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Dekanin Janott: Vielfalt ergänzt die eigenen blinden Flecken

Demonstration in Bad Ems wirbt für Demokratie, Respekt, Toleranz und Einigkeit in Vielfalt

DemoRREms040524Janott2 becrima  BAD EMS/RHEIN-LAHN. (6. Mai 2024) „Vielfalt ist unsere Chance. Vielfalt ist unser Reichtum!“ Damit appellierte die Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott am Wochenende in Bad Ems, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, denen die derzeitigen Krisen Angst machen und die sich von extremistischen Kräften und Parteien Antworten und Lösungen erhoffen. Janott war eine der Rednerinnen, die an einer von Michael Brüggemann organisierten Demonstration in der Kreisstadt teilnahmen und das Wort ergriff. Das Motto des Nachmittages mit Demonstrationsumzug und Kundgebung: Für Respekt und Toleranz.

Mit verunsicherten Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, warum sie Angst vor Krisen haben, dazu motivierte Janott auf dem Marktplatz Wipsch der Kurstadt. Ob in Europa oder in nächster Nachbarschaft: Jeder und Jede habe blinde Flecken, die man selbst nicht wahrnehme. „Nur wenn wir unsere Sichtweisen zusammenlegen, bekommen wir ein gutes Bild“, so die Theologin. „Ich brauche die anderen. „Ich brauche den Austausch. Ich sehe was, was Du nicht siehst. Du siehst was, was ich nicht sehe“, erinnerte sie an ein Kinderspiel. „Vielleicht kann ich Dir von meiner Hoffnung und meiner Sorge erzählen. Und Du mir. Und dann überlegen wir gemeinsam, wie wir da weiterkommen, wie wir einander helfen können, mehr zu sehen.“ Das bedeute für sie Demokratie, für die sich die Demonstranten stark machen.

DemoRREms040524NieWieder becrima Krisen der Zeit ließen sich nur gemeinsam angehen. „Krisen machen Angst“, so Janott weiter. „Sie verführen dazu, einfache Antworten zu suchen, die schnelle Lösungen versprechen.“ Doch einfache Antworten passten nicht zu einer komplexen Welt. „Wir als bunt zusammengewürfelter Haufen aus Menschen gestalten gemeinsam unsere Welt. Dazu brauche es Jeden und Jede und Toleranz. „Toleranz bedeutet für mich, ich akzeptiere, dass Du die Welt anders siehst. Es stellt mich nicht in Frage, wenn Du anders lebst als ich. Es macht mir keine Angst, wenn jemand sein Leben anders gestalten möchte.“ Die nationalistischen Kräfte, die derzeit in Europa erstarken, hätten Angst davor, dass Menschen DemoRREms040524Mahnwachenteam becrima unterschiedlich leben möchten. Janott: „Dabei ist das schon immer so gewesen und wird immer so sein. Wenn sie sich mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn unterhalten, werden sie manches gemeinsam haben und in anderem sich völlig unterscheiden.“

Monokulturen funktionierten schlecht. „Das pralle Leben ist da zu finden, wo Vielfalt im Gleichgewicht miteinander wuselt und lebt.“ Das Grundgesetz mit seiner darin verankerten Menschenwürde sei ein guter Rahmen, der das Miteinander regelt. „Wie schrecklich, wenn alles gleich wäre, weil alle gleich leben müssen. Unterschiedlichkeit ist ein Segen“, so die Theologin.

Noch viele andere Wortbeiträge politischer Parteien, aus Gesellschaft und Gewerkschaft gab es während der zweistündigen Veranstaltung, die Mut machten, sich für Demokratie einzusetzen und die Europäische Union als ein Bündnis für Frieden und Wohlstand zu erhalten, das in Vielfalt vereint. Bernd-Christoph Matern

Hier finden Sie einen Videobeitrag zur Demonstration des BEN-Kurier.

