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Vom gesparten Silvester-Budget statt Böllern Brot für die Welt

Nicht nur Markt in Katzenelnbogen bietet Möglichkeit zum Spenden als Ausgleich für entfallene Gottesdienst-Kollekten

RHEIN-LAHN/KATZENELNBOGEN. (30. Dezember 2020) „Brot statt Böller“ – den Slogan gibt es seit Jahrzehnten, um zum Jahreswechsel auf den Hunger in der Welt aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wird er besonders wichtig. „Normalerweise kommen die Kollekten der Gottesdienste an Heilig Abend und Weihnachten der Hilfsaktion Brot für die Welt zugute“, erklärt Max Fischer, Lektor aus der evangelischen Kirchengemeinde Klingelbach. Weil die meisten davon aber abgesagt wurden, befürchtet nicht nur er erhebliche Einbußen an Spenden, mit der die evangelische Hilfsaktion seit mehr als 60 Jahren in den ärmsten Ländern der Erde Hilfe zur Selbsthilfe leistet.

Nachdem im Zuge des Corona-Lockdown ein Verbot der Silvester-Feuerwerke diskutiert wurde, las Fischer im Internet von der Aktion „Spenden statt Böllern“ der Nordkirche. Sie animiert dazu, einen Teil des eingesparten Silvester-Budgets an Brot für die Welt zu spenden. Der Aufruf gefiel ihm so gut, dass er ihn in seine Heimat holte. Der junge Mann organisierte Spendendosen und fragte bei seinem Arbeitgeber, dem Rewe-Markt in Katzenelnbogen nach, ob diese an den Kassen aufgestellt werden dürfen, um wenigstens für etwas Ausgleich für die entfallenen Gottesdienst-Kollekten zu sorgen. „Ich fand das eine sehr schöne Idee“, erklärt Inhaberin Marina Schuster, warum sie sofort Grünes Licht gab.

Gerade der Lebensmitteleinkauf sei eine gute Gelegenheit, an Menschen zu denken, die nicht genügend zu essen und zu trinken haben und die unter der Corona-Pandemie in noch weitaus größerem Maße leiden, so Fischer. „Wenn wir in diesem Jahr Silvester nur im kleinen Kreis und ohne Feuerwerk feiern, dann gibt es Menschen auf der Welt, die ganz andere Sorgen haben“, erinnert Fischer, einer der jüngsten Personen, die im Dekanat im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst tätig sind. Spendenmöglichkeiten gibt es nicht nur durch Fischers Initiative. Bar-Spenden sind in jedem evangelischen Pfarramt im Rhein-Lahn-Kreis möglich oder übers Internet unter brot-fuer-die-welt.de.

Im vergangenen Jahr kamen allein an Heilig-Abend durch die Gottesdienstbesucher in den Kirchengemeinden des evangelischen Dekanats Nassauer Land rund 40.000 Euro an Kollekten zusammen; noch einmal etwa 10.000 Euro waren es während der Erntedank-Gottesdienste, die aufgrund der Pandemie ebenfalls wesentlich weniger Leute besuchten. Traditionell geht die Kollekte auch zu diesem Feiertag an Projekte des Hilfswerks, das weltweit hungernde Menschen mit Lebensmitteln, landwirtschaftlichen und anderen Projekten unterstützt; derzeit sind es knapp 700 Projekte in 85 Ländern. So hilft Brot für die Welt ganz konkret beispielsweise bei einem Brunnenbau-Projekt, das vom Dekanat Nassauer Land initiiert wird. Der Arbeitskreis Nassau-Mabira will damit im afrikanischen Partnerdistrikt Mabira in Tansania im kommenden Jahr den Zugang zu sauberem Trinkwasser voran bringen.

„Die Corona-Pandemie trifft die Ärmsten am härtesten“, mahnt Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt. Die Vereinten Nationen hätten eindringlich davor gewarnt, dass sich die Zahl der am schlimmsten von Hunger betroffenen Menschen verdoppeln könnte von 135 Millionen auf mehr als 260 Millionen. Es komme jetzt darauf an, alles zu tun, um eine große Hungersnot in Folge der Corona-Pandemie zu verhindern. „Die Corona-Krise verschärft hier die ohnehin schon instabile Ernährungssituation.“ Bernd-Christoph Matern

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Rewe-Markt-Inhaberin Marina Schuster und Max Fischer hoffen, dass die Spendenaktion etwas die ausgefallenen Gottesdienst-Kollekten ausgleicht. Foto: Matern