Organist Adolf Krämer ist ein „Gehilfe der Freude“

In Oberwallmenach für 70-jährigen Dienst geehrt: Viele Besucher danken und feiern 95-jährigem Musiker

 OBERWALLMENACH/RHEIN-LAHN. (6. Dezember 2019) In einem Adventsgottesdienst ist Adolf Krämer aus Niederwallmenach für seinen 70-jährigen Dienst als Organist geehrt worden. In der evangelischen Kirche von Oberwallmenach zeugten viele Menschen von der Beliebtheit des treuen Musikers; dass dort viel und vielseitige Musik erklang, versteht sich von selbst.

Schon das Vorspiel war eine Freude: Pfarrer Michael Wallau ließ an der Viola, begleitet von Dekanatskantor Markus Ziegler, Bachs bekanntes „Jesu meine Freude“ erklingen. Eigens zum außerordentlichen Organistenjubiläum hatte Pfarrer Armin Himmighofen einen Chor mit Personen aus dem ganzen Kirchspiel zusammengetrommelt, der sich hören lassen konnte. „Gut, dass wir einander haben“, sang der etwa und „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“. „Wir sind unheimlich froh, dass wir dich haben“, lobte Gemeindepfarrer Claudia Biester den 95-jährigen Jubilar.

Die Dekanin des Dekanats Nassauer Land Renate Weigel hatte über ihre Ansprache den Bibelvers „Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude“ gestellt. Glauben zum Angst einflößen, Drohen oder zu Rechthaberei zu nutzen, damit könne sie so wenig anfangen wie sicher auch Krämer. „Aber beim Einladen und locken wie zum Gottesdienst, da bist du dabei“, so die Theologin, „du bist einer der Gehilfen der Freude.“ Krämer komme von der „Mussig“ her mit Singen, Tanzen und Lachen. Die Dekanin schilderte eigene Begegnungen mit dem Jubilar, die ihr in guter Erinnerung blieben. Einmal empfand sie echte Jahrmarktsstimmung bei Krämers Spiel, ein anderes Mal schenkte er einer Tauffamilie zum Nachspiel ein „Wie schön dass du geboren bist“. „Wie fein und liebevoll ist das denn?“, empfand Weigel damals. Man könne Kirche ja als eine eigene Welt betrachten, aber „wenn du spielst, kommt die Welt hinein.“

Dekanatskantor Markus Ziegler erinnerte an die drei Generationen evangelischer Gesangbücher, die Krämer miterlebt hat, ebenso dazu erschienene moderne Begleitbücher. „Du gehst immer mit der Zeit“, freute sich Ziegler, der den sommerlichen Auftritt einer Band erwähnte, die der Musiker aus Leib und Seele spontan mit seinem Akkordeon verstärkte. Im Namen des Dekanats sowie des Zentrums Verkündigung der Landeskirche dankte Ziegler dem Musiker-Kollegen und überreichte ihm mit Grüßen von Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum eine Urkunde für den außerordentlich langen treuen Dienst. Als Jubiläumsgeschenk des Kantors gab's als Nachspiel ein von ihm komponiertes flottes Stück: „Jazz geht's los“, das Krämer sichtlich Freude bereitete. Als 20-Jähriger habe er im Krieg aus Angst um sein Leben wieder das Beten gelernt, erzählte der Geehrte im Dank für die Organisatoren der Feier. „Ich muss dem Herrgott für die guten Gene danken“, so Krämer, der auch viel Lob und eine Umarmung für seine weltoffene Gemeindepfarrerin parat hatte.

Anschließend lud der Kirchenvorstand von Oberwallmenach ins benachbarte Gasthaus zum Essen ein, wo sich zahlreiche Gratulanten einfanden. Odelia Lazar, die mit Gitarrist Michael Wienecke Lieblingslieder Krämers spielte, nannte den Jubilar ein Idol, von denen es überall auf der Welt viel mehr geben sollte, ein Idol, um älter zu werden und in seiner Musik, mit der er für die Gemeinde arbeite. Auch Pfarrer Wilfried Steinke aus Bornich dankte zusammen mit dem Kirchenvorstand des Kirchspiels Niederwallmenach und Reitzenhain für Krämers zuverlässiges Wirken und seine Bereitschaft, immer wieder einzuspringen, wenn Not an der Orgelbank herrscht oder wenn es gilt, musikalische Veranstaltungen mit seinem Spiel zu bereichern. Bernd-Christoph Matern

 

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Sind froh, dass sie Adolf Krämer (2. von rechts) als Organisten haben und ihm für seinen 70-jährigen Dienst danken konnten (von rechts): Gemeindepfarrerin Claudia Biester, Dekanatskantor Markus Ziegler, Dekanin Renate Weigel und Pfarrer Armin Himmighofen. Fotos: Bernd-Christoph Matern