Zu den Fotos:

Für Respekt und Toleranz wurde am Samstag in der Kreisstadt Bad Ems demonstriert. Nach einem Zug durch die Stadt gab es ein Kundgebung auf dem Marktplatz Wipsch mit zahlreichen Beiträgen. Fotos: Matern

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Pilgerweg durchs evangelische Dekanat Nassauer Land

Dekanin Renate Weigel nimmt Region unter die Füße und in den Blick

 RHEIN-LAHN. (4. August 2020) Eine Pilgertour durchs evangelische Dekanat Nassauer Land unter dem Motto „Wer aufbricht, der kann hoffen“ macht Dekanin Renate Weigel vom 27. August bis zum 4. September. Auf ihrer Tour durch den Rhein-Lahn-Kreis lädt sie dazu ein, mitzugehen, mitzureden, mitzufeiern und mitzubeten.

Pilgerweg2020inBildern becrimaAuf den einzelnen der neun Etappen zwischen Kaub, Lahnstein, Nassau, Diez und Strüth freut sie sich über Mitpilgernde, ganz gleich, ob sie nur ein Stück des Weges oder die ganze Tagesetappe mitgehen möchten. Die Tage beginnen in der Regel jeweils um 9 Uhr mit einem Morgenlob am Startort und einem Pilgergottesdienst um 19 Uhr am Zielort. „Wir gehen jeden Tag ein Wegstück im Schweigen, wir reden miteinander und wir halten jeden Tag unterwegs eine schlichte Abendmahlsfeier, natürlich den Hygienevorschriften entsprechend“, sagt Weigel, die mit dem Weg „das große Dekanat unter die Füße und in den Blick nehmen“ will.

„Von den Mitpilgernden erhoffe ich mir, zu erfahren, was sie bewegt, was die Orte und Landschaften auszeichnet“, so Weigel. Beim Gehen lasse sich ebenso gut schweigen wie reden sowohl über allgemeine kirchliche Themen aber auch Persönliches. Auch vertrauliche Seelsorgegespräche sind möglich. „Corona hat uns in den letzten Wochen vereinzelt. Der Weg will ein Zusammengehen, Zusammensehen bewirken“, erklärt die Theologin zum Hintergrund ihrer Pilgertour.

„Der Pilgerweg verlangsamt uns und führt an die Ursprünge des Glaubens zurück.“ Positiv in der Krise: „Viele Menschen freuen sich darüber, dass Gottesdienste einfacher gefeiert werden. Wir wollen das Einfache erproben und Kirche bei den Menschen sein“, so Weigel.

Hier die Details der Route:

KauberKirchenDonnerstag, 27. August: Start in Kaub (Simultankirche); Weg über Dörscheid, Bornich, Reichenberg, Lierschied, Weyer nach Gemmerich.

Freitag, 28. August: Start in Eschbach (Kirche); Weg über Dachsenhausen, Schweighausen, Becheln, Braubach nach Lahnstein (kath. Kirche St. Martin).

Samstag, 29. August: Start in Oberlahnstein (evangelische Kirche Nordallee); Weg über Friedland, Miellen, Nievern, Bad Ems, Dausenau, Scheuern nach Nassau

Sonntag, 30. August: Start in Nassau (evangelische Johanniskirche) um 10.15 Uhr mit Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Fischbach; 12 Uhr Start für die Mitpilgernden an der Kirche Nassau; Weg nach Obernhof; 17 Uhr Teilnahme an Vesper im Kloster Arnstein zum Ende der Etappe.

Montag, 31. August: Start in Obernhof (Kirche); Weg über Dörnberg, Charlottenberg, Holzappel, Hirschberg, Altendiez nach Diez (Stiftskirche).

0 Diez StiftskircheklDienstag, 1. September: Start in Diez (Stiftskirche); Weg über Holzheim, Flacht, Oberneisen, Hahnstätten, Burgschwalbach.

Mittwoch, 2. September: Start in Burgschwalbach (Kirche);  Weg über Zollhaus, Mudershausen,  Katzenelnbogen, Berndroth nach Rettert.

Donnerstag, 3. September: Start in Rettert (Kirche); Weg über Holzhausen, Buch, Nastätten nach Strüth ins Kloster Schönau.

A KlosterSchönau04 2012 co becrima Freitag, 4. September: Start in Strüth an der Klosterkirche Schönau; Weg über Wollmerschied, Ransel, Sauerthal nach Kaub; Abschluss in Kaub nach Ankunft.

Die Tage beginnen falls nicht anders angegeben am Startort um 9 Uhr mit einem Morgenlob und enden in der Regel um 19 Uhr mit einem etwa 30-minütigen Pilgergottesdienst am Zielort.

