
Advent im Nasssauer Land – 15. Tür
RHEIN-LAHN. (15. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:
Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach dem Brauch des Festes. Lukas 2, 42
Im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums, das uns die Weihnachtsgeschichte erzählt, findet sich auch die Episode mit dem 12-jährigen Jesus im Tempel. Wir werden danach Jesus erst wieder als erwachsenem Mann begegnen.
Die Eltern begehen wie jedes Jahr das Passahfest, indem sie eine Wallfahrt zum Tempel nach Jerusalem unternehmen. Jesus ist zwölf Jahre alt. Uns fällt heute das Stichwort „Pubertät“ ein.
Tatsächlich macht Jesus in dieser Geschichte sein eigenes Ding. Er entfernt sich von seinen Eltern und sucht selbst seine Leute, seinen Ort. Die Eltern, ganz klassisch, sind hoch besorgt. Die Geschichte geht schließlich gut aus.
Später unterbreitet uns der Evangelist, wie Jesus, jetzt erwachsen, einem zwölfjährigen Mädchen begegnet, das nicht mehr leben kann oder will. Mädchen wurden nach Eintritt der Geschlechtsreife verlobt. Das konnte durchaus als Krise erlebt werden. Die Begegnung wird uns im Zusammenhang mit der Heilung einer blutflüssigen Frau erzählt. Haben wir es hier mit den Beschwernissen von Frauen zu tun? Wir können beobachten, wie respektvoll Jesus sich zuwendet.
Wenn unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden anfangen, sind sie in der Regel zwölf oder dreizehn Jahre alt. Sie haben schon gelernt, dass sie sich behaupten müssen, aber sie sind unsicher , wie das gehen kann. Sie wollen ihr eigenes Ding machen und müssen zugleich unter allen Umständen dazu gehören. Gut möglich, dass an Weihnachten nichts mit ihnen anzufangen ist.
Vielleicht können uns der zwölfjährige Jesus und das Mädchen ohne Namen helfen, sie gehen zu lassen und doch bei ihnen zu bleiben.
Dekanin Renate Weigel
