit dem Lied „Wo Menschen sich vergessen …“. Nach „I’m gonna live – ich werde leben“ vom Chor war das Publikum in der vollbesetzten Kirche selbst gefragt. „Welche Menschen sind Dir eingefallen? Mache für sie dein Handylicht an!“ Als das Licht in der Kirche ausging, leuchteten aus den Bänken viele Dutzend kleine Lichter.

Mit „We’re gonna sit around“ leitete der Chor zur Schlussliturgie über. Nach Fürbitten, Vaterunser, Abkündigungen und Segen lag wohl allen Gottesdienstbesuchern am Herzen, was der Chor zum Ausklang darbot: „Lord, make us more holy – Herr, mache uns heiliger!“ Norbert Schreiner

Zu den Fotos:
Mit Heiligen hat es die evangelische Kirche nicht so. In einem Gospelgottesdienst wurde die Gemeinschaft der Heiligen als Vorbilder von Heaven´s Voice aber als Kraftquelle besungen. Fotos: Norbert Schreiner