Proviant ist von den Teilnehmenden mitzubringen wie Getränke, Essen und Abendmahlsbrot.

Auch wenn eine spontane Begleitung möglich ist, wird eine Anmeldung erbeten unter Telefon 02603-509920 oder E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Einen Flyer mit den Details zur Route zum Ausdrucken finden Sie hier.

Eine Karte mit der Wegführung können Sie hier herunterladen.

Ein Begleitblatt mit den Tagestexten, Liturgien und Liedern können Sie hier herunterladen; doppelseitig ausgedruckt und in der Mitte gefaltet kann es als „Pilgerheft“ genutzt werden.

Etwaige Kollekten der Pilgergottesdienste sind bestimmt für die Sanierung der jüdischen Trauerhalle auf dem Bad Emser Friedhof. Zu dem Projekt finden Sie hier mehr Informationen.

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Dekanin verabschiedet sich mit Tanz durch die Kirche

Festgottesdienst und Empfang für Renate Weigel in Bad Ems – Schütz: Freiheit zur Kür

AbWeigel020422 Segen becrima  BAD EMS/RHEIN-LAHN. (4. April 2022) Mit einem Festgottesdienst in der katholischen St. Martinskirche in Bad Ems ist die Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Renate Weigel am Wochenende in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Propst für Rheinhessen und das Nassauer Land Dr. Klaus-Völker Schütz entpflichtete die Theologin nach fast 35 Jahren aus dem aktiven Dienst als Dekanin und Pfarrerin. Sie könne sich nun der Kür zuwenden, so der Vertreter der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Nach dem Gottesdienst und während eines Empfangs im Haus der Begegnung nahm Weigel zahlreiche gute Wünsche mit in den Ruhestand. Am 1. Mai beginnt die Amtszeit ihrer Nachfolgerin Pfarrerin Kerstin Janott.

AbWeigel020422 Tanz becrima Unkonventionell und mit mancher Überraschung war der Abschied gestaltet, der in dem großen katholischen Gotteshaus vielen Besuchern angesichts der Corona-Pandemie Platz bot. In ihrer Abschiedspredigt – Weigel verließ dazu das Pult im Altarraum und sprach im Kirchenschiff – rückte die Theologin zwei Aspekte in den Mittelpunkt, unter denen Gesellschaft und Kirche besonders leiden: Neid und Schuldzuweisungen. Zwei Bibelstellen hatte sie dazu ausgewählt, die einmal vom Gefühl handelten, ungerecht behandelt zu werden und sich als Opfer zu fühlen. „Wie viele Kriege dieser Welt haben mit dieser Erfahrung angefangen“, erinnerte Weigel an den Neid zwischen Kain und Abel. Dann die Geschichte von der Heilung eines Gelähmten, die die Theologin nicht als Wundergeschichte interpretierte. Wie Kain habe auch dieser ein Menschenleben auf dem Gewissen, sein eigenes, weil ihm Hilfe aussichtslos erschien. Die Beispiele animierten zum Aufbruch, sich nicht länger in der Ecke von Hilflosigkeit, Schuldzuweisungen und Beleidigtsein einzurichten. „Steh auf, nimm dein Bett und geh! Das ist Gott glauben“, gab sie Gemeinden und Menschen im Dekanat mit. „Gott verteilt die Karten, aber spielen müssen wir.“

AbWeigel020422 Posaunenchor becrima Propst Schütz erinnerte an die beruflichen Stationen Weigels und dankte ihr für ihre vielen geistlichen Akzente, die sie stets gesetzt habe. „Du bist deinen Weg gerade und aufrecht gegangen.“ Jetzt bleibe die Freiheit zur Kür, sagte Schütz, bevor er Weigel segnete. Dabei assistierten ihm mit persönlichen Zusprüchen Dr. Ruth Albrecht aus Hamburg, Prädikant Max Fischer, Pfarrerin Angelika Thonipara aus Mainz und Pfarrer Michael Wallau aus Miehlen, der seinen Segen in Hebräisch sang. Für die musikalische Umrahmung sorgten Mitglieder von Posaunenchören, die Martina Adler zusammengetrommelt hatte und dirigierte sowie Manuela Kühnau mit ihrem schönen Sopran. An der Sandtner-Orgel spielte Weigels erster Organist Kantor Thomas Wächter aus Taunusstein. Als der das schwungvolle Trauerlied  „In dir ist Freude“ improvisierte, bat Weigel ihre Nachfolgerin Kerstin Janott zum Tanz durchs Kirchenschiff. Der symbolträchtige Übergang wurde mit reichlich Beifall bedacht.

