
Buchmesse: Emotionen für Demokratie entdecken
Kirchenpräsident Jung warnt in Frankfurt vor Verletzung des Urheberrechts durch Künstliche Intelligenz
FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (18. Oktober 2024) Die Frankfurter Buchmesse ist ab heute Mittag noch bis Sonntag für alle Interessierten geöffnet. Während seines traditionellen Rundgangs auf der weltgrößten Literaturschau hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Volker Jung die Bedeutung des Lesens betont. Lob fand er für die Buch-Sparte New-adult. Dabei handelt es sich um Romane und Inhalte, die sich mit der Lebensphase junger Erwachsener beschäftigen und dabei auch sehr gefühlsbetont daherkommen. Es sei wichtig, dass junge Menschen lesen und so in andere Welten eintauchen könnten. „Diese Erfahrung ist grundlegend“, sagte Jung, der im Rat der EKD Beauftragter für Medien ist.
Gleichzeitig kritisierte Jung, wenn durch Künstliche Intelligenz (KI) Urheberrechte verletzt werden und sprach sich für eine klare Kennzeichnung und Vergütung der Autorinnen und Autoren aus, die zu solchen Zwecken genutzt werden. Über Urheberrecht und Kü
nstliche Intelligenz wurde auch im Rahmenprogramm der Messe immer wieder diskutiert. Ansonsten standen natürlich aktuelle Neuerscheinungen im Mittelpunkt; dabei ging es auch um eine Vielzahl von Büchern, die sich mit der Frage beschäftigten, wie die Spaltung in der Gesellschaft gestoppt und die Demokratie gestärkt werden kann. Beispiel: Ein Gespräch auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3Sat von Jagoda Marinić mit Soziologin Eva Illouz und Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann über den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Illouz macht in ihrem Buch „Explosive Moderne“ (Suhrkamp), deutlich, dass Gefühle keine Privatsache sind, sondern vielmehr eng verwoben sind mit der Haltung zu gesellschaftlichen Fragen und politischen Entscheidungen. Und Assmann spricht mit ihrem Buch „Gemeinsinn – der sechste soziale Sinn“ (C.H. Beck) vielen Menschen aus dem Herzen, wenn sie sich Emotionen für die Demokratie und ein Scheitern des Polarisierens wünscht.
Anselm Grüns und Margot Käßmanns Werke dürfen nicht fehlen. In einer Welt voller Schreckensmeldungen macht die pensionierte Theologin in ihrem Buch „Farbe der Hoffnung“ Mut, die Hoffnung zu bewahren auf Gerechtigkeit, auf Versöhnung, auf Frieden, auf Liebe, Glück, Trost – auf eine gute Zukunft. Dabei weiß sie um die Kraft des Glaubens, die Kraft der Liebe und des Hoffens und sagt: „Für mich ist der christliche Glaube ein entscheidender Lebensanker.“ Christliches findet sich aber nicht nur bei christlichen Verlagen. Denn ungebrochen groß ist die Auswahl an Büchern in fester Hülle und in Fülle, die sich mit dem Sinn des Lebens befassen und Gedanken zu Friede, Gerechtigkeit und Glück in die Welt tragen – allesamt zutiefst religiöse Themen.

Einem Thema, das konkret immer mehr und insgesamt alle Menschen betrifft, hat Elke Heidenreich ihr neuestes Buch gewidmet mit dem Titel „Altern“ (Hanser). Angst haben müsse man davor nicht, sagt die 81-Jährige in ihrem Gespräch mit der Publizistin Eva Demski. Im Gegenteil: Beide empfinden Dankbarkeit für alles, was sie noch tun können, und wenn es nur die Reise durchs eigene Wohnzimmer ist, so Demski. „Der Tod findet uns schon“, stellt Heidenreich nüchtern fest.
Wer auf die großen TV-Stars steht; Zwei sind mindestens vertreten, sowohl mit gedruckten Gedanken und Bildern als auch in Person wie Entertainer Thomas Gottschalk oder Rockstar Peter Maffay. (bcm)
Zu den Fotos:
Die Frankfurter Buchmesse ist von heute bis Sonntag geöffnet. Die Auswahl an Büchern in fester Hülle und in Fülle ist groß, die sich mit dem Sinn des Lebens befassen und Gedanken zu Friede, Gerechtigkeit und Glück in die Welt tragen – nicht nur bei christlichen Buchverlagen. Fotos: Bernd-Christoph Matern/Volker Rahn
