Zahl der Vakanzen schrumpft von zwölf auf 6,5 Stellen

Dekanin Renate Weigel blickt vor Synode des Dekanats Nassauer Land auf Hoffnungszeichen

 RETTERT/RHEIN-LAHN. (18. November 2019) „42 Menschen stehen neben Pfarrerinnen und Pfarrern auf den Kanzeln und verkündigen das Evangelium. Das ist evangelisch!“ Mit diesen Worten begann der Jahresbericht von Dekanin Renate Weigel vor der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land. Im Dorfgemeinschaftshaus von Rettert dankte sie nicht nur den Menschen im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst für ihren Einsatz, sondern stellte zur Herbsttagung die aktuelle Situation in den Kirchengemeinden vor, die sich „besser und hoffnungsvoller“ anfühle als noch ein Jahr zuvor.

Zunächst lobte sie die Personen, die im ehrenamtlichen Prädikanten- und Lektorendienst tätig sind; in der Prädikantenausbildung sind zudem derzeit vier Personen unterwegs, der Lektorenkurs zählt ebenfalls vier Teilnehmende, die jüngsten sind 17 und 18 Jahre jung. Weigel zeigte sich erfreut, dass bis Ende des Jahres für die Besetzung von 6,5 Stellen neue Pfarrpersonen begrüßt werden konnten, was der Anzahl entspricht, die das Dekanat verlassen hat. „Das ist keine schlechte Bilanz. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Bis Ende des Jahres werde die Zahl an Vakanzen ebenfalls auf 6,5 Stellen sinken. In der Vergangenheit lag sie schon bei zwölf. „Vor einem Jahr habe ich auf die Notstände hingewiesen, die vor allem die Vakanzen verursachen. In diesem Jahr möchte ich von Hoffnung erzählen“, so die Theologin.

Dazu zähle sie auch die Bewegungen zwischen den Gemeinden und ihren Kirchenvorständen und eine große Kompromissbereitschaft in den örtlichen Gremien. So haben sich Kaub und Weisel für eine gemeinsame Ausschreibung um eine Pfarrbesetzung zusammengetan. Niederwallmenach, Patersberg, Reichenberg und Reitzenhain sind dabei, eine Gesamtkirchengemeinde Loreley zu gründen. Außerdem sei in der ganzen Region eine Projektgruppe „Mittelrhein“ gegründet worden. Fusioniert sind Becheln, Dienethal, Dornholzhauseen, Geisig, Oberwies und Schweighausen zur „Emmausgemeinde Schweighausen“. Über ein gemeinsames Gemeindebüro wird von den Kirchengemeinden Hahnstätten, Kaltenholzhausen, Flacht, Oberneisen und Burgschwalbach nachgedacht. In den Diezer Gemeinden ist das gemeinsame Büro bereits beschlossene Sache. Frücht und Friedrichssegen gründeten die erste Gesamtkirchengemeinde im Dekanat und befinden sich mit Bad Ems, Dausenau und Hömberg/Zimmerschied auf dem Weg zu einer stärkeren Kooperation. Und schließlich hätten auch die Kirchenvorstände in Lahnstein und Friedland ein Mehr an Miteinander vereinbart.

Weigel verhehlte nicht, dass diese Bewegungen nicht ohne Konflikte, Knirschen, Ängste und Unsicherheiten gehen. „Ich will das alles gar nicht preisen“, so Weigel. „Aber ich beobachte, dass der Blick auf die anderen Gemeinden in der Nachbarschaft wächst und die Wachheit dafür, wie wir Kirche in Zukunft gestalten wollen.“ Es gebe einen großen Reichtum im Dekanat. natürlich sei „es“ nicht immer leicht, aber „es“ lebt. Das habe viel mit Kollegialität und einem guten Miteinander zu tun.

Die bevorstehende Einführung der Doppik-Haushalte, Gebäudemanagement und Kirchenvorstandswahlen stünden nun bevor; könnten Sorge machen. Dafür empfahl Weigel, es wie der Bauer mit den Klößen zu machen, einen nach dem anderen und auch erst dann, wenn es dran ist. „Wichtiger ist, dass wir das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren: Wir sind nicht gerufen, die Größten zu sein, nicht zu wachsen, Erfolg zu haben oder alles richtig zu machen“, so die Theologin. „Wir sind gerufen, Räume zu eröffnen für Gemeinschaft mit Jesus Christus und mit allen, die kommen, nicht jede Gemeinde exklusiv für sich, sondern Gemeinschaftsräume, Lebensräume.“ Bernd-Christoph Matern

 

Herzlicher Dank an Anja Beeres

Seit 20 Jahren ist sie Vorsitzende der Dekanatssynode

 RETTERT/RHEIN-LAHN. (18. November 2019) Den Gottesdienst, mit dem die Herbsttagung der Synode in der evangelischen Kirche von Rettert eröffnet wurde, nutzte Dekanin Renate Weigel, um einer Frau zu danken, die sich um das Dekanat ganz besonders verdient gemacht hat: Anja Beeres ist bereits seit 20 Jahren Vorsitzende der Dekanatssynode, zuerst im ehemaligen Dekanat St. Goarshausen, dann im fusionierten Dekanat Nassauer Land. „Ich bezeichne das als das herausforderndste Amt, noch dazu in einer Zeit der Strukturveränderungen, als der mittleren Ebene mehr Gewicht eingeräumt wurde“, sagte Weigel und nannte nur einige leicht errechenbare Zahlen: 40 Synoden vorbereiten, leiten und nachbereiten, mindestens 220 Sitzungen des Synodalvorstandes vorbereiten, leiten und nachbereiten, hinzu kommen Ausschuss-Sitzungen und unzählige Arbeitstreffen. „Das geht auf keine Kuhhaut“, so Weigel. Dazu noch Not- und Krisengespräche, Personalgespräche mit Mitarbeitenden, die Tätigkeiten in Paulinenstiftung, Regionalverwaltungsverband und der Verbandsvertretung der Diakoniestation; „und die Aufzählung ist nicht vollzählig“, so Weigel.

„Dabei hast du immer Bodenhaftung bewiesen, wohl auch durch den Prädikantendienst, den du schon seit 25 Jahren ausübst“. Beeres sei „immer bei de Leut'“. Und obwohl sie sich in der Verwaltung bestens auskenne, gehe es ihr immer um die Kraft des Evangeliums. Die Einführung von Wandertagen, mehrtägigen Fortbildungen, zentralen Gottesdiensten zur Reformation und der Kirchenmusiktag 2012 seien nur einige Meilensteine für ihren Dienst im Dekanat St. Goarshausen, ganz zu schweigen von dem mehrjährigen Prozess zur Fusion der drei Rhein-Lahn-Dekanate. „Du hast dich dem gestellt und dabei stets im Blick gehabt, dass das Eigentliche der Kirche nicht in Strukturen liegt“. (bcm)


Zu den Fotos:
Mit Blumen dankte Dekanin Renate Weigel während eines Gottesdienstes Anja Beeres, die seit 20 Jahren Vorsitzende der Dekanatssynode ist. Später gab sie den Synodalen im Dorfgemeinschafshaus von Rettert während der Herbsttagung einen Überblick über die aktuelle Situation in den Gemeinden. Fotos: Matern