
Diakonisches Werk schließt seine Tafeln
Schutz der ehrenamtlichen Helfer geht vor – Viel Verständnis auf allen Seiten
RHEIN-LAHN. (18. März 2020) Das Diakonische Werk Rhein-Lahn hat seine drei Tafeln in Bad Ems, Diez und Nastätten in dieser Woche geschlossen. „Zum Schutz unserer ehrenamtlichen Helfer, von denen die meisten mit einem Alter von über 60 Jahren zur Risikogruppe gehören, sehen wir keine Alternative zu diesem Schritt“, erklärt Burkhard Struth, Leiter des Diakonischen Werks Rhein-Lahn.
Auch für ihn überschlugen sich die Ereignisse in der vergangenen Woche. „Erst haben wir noch über richtiges Händewaschen und andere strengere Hygienemaßnahmen informiert“, sagt Struth; dann kam am Freitag die Empfehlung des Bundesverbandes der Tafeln Deutschland, die Ausgaben ganz zu schließen. „Unsere Räume sind auch viel zu klein, um allein den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten; und bis die Kunden über die entsprechenden Hygiene-Richtlinien mündlich aufgeklärt sind, ist es schon passiert“, beschreibt Struth. Das ganze Wochenende und am Montag wurden die Schließungen vorbereitet.
Viele der 145 ehrenamtlichen Kräfte, die mit Fahr-, Sortier- und Ausgabediensten die drei Ausgabestellen stemmten, waren hin und hergerissen. Zum Einen ist der Dienst für alle eine Herzenssache, zum Anderen kam hie und da doch ein mulmiges Gefühl auf, nachdem sich die Lage vergangene Woche so zuspitzte und immer mehr Infizierungen bekannt wurden. Doch am Wochenende und am Montag waren sie noch einmal mit Eifer im Einsatz. Telefonisch wurde versucht, die Betroffenen zu erreichen, damit niemand umsonst zur Ausgabe kommt. Insgesamt 400 Erwachsene und 320 Kinder wurden zuletzt mit Lebensmitteln der drei Tafeln regelmäßig versorgt. Und auch die knapp 50 Lebensmittelmärkte, Bäckereien und andere Lieferanten der drei Einrichtungen wurden informiert, dass ab sofort keine Lebensmittel mehr abgeholt werden.
Sowohl das Engagement der Ehrenamtlichen als auch die Reaktionen der Supermärkte beeindruckten und rührten Struth. So viel Verständnis sei ihm und dem ehrenamtlichen Team entgegen gebracht worden. Dabei habe er noch einmal eine enorme Spendenbereitschaft erfahren, als fest stand, welche Einrichtungen wie etwa Schwimmbäder oder Kneipen ab Mittwoch geschlossen werden. „Da gab es viele Anfragen, weil uns die Leute gern ihre Vorräte zur Verfügung gestellt hätten, anstatt sie anderweitig zu entsorgen.“ Leider habe er ihnen einen Korb geben müssen.
So froh Struth über die Hilfsbereitschaft und das Verständnis der Betroffenen ist, so sehr tut ihm die Entscheidung auch in der Seele weh. „Wir sind alle in großer Sorge, wie die Leute jetzt mit der Situation klarkommen.“ Struth weiß, dass die Kunden mit der Lebensmittel-Ausgabe in ihren monatlichen Ausgaben kalkulieren. Da sorge die Schließung für noch mehr Probleme, als sie die Hilfeempfänger ohnehin schon haben. „Aber wir hoffen auch alle auf die Solidarität in der Bevölkerung etwa durch Nachbarschaftshilfen, wie sie teilweise schon initiiert wurden.“
Gern wüsste die ehrenamtliche Mannschaft, wann sie ihren Dienst wieder starten kann. „Aber das kann ja keiner vorhersagen“, so Struth. Er und die Ehrenamtler wünschen sich jedenfalls, dass die Unterstützung nicht nachlässt und der Betrieb irgendwann wieder aufgenommen werden kann. Die drei Tafeln des Diakonischen Werkes Rhein-Lahn finanzieren sich ausschließlich über Spenden. Und auch wenn die Ausgabestellen geschlossen sind, laufen Unterhaltungskosten für Miete und Fahrzeuge weiter. Bernd-Christoph Matern
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Zu Beginn dieses Jahres zog die Tafel des Diakonischen Werkes in Bad Ems in neue Räume um. Dort und in den Ausgabestellen in Diez und Nastätten bleiben die Kisten jetzt leer. Die Ausgabestellen wurden jetzt geschlossen zum Schutz gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Foto: Bernd-Christoph Matern
