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Empörung anno 1525: Reformationsspiel um Skandal-Heirat

Schauspiel zum Nachdenken lockte viele Menschen in die evangelische Kreuzkirche von Holzhausen

 HOLZHAUSEN/RHEIN-LAHN. (5. November 2025) Voll besetzt war die evangelische Kreuzkirche in Holzhausen, als dort ein besonderes Reformationsspiel dargestellt wurde: „Wie Martin Luther zu seiner Frau Käthe kam“ hatte die ehemalige Dekanin Renate Weigel ihr Schauspiel in Reimen überschrieben, das einen ebenso unterhaltsamen wie tiefsinnigen Blick in die Ereignisse rund um das Jahr 1525 bot und dabei noch einen Bogen ins Heute schlug.

RSHH 311025 LutherKoppeNonnen01 becrima Die Eheschließung Luthers mit Katharina von Bora war damals ein Skandal. Die Mimen im Altarraum zeigen in historischen Gewändern, wie der Ratsherr Leonhard Koppe (alias Josef Vrablik) Kopf und Kragen riskierte, um zwölf Nonnen zur Flucht in Heringsfässern aus dem Kloster Nimbschen zu verhelfen, die von Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“ gelesen hatten und das wörtlich nahmen. Sie „unter die Haube zu bringen“, ist nun Luthers Aufgabe, um Aufsehen zu verhindern. Die eigensinnige Katharina von Bora (graziös gespielt von Susanne Schmitter) will trotz Bemühen um andere Gatten, Luther selbst zur Ehefrau werden. Ein bewegender Moment, als die Beiden ohne Mönchskutte und einfaches Nonnengewand vor den Holzhausener Traualtar schreiten. „Viel Klatsch und Geschwätz hat es da gegeben“, lässt Renate Breidenbach als souverän RSHH 311025 HeroldHoch becrima erzählender Herold das Publikum wissen. Die Frauen auf der Straße (Birgit Hausen, Christel Schumannn und Renate Weigel) lassen Volkes Stimme hören und das Ausmaß des Skandals erahnen, das heutzutage wohl für einen Shitstorm in digitalen Medien sorgen würde. „Das Heilige leben, und es im Alltag finden, nicht das Geistliche hier und das Weltliche da, sondern beides zusammenbinden“, ist im Spiel Luthers Antwort auf historische wie aktuelle Scheinheiligkeit.

RSHH 311025 Luther02 becrima Ganz privat, deftig und lebensnah kommt der von Michael Schmitter kraftvoll und authentisch gegebene Luther ins Kirchenschiff. Vom Stillen, Kacken und der Ehe als Schutz fürs intime Tun ist da die Rede; sechs Kinder hatten die Beiden. „Wenn ein Mann hingeht und wäscht die Windeln oder kümmert sich sonst um das Kind, und alle spotten über ihn und halten ihn für einen weibischen Mann; wenn er’s aber im christlichen Glauben tut, wer hat dann am Ende den größten Spott?“, hat Renate Weigel, die auch als Regisseurin fungierte, den Protagonisten ins Textbuch geschrieben auf der RSHH 311025 Magd03 becrima Grundlage historischer Schriften von Luther selbst. Zum Ende schlägt sie den Bogen ins Heute, der einst auch Luther ein Gräuel gewesen wäre, wenn die Magd von gleichgeschlechtlichen Paaren berichtet, die sich von Herzen gern haben und zusammen sind. „Gottes Lieb ist da für den, der sie nimmt und trägt. Sie ist auch bei der Magd, die einfach nur die Stube fegt“, endet das Spiel.

RSHH 311025 SpeisViele becrima Thomas Christ sorgt erläuternd für den historischen Rahmen für das Spiel und lädt am Ende zum Beten von Luthers Abendsegen ein. Ein Bläsertrio verleiht dem Schauspiel die Fanfarentöne und Gaby Bindczeck begleitet an der Orgel unter anderem zur Reformationshymne „Ein feste Burg ist unser Gott“, bevor sich die vielen Gäste den vom Kirchenvorstand kredenzten „Speis und Trank“ in und rund ums Gotteshaus munden lassen. Wie immer hatte die Arbeitsgemeinschaft Technik des Wilhelm-Hofmann-Gymnasiums in St. Goarshausen gekonnt für Ton und Beleuchtung gesorgt. Für den Kirchenvorstand dankte Melanie Vrablik den Akteuren – allen voran Autorin und Regisseurin Renate Weigel – für das tolle Spiel. Die Inszenierungen in Holzhausen zum Reformationsfest gibt es bereits seit einigen Jahren und fanden bislang als Freilichtaufführung am Gemeindehaus statt; für Luthers Hochzeit wurde diesmal die Kirche gewählt.  Bernd-Christoph Matern

