07 Marienfels becrima  

Advent im Nassauer Land – Tür 7

RHEIN-LAHN. (7. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das?   Lukas 1, 27 + 28

Es ist heutzutage nichts Ungewöhnliches, aus heiterem Himmel beschimpft zu werden. Da hast du im Straßenverkehr einen Augenblick geträumt und die

Ampel ist auf grün - schon geht es los. Wer Position bezieht, wer helfen will, wer Rücksicht nehmen und mit Bedacht handeln will, kann sich von einem auf den anderen Moment im Kreuzfeuer der Kritik wiederfinden. Beleidigen, beschimpfen, missachten – einflussreiche Politiker machen solches Benehmen und das völlige Fehlen von Höflichkeit salonfähig. Es gibt einen Tonfall, der Menschen klein und schwach werden lässt.

Wie war der Ton in Israel zur Zeit der Geburt Jesu? Wie beeinflusste ihn die römische Besatzungsmacht, die sich den Bewohnerinnen und Bewohnern weit überlegen fühlte?

Und wie ist das Mädchen Maria aufgewachsen in einer x-beliebigen Familie im kleinen Städtchen Nazareth? Damals wurden die Kinder nicht gefragt: Willst du dies, willst du jenes. Sie mussten gehorchen und im Familiensystem funktionieren. Eine Maria musste sich so verhalten, dass sie ordentlich verheiratet werden konnte.

Und dann kommt der Engel. Er spricht im Tonfall Gottes. Maria ist ein Kind

Gottes, eine seiner Töchter. Der Engel spricht zu ihr wie zu einer Königin. Er mutet dem Mädchen viel zu. Er traut ihr viel zu. Gott weiß, wie „empowerment“ (jemanden stark und fähig machen) geht!

Es ist, als handle der Engel nach einem Wort, das Paulus später schreiben wird: Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor. Röm.12, 10

Maria wächst Mut zu.

Dekanin Renate Weigel