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Fordernde und Sinn stiftende Hilfe: Notfallseelsorge startet neuen Grundkurs

Ehrenamtliches Leitungsteam sucht vor allem Verstärkung für den Rhein-Lahn-Kreis

 RHEIN-LAHN. (11. Dezember 2023) Nachdem die ehemalige Leiterin der Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald (NFS) in den Ruhestand verabschiedet wurde, hat ein hoch engagiertes Team Ehrenamtlicher diese Aufgabe übernommen: Bea Vogt, Rainer Dämgen und Gerhard Stubig kümmern sich um die Koordination der rund 40 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Von Seiten der Evangelischen Kirche sind Gerhard Stubig für das NFS-System Rhein-Lahn und Bea Vogt für den Bereich Westerwald zuständig. Rainer Dämgen vertritt die katholische Seite und leitet gemeinsam mit Bea Vogt die Ausbildung für beide Systeme.

Im Gespräch werben Dämgen und Vogt dafür, sich in der Notfallseelsorge zu engagieren, einem Dienst, der fordernd und sinnstiftend zugleich ist. Am Montag, 26. Februar kommenden Jahres beginnt der neue NFS-Grundkurs; noch bis Ende des Jahres können sich Interessierte dazu anmelden.

130-Mal sind die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im vergangenen Jahr ausgerückt – ungefähr so oft wie in den Jahren zuvor, sagt Bea Vogt: „Trotzdem wird die Situation herausfordernder. Denn den Ehrenamtlichen mangelt es zunehmend an Zeit.“ Nicht alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber seien bereit, Leute während des Bereitschaftsdienstes freizustellen. Um das abzufedern, wollen die beiden Systeme im Rhein-Lahn-Kreis und im Westerwaldkreis künftig noch enger zusammenarbeiten. Aber es braucht eben auch mehr Menschen, die sich in der NFS engagieren.

RettungseinsatzRL2007 becrima Besondere Qualifikationen sind dafür nicht nötig. Neben dem Führerschein kommt es vor allen Dingen auf die innere Stabilität an, so Vogt: „Man sollte empathisch sein; offen über das sprechen können, was die Seele belastet, aber auch in der Lage sein, einen Einsatz hinter sich zu lassen.“ Denn die Einsätze kosten Kraft sowohl körperlich, wenn man schon mal lange an der Autobahn in der Kälte stehen muss, als auch seelisch. „Unsere Aufgabe ist, Menschen in Ausnahmesituationen beizustehen. Wir leisten erste Hilfe für die Seele und sind da, wenn für andere eine Welt zusammenbricht“, fasst Vogt zusammen. Besonders oft werden die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger beim häuslichen Tod, zum Überbringen einer Todesnachricht oder bei Suizid gerufen.

So herausfordernd manche Einsätze auch sind: Die Notfallseelsorgerinnen lassen sich gegenseitig nicht alleine. Neben dem Diensthabenden vor Ort gibt es einen zusätzlichen Hintergrunddienst, der zu Hilfe kommt, wenn es die Situation erfordert. „Die Notfallseelsorgerinnen sind in ein stabiles System und eine gute Gemeinschaft eingebunden, zu der die Einsatznachbesprechung ebenso gehört wie die regelmäßige Supervision und eine fundierte Ausbildung“, sagt Rainer Dämgen.

Notfallseelsorge Ausbildungsleiter Daemgen Vogt Foto bongardDie beginnt am 26. Februar 2024 mit dem nächsten Grundkurs der Notfallseelsorge. „Der Grundkurs umfasst rund 140 Stunden“, erklärt Dämgen. Zu Beginn gibt es ein Vorgespräch mit Interessierten. „Währenddessen schauen wir, ob’s passt: Wir möchten wissen, warum jemand bei uns mitarbeiten möchte und ob die Person teamfähig ist. Denn die Gemeinschaft ist in unserem Dienst unglaublich wichtig: Wir müssen uns aufeinander verlassen können und Hand in Hand arbeiten – auch ohne große Worte“, unterstreicht der Ausbilder.

Dann beginnt eine Intensivwoche. „Währenddessen sprechen wir beispielsweise darüber, wie Menschen mit Tod und Trauer umgehen; es geht um Selbstfürsorge oder um die Strukturen der NFS. Außerdem stellen wir Einsätze mit Rollenspielen nach“, erläutert Vogt. Nach der Woche folgen kürzere Seminare sowie Praktika und Hospitationen. Die gesamte Ausbildung folgt einem bundeseinheitlichen Lehrplan und dauert etwa ein Jahr. An deren Ende werden die neuen Helferinnen und Helfer in einem feierlichen Gottesdienst in den Dienst eingeführt. Für das neue ehrenamtliche NFS-Leitungsteam ist dieser Segen wichtig und weit mehr als ein feierlicher Akt: „Wir arbeiten im Auftrag Gottes, der das Leben liebt“, sagt Dämgen. „Er gibt mir Kraft, das auszuhalten, was kaum auszuhalten ist.“

Nicht mehr und nicht weniger. Denn jeder Einsatz sei anders. „Und oft ist es gut und richtig, Menschen ohne große Worte oder gar gut gemeinte Ratschläge einfach beizustehen“, so Dämgen: „Wofür mache ich das? Für den Satz: Danke, dass Sie da waren. Menschen helfen – da, wo sie es brauchen. Darum geht es in unserer Arbeit.“ (bon)

Mehr Infos und Anmeldung (bis 31. Dezember) zum nächsten Grundkurs für Interessierte aus dem Rhein-Lahn-Kreis: Telefon 02663/968210.

 

Zu den Fotos:

Das Team der Notfallseelsorge im Rhein-Lahn-Kreis freut sich über Verstärkung von Menschen, die eine zwar fordernde, aber auch hilfreiche wie Sinn stiftende Tätigkeit suchen. Der nächste Grundkurs startet im Februar kommenden Jahres. Anmeldungen werden bis 31. Dezember 2023 erbeten.

Als Erste Hilfe für die Seele wird die Notfallseelsorge auch bezeichnet; sie ist Teil der Rettungskette sei es bei schweren Verkehrsunfällen oder anderen tragischen Ereignissen. Foto: Bernd-Christoph Matern

Rainer Dämgen und Bea Vogt sind für die Ausbildung im Leitungsteam der Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald zuständig. Sie würden sich über viele Interessierte für den nächsten Grundkurs auch aus dem Rhein-Lahn-Kreis freuen. Foto: Peter Bongard

HINTERGRUND: Die Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald

Seit mehr als 20 Jahren leistet die Notfallseelsorge Rhein-Lahn-Westerwald erste Hilfe für die Seele. Sie steht Menschen in akuten Notsituationen bei und arbeitet eng mit den Einsatzkräften zusammen. Zurzeit besteht sie aus rund 40 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Bea Vogt, Rainer Dämgen und Gerhard Stubig leiten die NFS ehrenamtlich; die Pfarrstelle Notfallseelsorge, die Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach innehatte, ist momentan noch unbesetzt.