AbWeigel020422 Synodalvorstand becrima Im Anschluss begrüßte die Vorsitzende der Dekanatssynode Anja Beeres viele Gäste im Haus der Begegnung zu einem Empfang. Sie selbst sowie Patrick Becker, Christa Breithaupt, Kerstin Janott, Annett Kitschke, Pfarrer Markus Bomhard und Dr. Ulrich Werner vom Dekanatssynodalvorstand (DSV) erinnerten mit sehr bewegenden Worten an die Zusammenarbeit in den zurückliegenden sechs Jahren, an ihre echte, ehrliche und Zuversicht ausstrahlende Art, an eine im übertragenen Sinne „neugierige und leidenschaftliche Gärtnerin“, eine Pilgerin, die Spirituelles und Bewegung vereint und Worte, die eine Wohltat waren, berührend wie ermutigend. Aber auch ganz Praktisches war dabei wie ein Gutschein, mit dem sich Weigel für ihre Pilgertour nach Jerusalem ausrüsten kann.

AbWeigel020422 Pantomime becrima Zuvor hatten Gabriele Teetz vom Dekanatsbüro sowie Sabine Güntner und Werner Schreiner von der evangelischen Jugend im Dekanat in einem ganz entzückenden Anspiel mit tollen Jonglagen gezeigt, wie herausfordernd das Amt einer Dekanin ist, um alle tanzenden Bälle im Blick und Griff zu behalten. Weigel selbst baten sie zum Hut-Tausch auf die Bühne.

AbWeigel020422 Kommune becrima Im Namen aller Verbandsgemeinden und der ganzen kommunalen Familie im Rhein-Lahn-Kreis dankte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau Uwe Bruchhäuser Weigel für ihren Dienst. Als Verwaltungschef einer fusionierten Gemeinde könne er sich vorstellen, dass die Aufbauarbeit im großen Dekanat nicht immer leicht gewesen sei. „Vielleicht können sie mir da mal ein paar Tipps geben“, sagte Bruchhäuser und wünschte sich, dass Weigel als Pfarrerin weitermache. Gute Wünsche gab auch der Bad Emser Beigeordnete Frank Ackermann der scheidenden Dekanin mit auf den Weg, der an Weigels Zeit und ihr Wirken in Bad Ems erinnerte und das gute Miteinander unterschiedlicher Religionen, Konfessionen und Weltanschauungen. „Wenn das weltweit so wäre, gebe es viele Probleme AbWeigel020422 WeigelHoert becrima nicht.“ Der Mainzer Dekan Andreas Klodt überbrachte die Segenswünsche aus der Runde der Dekaneschaft der EKHN.

AbWeigel020422 Duo becrima Musik begleitete den Empfang. Einmal bat Martina Adler die Dekanin noch einmal zum Mitspielen im Projektchor mit Mitgliedern aus Bad Ems, Nastätten und Obertiefenbach; letzterem gehört Weigel selbst an. Zum Abschluss traten das jüdische Duo Odelia Lazar und Michael Wienecke mit Akkordeon, Gitarre und Gesang auf – ein Ausdruck der Verbundenheit zu den jüdischen Wurzeln des Glaubens, die Weigel als Pfarrerin und Dekanin stets am Herzen lagen. Bernd-Christoph Matern

Hier finden Sie einen Bericht mit einer kleinen Bilanz der Amtszeit von Renate Weigel.

Kollekte und Spenden zum Abschied erbrachten 1250 Euro für den Willkommenskreis Diez.