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Rund 200 Gäste ließen sich zum Reformationsfest in Holzhausen mit einem Spiel aus der Feder der ehemaligen Dekanin Renate Weigel in die damals skandalöse Hochzeit zwischen Martin Luther und „dem entflohenen Nönnlein“ Katharina von Bora in Bann ziehen und Denkanstöße für heutige Aufregung geben. Fotos: Matern

Brunnenproekt AK MNL 

Endlich sauberes Wasser für Menschen in Mabira

Arbeitskreis des evangelischen Dekanats Nassauer Land freut sich über geglückte Brunnenbohrung in Tansania

Brunnenprojekt1RHEIN-LAHN/MABIRA. (18. August 2021) Um die Menschen im Kirchendistrikt Mabira in Tansania mit Trinkwasser zu versorgen, konnten dank der Partnerschaft mit dem evangelischen Dekanat Nassauer Land schon zahlreiche Projekte umgesetzt werden. Jetzt ist es erstmals gelungen, einen Brunnen zu bohren. Mit diesem sollen in Kürze rund 10.000 Menschen mit wirklich sauberem Wasser versorgt werden.

„Schon im Mai dieses Jahres sollte eigentlich ein neuer Brunnen sauberes Wasser liefern für die Menschen in einer Gruppe von Dörfern in Mabira“, berichtet Berthold Krebs, Vorsitzender des Arbeitskreises Mabira-Nassauer Land. Sehr zum Leidwesen der Anwohner sei aber bei zwei Bohrungen nur hartes Gestein und kein Wasser gefunden worden. Es musste ein neuer Standort gesucht werden. „Dort war es endlich soweit: In 200 Meter Tiefe wurde die Bohrfirma fündig. Seither kommt frisches Wasser aus dem Boden, ohne dass bisher gepumpt werden muss“ berichtet Krebs.

Die bisherigen Wasserprojekte der Partnerschaft hatten sich auf das Sammeln von Regenwasser in Wassertanks konzentriert, das von großen Dächern wie Kirchen und Schulen gesammelt wurde, was schon einen großen Fortschritt bedeutete, war das Regenwasser doch erheblich sauberer als das in weit entfernten Wasserlöchern, die auch vom Vieh und zum Waschen von Kleidung genutzt wurden. Immerhin konnte mit den Tanks außerdem der tägliche Weg zum Wasserholen deutlich verkürzt werden. „Das Wasser steht aber immer nur zeitweise, während und nach der Regenzeit zur Verfügung und nicht das ganze Jahr über“, erklärt Krebs.

BrunnenproektMambo2 AK MNLWeil inzwischen an mehr Plätzen Strom zur Verfügung steht, um Brunnen zu bohren und mit Tauchpumpen zu versehen, konnte das Brunnen-Projekt überhaupt gestartet werden. So bekommt nun die Großgemeinde Kitwe seinen ersten Brunnen. Bis zu 10.000 Menschen können dort demnächst mit dem sauberen Wasser versorgt werden. Das 200 Meter tiefe Loch werde nun fachgerecht ausgebaut und das Wasser in einen Vorratstank gepumpt. Krebs: „Das ist notwendig, weil das Stromnetz immer mal wieder ausfällt und somit eine Überbrückung notwendig ist“. Damit es beim Wasserholen nicht zum Streit kommt, gab es bereits Seminare mit den Verantwortlichen in den Dörfern, in denen die Regeln für die Abgabe des Wassers festgelegt wurden und über den richtigen Umgang damit informiert wurde.

