Wie Kirche den Menschen zur Heimat wird

Ökumenische Diskussionsrunde zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Lahnstein

 LAHNSTEIN/RHEIN-LAHN. (11. Oktober 2019) „Fremde, Heimat, Kirche“ war ein Diskussionsabend überschrieben, zu dem die katholische Pfarrei Sankt Martin sowie die evangelischen Kirchengemeinden in Lahnstein aus Anlass der 50-Jahr-Feier der Stadt eingeladen hatten. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wo und wie kann Kirche und Glaube zur Heimat für Menschen werden?

Als Einstieg in den Abend wurde ein Kurzfilm gezeigt, den Astrid Haderlein anlässlich des Kinder- und Jugendtages aufgenommen hatte und in dem Lahnsteiner Bürger und Bürgerinnen in persönlichen Statements erklären, warum Kirche für sie Heimat bedeutet oder warum sie das nicht sein kann. Antworten, die für die anschließende Diskussion unter Moderation von Bernd-Christoph Matern, Redakteur und Referent für Öffentlichkeitsarbeit im evangelischen Dekanat Nassauer Land, erste Denkanstöße lieferten.

Menschen unterschiedlicher Herkunft und Profession hatten sich auf dem Podium versammelt. Die gebürtige Finnin Hannele Hammaberg, Manfred Steiger, zuletzt katholischer Pastoralreferent in St. Barbara Lahnstein, Matthias Metzmacher, Pfarrer an der Klinik Lahnhöhe und für Gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Nassauer Land sowie das Ehepaar Delmy und Fabian aus El Salvador. Worte mit denen sie umschrieben, was Heimat für sie ist: die Ursprungsfamilie, Vertrauen, nicht unbedingt ein Ort, sondern eher ein Gefühl, die gelebten Werte, der Glaube und das Wohlfühlen in der Gemeinschaft. Der Redebeitrag der jungen Leute aus Mittelamerika verband den Begriff Heimat mit Sicherheit, Zufriedenheit und ruhiger Umgebung, alles das, was sie im Geburtsland nicht hatten und ihnen Lahnstein nun gibt. Hannele Hammaberg betonte, dass auch über Konfessionen und Religionen hinaus ein friedliches Miteinander dazu beitrage, sich heimisch zu fühlen.

Alle Teilnehmenden verbindet ein christlicher Hintergrund und auch eine christlich geprägte Jugend mit Gottesdienstbesuchen, mit dem Erleben christlicher Gemeinschaft, ob evangelisch oder katholisch beeinflusst. Das Vertrauen in Gott gibt die Bindung in der Gemeinschaft, die, wie der Moderator dazu provozierend bemerkte, auch anderswo möglich sein kann wie etwa in Vereinen und anderen Gruppierungen. Dazu bemerkten Delmy und Fabian, dass Kirche überall gleich sei. Sie kennen die Gottesdienste, die in ihrer Heimat gefeiert wurden und sie kommen in Lahnstein in die Kirchen und die Abläufe, Gebete, Glocken sind gleich, nur die Sprache ist eine andere.

In dem Film zu Anfang äußerten sich einige Befragten dazu, dass die Kirche als Heimat fremd geworden ist. Ein Beispiel, dass Kirche neue Heimat sein kann, bestätigte ein junger Mann aus Afghanistan, der als Asylbewerber auch in Lahnstein lebte und mit der katholischen Gemeinde in Kontakt getreten ist. Als erstes hat er den Kölner Dom gesehen und war beeindruckt von dem Gotteshaus und ist dann mit den richtigen Menschen in der Kirchengemeinde zusammengetroffen. Es hätte auch durchaus ein evangelischer Pfarrer gewesen sein können, aber Christ wollte er sein. Er wurde nach eigenem Bekunden sehr liebevoll aufgenommen und unterstützt und dies schenke auch ein Gefühl von Heimat. Pfarrerin Yvonne Fischer wies auf die biblische Grundlage der Gastfreundschaft hin, um Menschen Heimat zu geben.

Auf die Frage, wie man Menschen, die in der Kirche keine Heimat sehen, zurückholen kann, gab es an diesem Abend nicht so die rechte Antwort. „Wo Menschen zusammenkommen, gibt es Konflikte“, erwähnte der Moderator in diesem Zusammenhang. Noch viele andere Fragen kamen zur Sprache, die in der Kürze der Zeit aber nicht alle diskutiert werden konnten. Zumindest fürs anschließende „Deppedotz-Essen lieferte die abwechslungsreiche und sehr interessante Diskussion noch reichlich Gesprächsstoff. Bärbel Scheele

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Für einen interessanten Austausch zur Frage, inwieweit Kirche für Menschen Heimat sein kann, sorgten die Teilnehmenden der Diskussion. Foto: Scheele