Zu den Fotos:
Zur Verabschiedung von Dekanin Renate Weigel erhielt sie Segensworte von Propst Klaus-Volker Schütz und der Vorsitzenden der Dekanatssynode Anja Beeres (vorn von rechts) sowie von Michael Wallau, Angelika Thonipara, Markus Bomhard, Ruth Albrecht, Max Fischer und Manuela Kühnau (von rechts). Mit einem Tanz übergab Renate Weigel symbolisch das Amt an Kerstin Janott. In der Kirche und beim Empfang spielte ein Projekt-Posaunenchor unter Leitung von Martina Adler. Eine Jonglage verdeutlichte die Kunst des Dekane-Amtes. Fotos: Matern

 

 

Zahl der Vakanzen schrumpft von zwölf auf 6,5 Stellen

Dekanin Renate Weigel blickt vor Synode des Dekanats Nassauer Land auf Hoffnungszeichen

 RETTERT/RHEIN-LAHN. (18. November 2019) „42 Menschen stehen neben Pfarrerinnen und Pfarrern auf den Kanzeln und verkündigen das Evangelium. Das ist evangelisch!“ Mit diesen Worten begann der Jahresbericht von Dekanin Renate Weigel vor der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land. Im Dorfgemeinschaftshaus von Rettert dankte sie nicht nur den Menschen im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst für ihren Einsatz, sondern stellte zur Herbsttagung die aktuelle Situation in den Kirchengemeinden vor, die sich „besser und hoffnungsvoller“ anfühle als noch ein Jahr zuvor.

Zunächst lobte sie die Personen, die im ehrenamtlichen Prädikanten- und Lektorendienst tätig sind; in der Prädikantenausbildung sind zudem derzeit vier Personen unterwegs, der Lektorenkurs zählt ebenfalls vier Teilnehmende, die jüngsten sind 17 und 18 Jahre jung. Weigel zeigte sich erfreut, dass bis Ende des Jahres für die Besetzung von 6,5 Stellen neue Pfarrpersonen begrüßt werden konnten, was der Anzahl entspricht, die das Dekanat verlassen hat. „Das ist keine schlechte Bilanz. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Bis Ende des Jahres werde die Zahl an Vakanzen ebenfalls auf 6,5 Stellen sinken. In der Vergangenheit lag sie schon bei zwölf. „Vor einem Jahr habe ich auf die Notstände hingewiesen, die vor allem die Vakanzen verursachen. In diesem Jahr möchte ich von Hoffnung erzählen“, so die Theologin.

Dazu zähle sie auch die Bewegungen zwischen den Gemeinden und ihren Kirchenvorständen und eine große Kompromissbereitschaft in den örtlichen Gremien. So haben sich Kaub und Weisel für eine gemeinsame Ausschreibung um eine Pfarrbesetzung zusammengetan. Niederwallmenach, Patersberg, Reichenberg und Reitzenhain sind dabei, eine Gesamtkirchengemeinde Loreley zu gründen. Außerdem sei in der ganzen Region eine Projektgruppe „Mittelrhein“ gegründet worden. Fusioniert sind Becheln, Dienethal, Dornholzhauseen, Geisig, Oberwies und Schweighausen zur „Emmausgemeinde Schweighausen“. Über ein gemeinsames Gemeindebüro wird von den Kirchengemeinden Hahnstätten, Kaltenholzhausen, Flacht, Oberneisen und Burgschwalbach nachgedacht. In den Diezer Gemeinden ist das gemeinsame Büro bereits beschlossene Sache. Frücht und Friedrichssegen gründeten die erste Gesamtkirchengemeinde im Dekanat und befinden sich mit Bad Ems, Dausenau und Hömberg/Zimmerschied auf dem Weg zu einer stärkeren Kooperation. Und schließlich hätten auch die Kirchenvorstände in Lahnstein und Friedland ein Mehr an Miteinander vereinbart.

Weigel verhehlte nicht, dass diese Bewegungen nicht ohne Konflikte, Knirschen, Ängste und Unsicherheiten gehen. „Ich will das alles gar nicht preisen“, so Weigel. „Aber ich beobachte, dass der Blick auf die anderen Gemeinden in der Nachbarschaft wächst und die Wachheit dafür, wie wir Kirche in Zukunft gestalten wollen.“ Es gebe einen großen Reichtum im Dekanat. natürlich sei „es“ nicht immer leicht, aber „es“ lebt. Das habe viel mit Kollegialität und einem guten Miteinander zu tun.

