
Strukturfragen und Teamgeist prägen Arbeit des Synodalvorstandes
Herbsttagung der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land zeigt Herausforderungen und Schätze
RHEIN-LAHN. (17. Oktober 2023) „Wen Gott strafen will, dem schenkt er ein Ehrenamt“, begann Anja Beeres, die Vorsitzende der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land, während der Herbsttagung des Gremiums ihren Jahresbericht. Sie war sich sicher, dass viele der anwesenden Synodalen im Bürgerhaus von Dachsenhausen das ähnlich erleben. Das in voller Zahl 88-köpfige Entscheidungsgremium ist einem kommunalen Parlament vergleichbar und besteht etwa zu einem Drittel aus Pfarrpersonen und zu zwei Dritteln aus rein ehrenamtlich aktiven Gemeindegliedern.
Für Beeres stand dabei vor allem die seit zwei Jahren anhaltende personelle Unterbesetzung des Dekanatsbüros im Vordergrund, das nun allerdings wieder vollständig ist. Es sei für den Dekanatssynodalvorstand (DSV) eine echte Herausforderung gewesen, den immer anspruchsvolleren Aufgaben wie etwa im Zukunftsprozess „ekhn.2030“ oder im Bereich der Kindertagesstätten ohne ein entsprechendes Backoffice gerecht zu werden. „Aber Gott schenkt auch die Erfahrung einer guten Gemeinschaft und das gute Gefühl miteinander auf dem Weg zu sein“, ergänzte Beeres. Alle Mitglieder des Gremiums, in dem sich sieben Gemeindeglieder und sechs Pfarrpersonen engagieren, hätten Aufgaben übernommen, etwa als Paten für die Nachbarschaften. Die würden in den fünf Regionen mit großem Engagement gestaltet und entwickelt. Gemeinsame Gottesdienstpläne, Treffen zur Zusammenlegung der Büros und das Schmieden von Ideen nannte Beeres als Beispiele.
Für den DSV steht im kommenden Jahr eine neue Bemessung der Pfarrstellen bevor, also die Frage, wie die dem Dekanat zustehenden Stellen verteilt werden. Sie soll Thema einer Klausur im November sein. Außerdem ist das ehrenamtliche Gremium immer noch als Kirchenvorstand für Nochern und Kaub-Lorch tätig. Uli Werner und Patrick Becker tragen dabei die Hauptarbeit und Verantwortung. Eine eigene Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit Ausschreibungen für Stellen, die demnächst etwa im gemeindepädagogischen Dienst durch Pensionierungen notwendig werden. Wie kein Vorstand zuvor habe der DSV neben den vielen Verantwortungsbereichen obendrein auch Stühle gestellt, Tische geschleppt und Verwaltungsarbeit im Vorfeld geleistet, betonte die Vorsitzende. „Ich bin sehr dankbar und froh über dieses Team.“
Ein von Beeres genanntes Aufgabenfeld war die Bereisung der Nachbarschaftsräume, um sämtliche im Eigentum der Kirchengemeinden stehenden Immobilien in Augenschein zu nehmen. Uli Werner und Patrick Becker waren an allen Tagen dabei ebenso wie Dekanin Kerstin Janott. Sie verglich in ihrem Jahresbericht die Tage mit einer Schatzsuche, die ihr und den anderen Teilnehmenden vor Augen geführt habe, wie viele wunderschöne Kirchen und Gebäude es im Dekanat gibt. „Wie sind wirklich steinreich“, so Janott. Schwierig seien die vielen Vakanzen; da hofft sie auf gemeinsame Überlegungen mit Pröpstin Henriette Crüwell, die an der Tagung teilnahm. „Und trotzdem: Ich erlebe so viel Engagement und Sorgsamkeit untereinander, wir haben eine tolle Gemeinschaft“, so die Theologin. Segensreich sei die Unterstützung von Pfarrpersonen im Ruhestand und der vielfältige Einsatz in den Kirchengemeinden, wo so beherzt angepackt werde. Als Beispiel nannte Janott das Engagement in Lahnstein, um Flüchtlingen Schutz zu bieten und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Außerdem nannte sie die evangelischen Kindertagesstätten, die zentraler Bestandteil der Gemeinden seien. Diese würden von der Landeskirche nicht nur mit 50 Millionen Euro pro Jahr gefördert, da stecke auch ganz viel Ehrenamt drin. „Es ist so segensreich, was Kirche in so vielen Bereichen tut, sagen sie das bitte weiter!“, motivierte Janott die Synodalen.
Generationen übergreifendes Engagement leistet der Arbeitskreis Mabira. Mucksmäuschenstill wurde es in der großen Halle, als Romero Hocke von der Reise 14 junger Erwachsener in den Partnerdistrikt des Dekanats nach Mabira in Tansania in diesem Sommer berichtete. Als er Kinder an einer dreckigen Wasserlache beim Versuch sah, die etwas sauberere obere Schicht abzuschöpfen, habe das sein Weltbild und das von Gerechtigkeit erschüttert. „Das ist nicht gerecht! Als Kirche, als Christen haben wir den Auftrag, uns für mehr Gerechtigkeit einzusetzen“, appellierte der 18-Jährige eindringlich und erinnerte ans Erntedankfest Anfang Oktober. „Wir haben so viel Grund, unendlich dankbar zu sein!“, schloss er seinen Erfahrungsbericht von der Reise mit sehr nachhaltigen Erlebnissen, „eine berührende und bewegende Zeit“. Bernd-Christoph Matern
Hier finden Sie einen Bericht über die Wahl der stellvertretenden Dekanin Maike Kniese.
Zu den Fotos:
Mit aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen beschäftigte sich die Synode des Dekanats Nassauer Land in ihrer Herbsttagung. Fotos: Matern
