Bewegender Abschied mit farbenfrohem Blick nach vorn

Dekanin Weigel entpflichtet Pfarrer Kuhn-Ristau nach 23 Jahren als Gemeindepfarrer von Hahnstätten

 HAHNSTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (23. August 2019) Nach 23 Jahren ist Pfarrer Robert Kuhn-Ristau in einem festlichen Gottesdienst als Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Hahnstätten, zu der auch Schiesheim gehört, verabschiedet worden. Zuletzt betreute der Theologe auch die Kirchengemeinde Kaltenholzhausen mit.

Es war ein sehr bewegender Abschied, aber auch einer, der mit Zuversicht nach vorn blicken ließ. Das übervolle Gotteshaus brachte die Verbundenheit des scheidenden Pfarrers mit den Menschen in den Gemeinden zum Ausdruck. Die Hahnstätter Kirche war so voll, dass der Pfarrer und die Dekanin, die zunächst bescheiden auf der Treppe Platz genommen hatten, von Ortschef Joachim Egert noch zwei Stühle hingestellt bekamen.

„Liebe Gemeinde“, sagte Kuhn-Ristau ganz betont zu Beginn seiner Abschiedspredigt; das habe er so oft gesagt, dass man meinen könne, es sei Normalität geworden. „Aber das war mir immer ernst“, sagte der 62-jährige Theologe, „ich habe es genossen, mit euch zu leben.“ Und es sei ein Privileg gewesen, dabei von Gott erzählen zu dürfen. Mit Wasser und einem Blumentopf verdeutlichte er bildlich, wie Gottes Liebe überreich fließt, auch wenn es im Leben einmal dunkel werde, wie er es selbst erlebt hat. Mit Blick auf die biblische Geschichte von der Sintflut verwies er auf die bunten Farben des Regenbogens als ein verbindendes Zeichen zwischen Himmel und Erde. Und er betonte, dass Noah alle Tiere in der Arche mitgenommen habe, unabhängig von deren Fähigkeiten. „Gott weiß, dass keiner perfekt ist“, so Kuhn-Ristau. Das mache die Welt bunt und vielfältig. „Der Gott der Liebe und des Lebens geht immer auf uns zu.“

Dekanin Renate Weigel hatte das Psalm-Wort „Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande“ zur Verabschiedung ausgewählt, das in einem ebenso sehnsuchtsvollen wie hoch politischen Kontext stehe. Sie skizzierte den Werdegang des aus Dienethal stammenden Theologen, erinnerte an Bundeswehrzeit, Heirat, die Geburt der Kinder und insbesondere das berufliche Engagement in der Asyl-Arbeit im Jahr 1996 und eine Studienarbeit zu diesem Thema im Jahre 2016. Kuhn-Ristau habe seinen Blick immer wieder auf die Menschen am Rande der Gesellschaft gerichtet als einer, „der helfen, stützen, tragen will“, sagte Weigel. „Und du bist ein Mensch großer Freundlichkeit und Güte“, der Pfarrer geworden sei, um in einer so geprägten Welt auch seinen Dienst zu erfüllen, ein Betreuer, aufrichtig und treu, beschrieb die Dekanin, bevor sie Kuhn-Ristau entpflichtete und ihm den Segen Gottes zusprach.

Für die festlich-musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte der Männergesangverein Hahnstätten, bevor zu einem Empfang ins Gemeindehaus eingeladen wurde. Dort gab es viele Dankesworte für den Dienst und Segenswünsche für die Zukunft wie etwa von Sina Laatsch im Namen des Kirchenvorstandes und von Annett Kitschke für den Dekanatssynodalvorstand des Dekanats Nassauer Land. Einen sehr bewegenden Gruß richtete auch Hahnstättens Ortsbürgermeister Joachim Egert an Kuhn-Ristau. Nachdem er mit den ersten Worten einer „hochoffiziellen“ Abschiedsrede schon erstes Stirnrunzeln auslöste, legte er das Manuskript zur Seite und beschrieb die persönliche Verbundenheit, die nicht nur ihn mit dem Pfarrer verband. Ein Kind getauft, alle drei konfirmiert und den ältesten Sohn verheiratet – da wurde das vertrauensvolle Wirken Kuhn-Ristaus in die Familien hinein spürbar. Überdies verband den Kirchenmann und den Ortschef ein sportliches Miteinander. sei es beim Radfahren, Basket- oder Volleyball. So schwer der Abschied als Gemeindepfarrer falle, tröste ihn dann doch, dass Kuhn-Ristau der Gemeinde hoffentlich als Bürger erhalten bleibe.

Ein ebenso authentisch herzliches Abschiedswort richtete Monika Bartels an Kuhn-Ristau, denn dessen Mut machen und Zureden habe sie es zu verdanken, dass sie als Prädikantin im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst einen erfüllenden Dienst gefunden habe. Der Theologe selbst zeigte sich sichtlich bewegt von den vielen lobenden Worten und guten Wünschen und dankte fürs stets herzliche und liebevolle Miteinander.

Dekanin Renate Weigel teilte den Gästen mit, dass Pfarrer Urs Michalke ab September die Vakanzvertretung übernimmt. Michalke kommt aus dem Rhein-Lahn-Kreis und war zuletzt Auslandspfarrer in Italien. Bernd-Christoph Matern

 

Zu den Fotos: Die evangelische Kirche von Hahnstätten war bestens besetzt, als der langjährige Gemeindepfarrer Robert Kuhn-Ristau von Dekanin Renate Weigel verabschiedet wurde. Fotos: Bernd-Christoph Matern