Die bevorstehende Einführung der Doppik-Haushalte, Gebäudemanagement und Kirchenvorstandswahlen stünden nun bevor; könnten Sorge machen. Dafür empfahl Weigel, es wie der Bauer mit den Klößen zu machen, einen nach dem anderen und auch erst dann, wenn es dran ist. „Wichtiger ist, dass wir das Wichtigste nicht aus den Augen verlieren: Wir sind nicht gerufen, die Größten zu sein, nicht zu wachsen, Erfolg zu haben oder alles richtig zu machen“, so die Theologin. „Wir sind gerufen, Räume zu eröffnen für Gemeinschaft mit Jesus Christus und mit allen, die kommen, nicht jede Gemeinde exklusiv für sich, sondern Gemeinschaftsräume, Lebensräume.“ Bernd-Christoph Matern

 

Herzlicher Dank an Anja Beeres

Seit 20 Jahren ist sie Vorsitzende der Dekanatssynode

 RETTERT/RHEIN-LAHN. (18. November 2019) Den Gottesdienst, mit dem die Herbsttagung der Synode in der evangelischen Kirche von Rettert eröffnet wurde, nutzte Dekanin Renate Weigel, um einer Frau zu danken, die sich um das Dekanat ganz besonders verdient gemacht hat: Anja Beeres ist bereits seit 20 Jahren Vorsitzende der Dekanatssynode, zuerst im ehemaligen Dekanat St. Goarshausen, dann im fusionierten Dekanat Nassauer Land. „Ich bezeichne das als das herausforderndste Amt, noch dazu in einer Zeit der Strukturveränderungen, als der mittleren Ebene mehr Gewicht eingeräumt wurde“, sagte Weigel und nannte nur einige leicht errechenbare Zahlen: 40 Synoden vorbereiten, leiten und nachbereiten, mindestens 220 Sitzungen des Synodalvorstandes vorbereiten, leiten und nachbereiten, hinzu kommen Ausschuss-Sitzungen und unzählige Arbeitstreffen. „Das geht auf keine Kuhhaut“, so Weigel. Dazu noch Not- und Krisengespräche, Personalgespräche mit Mitarbeitenden, die Tätigkeiten in Paulinenstiftung, Regionalverwaltungsverband und der Verbandsvertretung der Diakoniestation; „und die Aufzählung ist nicht vollzählig“, so Weigel.

„Dabei hast du immer Bodenhaftung bewiesen, wohl auch durch den Prädikantendienst, den du schon seit 25 Jahren ausübst“. Beeres sei „immer bei de Leut'“. Und obwohl sie sich in der Verwaltung bestens auskenne, gehe es ihr immer um die Kraft des Evangeliums. Die Einführung von Wandertagen, mehrtägigen Fortbildungen, zentralen Gottesdiensten zur Reformation und der Kirchenmusiktag 2012 seien nur einige Meilensteine für ihren Dienst im Dekanat St. Goarshausen, ganz zu schweigen von dem mehrjährigen Prozess zur Fusion der drei Rhein-Lahn-Dekanate. „Du hast dich dem gestellt und dabei stets im Blick gehabt, dass das Eigentliche der Kirche nicht in Strukturen liegt“. (bcm)


Zu den Fotos:
Mit Blumen dankte Dekanin Renate Weigel während eines Gottesdienstes Anja Beeres, die seit 20 Jahren Vorsitzende der Dekanatssynode ist. Später gab sie den Synodalen im Dorfgemeinschafshaus von Rettert während der Herbsttagung einen Überblick über die aktuelle Situation in den Gemeinden. Fotos: Matern

 

Organist Adolf Krämer ist ein „Gehilfe der Freude“

In Oberwallmenach für 70-jährigen Dienst geehrt: Viele Besucher danken und feiern 95-jährigem Musiker

 OBERWALLMENACH/RHEIN-LAHN. (6. Dezember 2019) In einem Adventsgottesdienst ist Adolf Krämer aus Niederwallmenach für seinen 70-jährigen Dienst als Organist geehrt worden. In der evangelischen Kirche von Oberwallmenach zeugten viele Menschen von der Beliebtheit des treuen Musikers; dass dort viel und vielseitige Musik erklang, versteht sich von selbst.