„Nicht nur, dass dann die Wege zur Wasserstelle das ganze Jahr über viel kürzer werden und dass das Wasser ohne Abkochen oder Desinfektion getrunken werden kann – dadurch sollen vor allem weniger Menschen an Durchfall erkranken“, hofft Krebs. Dass das mit rund 50.000 Euro kalkulierte Projekt der jetzt seit 40 Jahren bestehenden Partnerschaft überhaupt verwirklicht werden kann, ist nicht nur dem ehrenamtlichen Wirken des Arbeitskreises Mabira - Nassauer Land zu verdanken, sondern auch vielen privaten Spenden, denen der evangelischen Hilfsorganisation „Brot für die Welt“, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und des Landes Rheinland-Pfalz, die sich an der Finanzierung beteiligen ebenso wie die Partner in Mabira selbst.

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Eine braune Fontäne aus Wasser und Bohrschlamm schoss aus 200 Metern Tiefe an die Oberfläche, nachdem endlich die ersehnte Wasserader gefunden wurde. Distriktpfarrer Jerryson Mambo ist der Erste, der das frische Brunnenwasser testet. In einem Vorratstank wird das Quellwasser gesammelt, um auch bei Stromausfällen an das kostbare Wasser zu kommen.

 

KircheAmpelRot

Energiesparen: Von der Kirche ins Gemeindehaus oder Freie

Im Dekanat Nassauer Land wird sparsamer Umgang mit Ressourcen noch verstärkt

St Peter zuDiez11 2019 becrima  RHEIN-LAHN/DARMSTADT. (23. September 2022) Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat ihre Gemeinden sowie alle Kirchenmitglieder angesichts der Gasknappheit zum Energiesparen aufgerufen. In einem Rundschreiben, das an mehr als 1000 Kirchengemeinden und EKHN-Einrichtungen ging, wird darum gebeten, aufgrund der „besonderen Lage und in Solidarität mit der Ukraine in allen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen Energie einzusparen und so einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit zu leisten“. 

Für viele Kirchengemeinden im Evangelischen Dekanat Nassauer Land stellt sich nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die Frage, wie sie Energie sparen und damit den eigenen Etat entlasten und die Schöpfung bewahren können. Corona-Pandemie und explodierende Heizkosten bringen zusätzlich Bewegung in die Reaktionen der Kirchenvorstände.

Als „Winterkirche“ will die evangelische Stiftskirchengemeinde Diez beispielsweise zwischen Silvester und Karfreitag ihre Gottesdienste ins Gemeindehaus verlegen. Außerdem ist geplant, in Verbindung mit den beiden anderen evangelischen Kirchengemeinden in Diez (St. Peter und Jakobus) in diesem Zeitraum einmal im Monat wieder einen Zoom-Gottesdienst anzubieten, die schon in der Corona-Pandemie viele Anhänger fanden. „Wir wollen wieder mehr rausgehen“, gibt Silke Funk, Pfarrerin der Emmausgemeinde Schweighausen, die Stimmung in ihrem Kirchenvorstand wieder. Neun Ortschaften mit fünf Kirchengebäuden zählen zur Gemeinde. Das sei nicht nur energiesparend; die Freiluft-Feiern seien auch Corona-erprobt und niemand wisse, wie sich die Situation bis zum Winter wieder verschärfen könne.

DausenauDaemmerung190922 becrima In Dausenau wurde die Außenbeleuchtung der Kirche bereits vor der staatlichen Verordnung, die am 1. September in Kraft trat und bis 28. Februar gelten soll, ausgesetzt. Nicht nur dort liegt das Anstrahlen der Denkmal geschützten Gebäude in Kooperation mit der Kirchengemeinde in kommunaler Hand, die Umsetzung eine Selbstverständlichkeit. Unnötigen Energiefressern ist schon lange die Kirchengemeinde Flacht auf der Spur, die mit den Aar-Kirchengemeinden nicht von ungefähr beim diesjährigen Stadtradeln ganz vorn dabei ist. Der einfache Austausch von Lampen hat in kirchlichen Gebäuden in Flacht bereits zu einer erheblichen Stromreduzierung geführt. Ab Mitte Oktober werden die normalen Gottesdienste auch dort von der Kirche ins Gemeindehaus verlegt.

