Coronavirus bedroht die Partner in Mabira

Arbeitskreis des evangelischen Dekanats Nassauer Land unterstützt Menschen im Nordosten Tansanias

 MABIRA/RHEIN-LAHN. (11. Mai 2020) Die Menschen im evangelischen Dekanat Nassauer Land sorgen sich um die Partner im Bezirk Mabira in Tansania. Auch dort sorgt das Coronavirus für Ängste und erhebliche Einschränkungen im Alltag. Das Dekanat und dessen Arbeitskreis „Nassau-Mabira“ wollen die Menschen dort unterstützen, um das Schlimmste abzuwenden.

„Schulen, Berufsschulen und Universitäten sind sehr schnell geschlossen worden“, berichtet Berthold Krebs, Vorsitzender des Arbeitskreises, aus Tansania . „In der Karagwe-Diözese, wozu Mabira gehört, hat Bischof Dr. Bagonza ebenfalls alle kirchlichen Veranstaltungen, wie Gottesdienste und andere Zusammenkünfte, untersagt. Ob das auch für alle anderen christlichen Kirchen und Religionen gilt, ist nicht bekannt.“ Offizielle Zahlen über Infizierte gibt die Regierung nicht preis. Private Quellen hätten ihm von einem Todesfall in der Kagera-Region berichtet; in Mabira selbst sei zuletzt noch kein Infektionsfall bekannt geworden, „was sich aber von Tag zu Tag ändern kann“, so Krebs.

Im Vorteil seien jetzt Menschen, die sich weitgehend von ihren Erzeugnissen in der Landwirtsschaft ernähren „Das sind in Mabira immerhin etwa 85 Prozent der Bevölkerung“, so Krebs. „Schwieriger ist es für diejenigen, die keine Landwirtschaft haben, weil sie darauf angewiesen sind, ihre Lebens­mittel auf den Märkten zu kaufen, wo immer ein ziemliches Gedränge herrscht. Zudem haben viele ihren Job verloren und so etwas wie staatliche Unterstützung gibt es nicht.“ Weil es in Mabira derzeit keine Gottesdienste gibt, befinden sich auch die kirchlichen Mitarbeitenden in einer misslichen Lage, wenn sie keine Landwirtschaft haben. Krebs: „Ohne Gottesdienste gibt es keine Kollekten, von denen Pfarrpersonen und die Evangelisten entlohnt werden können.“ Der Arbeitskreis hat deshalb eine Nothilfe organisiert, an der sich die deutschen Kolleginnen und Kollegen beteiligen.

Mit einer Soforthilfe in Höhe von 3500 Euro hat der Arbeitskreis bereits die kirchliche Krankenstation unterstützt, damit zur Vorbereitung auf ernste Zeiten Schutzkleidung für die Angestellten, Desinfektionsmittel, und Medikamente gekauft werden können.

Wie im Nassauer Land ist in Mabira der Schutz mit Gesichts­masken ganz wichtig beim Aufenthalt in der Öffentlichkeit, insbeson­dere auf dem Markt. Auch dabei hilft der Arbeits­kreis, vor allem über das von ihm initiierte Partnerschaftsprojekt „MAVEC“, eine Berufsausbildungs-Kooperation. Im Rahmen des Projekts wurden drei junge Frauen zu Näherinnen ausgebildet. „Sie arbeiten und schlafen in einem selbst restaurierten Haus gegenüber eines zentralen Marktplatzes von Mabira“, erklärt Projekt-Koordinator Dietmar Menze. Dank Spenden des Arbeitskreises konnten sie Stoffe kaufen und haben begonnen, Gesichtsmasken zu nähen. „Anregungen und Anleitungstipps bekamen sie von ihren ehemaligen Lehrerinnen der Berufsschule in Nkwenda weit außerhalb ihres Dorfes und auch übers Internet aus Nassau“, erzählt Menze. „Nun können sie nicht nur Masken für ihre Familien und Freunde herstellen, sondern auch etwas Geld für den Lebensunterhalt über den Verkauf der Masken generieren.“ Ein gutes Beispiel der Hilfe zur Selbsthilfe unter einfachen Bedingungen auch für die Frauengruppen der Mabira-Partnerschaft.

Und schließlich ist da einmal mehr die Herausforderung, die Menschen in den weit verstreuten Siedlungen möglichst schnell und gut darüber zu informieren, wie sie sich am besten vor einer Ausbreitung des Virus schützen können. Die Partner hatten schnell eine Idee, die sie umsetzten. Sie fahren nun mit einem Geländewa­gen mit Lautsprecheranlage und Stromgenerator von Ort zu Ort und rufen vor allem an den zentralen Marktplätzen, wo sich viele Menschen treffen, zur Vorsicht auf. „Abstand halten!“ ist dabei die wichtigste Ansage, weil gerade das „auf den Märkten absolut ungewohnt und bei den vielen Menschen auch nur schwer umsetzbar ist“, weiß Krebs.

Deshalb sei der Mundschutz so wichtig. „Die Besatzung des Wagens verteilt außerdem einen Flyer mit den Maßnahmen zum Schutz vor Corona an die Dorfältesten und Muster von Gesichtsmasken, ver­bunden mit der Aufforde­rung, solche Masken in großen Stückzahlen zu nähen und zu benutzen.“ Sollte die Pandemie tatsächlich ausbrechen, wäre das Gesundheitssystem nicht annähernd in der Lage, alle Kranken adäquat zu behandeln. Krebs: „Bleibt nur zu hoffen und zu beten, dass das alles Wirkung zeigt und sich die Pandemie in Mabira vielleicht weniger kritisch entwickelt“. (bk/cm)

Unterstützung für die von der Pandemie bedrohten Partnerkirchen in Afrika und Asien gibt es jetzt auch von der Vereinten Evangelischen Mission (EVM) in Wuppertal und einigen Landeskirchen, die entsprechende Hilfsfonds aufgestockt haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

 

Zu den Fotos:

Die vom Arbeitskreis Nassau-Mabira initiierte Ausbildungskooperation Mavec bildete unter anderem drei Näherinnen aus. Diese nutzen ihr Know-how nun, um Gesichtsschutzmasken zu nähen.

Mit Lautsprecher-Durchsagen und Flugblättern klären die Partner des evangelischen Dekanats Nassauer Land im Mabira-Distrikt in Tansania darüber auf, wie sich die Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen können. Fotos: PK Nassau-Mabira