Schon das Vorspiel war eine Freude: Pfarrer Michael Wallau ließ an der Viola, begleitet von Dekanatskantor Markus Ziegler, Bachs bekanntes „Jesu meine Freude“ erklingen. Eigens zum außerordentlichen Organistenjubiläum hatte Pfarrer Armin Himmighofen einen Chor mit Personen aus dem ganzen Kirchspiel zusammengetrommelt, der sich hören lassen konnte. „Gut, dass wir einander haben“, sang der etwa und „Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu“. „Wir sind unheimlich froh, dass wir dich haben“, lobte Gemeindepfarrer Claudia Biester den 95-jährigen Jubilar.

Die Dekanin des Dekanats Nassauer Land Renate Weigel hatte über ihre Ansprache den Bibelvers „Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude“ gestellt. Glauben zum Angst einflößen, Drohen oder zu Rechthaberei zu nutzen, damit könne sie so wenig anfangen wie sicher auch Krämer. „Aber beim Einladen und locken wie zum Gottesdienst, da bist du dabei“, so die Theologin, „du bist einer der Gehilfen der Freude.“ Krämer komme von der „Mussig“ her mit Singen, Tanzen und Lachen. Die Dekanin schilderte eigene Begegnungen mit dem Jubilar, die ihr in guter Erinnerung blieben. Einmal empfand sie echte Jahrmarktsstimmung bei Krämers Spiel, ein anderes Mal schenkte er einer Tauffamilie zum Nachspiel ein „Wie schön dass du geboren bist“. „Wie fein und liebevoll ist das denn?“, empfand Weigel damals. Man könne Kirche ja als eine eigene Welt betrachten, aber „wenn du spielst, kommt die Welt hinein.“

Dekanatskantor Markus Ziegler erinnerte an die drei Generationen evangelischer Gesangbücher, die Krämer miterlebt hat, ebenso dazu erschienene moderne Begleitbücher. „Du gehst immer mit der Zeit“, freute sich Ziegler, der den sommerlichen Auftritt einer Band erwähnte, die der Musiker aus Leib und Seele spontan mit seinem Akkordeon verstärkte. Im Namen des Dekanats sowie des Zentrums Verkündigung der Landeskirche dankte Ziegler dem Musiker-Kollegen und überreichte ihm mit Grüßen von Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum eine Urkunde für den außerordentlich langen treuen Dienst. Als Jubiläumsgeschenk des Kantors gab's als Nachspiel ein von ihm komponiertes flottes Stück: „Jazz geht's los“, das Krämer sichtlich Freude bereitete. Als 20-Jähriger habe er im Krieg aus Angst um sein Leben wieder das Beten gelernt, erzählte der Geehrte im Dank für die Organisatoren der Feier. „Ich muss dem Herrgott für die guten Gene danken“, so Krämer, der auch viel Lob und eine Umarmung für seine weltoffene Gemeindepfarrerin parat hatte.

Anschließend lud der Kirchenvorstand von Oberwallmenach ins benachbarte Gasthaus zum Essen ein, wo sich zahlreiche Gratulanten einfanden. Odelia Lazar, die mit Gitarrist Michael Wienecke Lieblingslieder Krämers spielte, nannte den Jubilar ein Idol, von denen es überall auf der Welt viel mehr geben sollte, ein Idol, um älter zu werden und in seiner Musik, mit der er für die Gemeinde arbeite. Auch Pfarrer Wilfried Steinke aus Bornich dankte zusammen mit dem Kirchenvorstand des Kirchspiels Niederwallmenach und Reitzenhain für Krämers zuverlässiges Wirken und seine Bereitschaft, immer wieder einzuspringen, wenn Not an der Orgelbank herrscht oder wenn es gilt, musikalische Veranstaltungen mit seinem Spiel zu bereichern. Bernd-Christoph Matern

 

Zum Foto (oben):
Sind froh, dass sie Adolf Krämer (2. von rechts) als Organisten haben und ihm für seinen 70-jährigen Dienst danken konnten (von rechts): Gemeindepfarrerin Claudia Biester, Dekanatskantor Markus Ziegler, Dekanin Renate Weigel und Pfarrer Armin Himmighofen. Fotos: Bernd-Christoph Matern