SolardachGemeindehausKGMiehlen02 2022 becrimaSo ist das auch in der Kirchengemeinde Welterod angedacht. „Und bei Gottesdiensten in den Kirchen wissen die Leute, dass sie sich im Winter etwas wärmer anziehen“, sagt Gemeindepfarrer Olaf Becher. Ganz unumstritten ist das völlige Abschalten der Beleuchtung in der dunklen Jahreszeit nicht in allen Vorständen. „Wir wollen ja als Christen auch keine Anleitung zur Depression geben“, gibt beispielsweise Singhofens Gemeindepfarrer Harald Peter Fischer überspitzt zu bedenken und kann sich einen Mittelweg vorstellen, indem zumindest stromsparende LED-Leuchten im Innern der Kirche den Menschen etwas Hoffnung schenken. In der Gemeinde an der Bäderstraße wird mit Ausnahme der Advents- und Weihnachtsgottesdienste schon seit Jahren während der Heizperiode vom Einrichdom ins benachbarte Gemeindehaus umgezogen.

„Es ist bemerkenswert, wie viele Kirchengemeinden zwischen Aar, Lahn und Rhein sich bereits für das Projekt Energiemission beworben haben“, sagt Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat. Das von der Landeskirche geförderte Energiemanagement-Programm wurde schon Ende vergangenen Jahres aufgelegt, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Beratungs-Profis sowie das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN begleiten die Gemeinden und erarbeiten ein passgenaues Energieprogramm in Form einer gemeinsam erstellten Maßnahmen- und Prioritätenliste. Bernd-Christoph Matern 

Evangelische Kirchenleitung appelliert an Gemeinden und Mitglieder

In ihrem Schreiben an die Kirchengemeinden weist die Kirchenverwaltung zugleich darauf hin, dass Gemeinden Menschen verstärkt in den Blick nehmen sollen, die durch die dramatisch gestiegenen Energiepreise besonders betroffen sind. So könnten kirchliche Räume beispielsweise auch als Wärmestuben dienen. Gleichzeitig wurde ein umfangreiches Informationspaket entwickelt, das im Internet abrufbar ist unter www.ekhn.de/energiesparen.

LichterkircheAltendiez151219 becrima Die kirchlichen Sparmaßnahmen lehnen sich für Verwaltungsgebäude und Gemeindehäuser an die jüngsten Verordnungen des Bundes an. So sollen beispielsweise Flure in evangelischen Bauten kalt und Büros künftig nicht über 19 Grad geheizt werden. Auch die Fassadenbeleuchtungen sollen ausgeschaltet bleiben. Bei Kirchen, die bereits nach bisher geltenden hessen-nassauischen Richtlinien in der Woche nicht über sieben und zum Gottesdienst nicht über 15 Grad aufgeheizt werden sollen, gibt es dagegen keine neuen Heiz-Vorschriften. Das Papier regt zugleich an, im Winter zu Gottesdiensten gegebenenfalls in Gemeindesäle oder auch ins Freie auszuweichen. Auch verkürzte oder digitale Feiern sowie die Nutzung von Sitzkissen und Decken werden vorgeschlagen.

Eindringliche Bitte zum Sparen in Gemeinden 

Nach Worten des Leiters der EKHN-Kirchenverwaltung, Heinz-Thomas Striegler, befänden sich „Deutschland und weitere europäische Länder infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in einem Ausnahmezustand im Hinblick auf die Energie- und Gasversorgung“. Er bitte mit der Kirchenleitung „eindringlich darum, dass alle verantwortlichen Entscheidungsorgane, Kirchenvorstände sowie sonstige Leitungsorgane“ sich in ihren Sitzungen mit den Empfehlungen auseinandersetzen, um den bestehenden Herausforderungen verantwortlich begegnen zu können. Hintergrund: Evangelisch Kirchengemeinden sind organisatorisch eigene Körperschaften und treffen ihre Entscheidungen weitgehend eigenverantwortlich. (vr)

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Seit 1. September heißt es Stop für die Außenbeleuchtung von Kirchen, das gilt für die normalerweise angestrahlten Gotteshäuser in Diez wie in Dausenau. Im Dekanat Nassauer Land sorgen die Kirchengemeinden auf vielseitige Weise dafür, Energie zu sparen, etwa durch Solaranlagen auf dem Gemeindehaus-Dach oder de Austausch von Lampen in den gemeideeigenen Räumen. In den kommenden Monaten wollen einige Kirchenvorstände die Gottesdienste von der Kirche ins Gemeindehaus oder auch ins Freie verlegen. Fotos: Matern

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Eppenroder Jugendliche von Luther ausgezeichnet

Preisverleihung: Konfis produzieren bei evangelischer Jubiläums-Rallye in Worms die besten Clips

EPPENROD/RHEIN-LAHN. (14. Januar 2022) Ein bisschen stolz waren Jacob und Leon aus Eppenrod schon, als ihnen Martin Luther in der evangelischen Kirche eine Siegurkunde nebst 120 Euro überreichte. Die beiden Konfis hatten an einem Wettbewerb teilgenommen, der sie im Oktober vergangenen Jahres nach Worms führte. Dort wurde 2021 an Luthers standhaften Auftritt vor dem Reichstag vor 500 Jahren erinnert. Etwa 300 Konfirmanden und Konfirmandinnen beteiligten sich an einem extra dafür von der Evangelischen Jugend in der Propstei entwickelten „Actionbound“, einem digitalen Stationenspiel für Smartphones. Die Eppenroder siegten mit der höchsten Punktzahl.

Für die Gewinnübergabe in Eppenrod hatte sich zwar nur ein Mitarbeiter der evangelischen Jugend ins Kostüm geworfen; bei den Orten in Worms, die von den drei Jugendlichen im Oktober für die „Challenge“ aufgesucht wurden, handelt es sich dagegen um Original-Schauplätze, die auch Luther kannte und die an den folgenreichen Auftritt des Reformators mit dem berühmten Satz „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ erinnern. „Das hat echt Spaß gemacht“, berichtet Jacob vom herbstlichen Ausflug in die rheinhessische Stadt. An den Stationen, die etwa von Mut, Gnade, Angst, Freiheit, Glaube und Vertrauen handeln, hielten sie die Kamera auf sich und luden ihre Beiträge hoch, nichtsahnend, dass sie bei der Jury so gut ankommen würden. Neben Lustigem in den großen Fußstapfen Luthers, gab es auch Nachdenkliches mit einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof; dazu fiel den Eppenrodern ein, dass es auch in der Esterau eine jüdische Gemeinde und eine Synagoge gab. Und natürlich entdeckten sie in der geschichtsträchtigen Stadt beim Lösen der Aufgaben auch Wissenswertes rund um den Reichstag.

„Wir waren echt begeistert, welch kreative Beiträge da alle Konfi-Gruppen produziert haben“, lobte Projekt-Koordinatorin Patricia Meurer die Beiträge zu dem unterhaltsamen Wettbewerb, mit dem unter dem Motto „Anknüpfen an Luther 20|21“ eine Brücke von den Ereignissen im Jahr 1521 ins Heute der Jugendlichen geschlagen wurde. Die Stationen informieren über die reformatorischen Gedanken und deren Wirken bis heute, machen deutlich, dass Ängste und Selbstzweifel genauso zum Glauben gehören wie die Erkenntnis ein von Gott geliebter Mensch zu sein, egal was andere meinen; und die Orte zeigen unter anderem, wie wertvoll es ist, eine eigene Meinung zu haben und sie frei äußern zu können. „Ursprünglich war ja ein großer Veranstaltungstag für die Jugend in Worms geplant“, sagt Meurer, Corona habe dann die digitale Alternative geboren; zwischen Pfingsten und Oktober konnten in Worms die Aufgaben erfüllt werden. Der Actionbound, der zu sieben Standorten in Worms führt, soll übrigens über das Jubiläumsjahr hinaus erhalten bleiben. Interessierte Kirchengemeinden können so auch weiterhin für einen spannenden Ausflug ins historische Worms sorgen. „Nur Preise in Form von Schokolade und Geld gibt's dann von uns nicht mehr“, schmunzelte Meurer und war dankbar für die unterschiedlichen Sponsoren, die das ermöglicht hatten.

Neben Urkunde und Preisgeld, mit dem sich die Eppenroder Gruppe etwas Schönes gönnen sollen, überreichten Conny Habermehl und Wiebke Heß dem Sieger-Team noch ein Tagesticket für den nächsten Jugendkirchentag. Der ist für den 16. bis 19. Juni 2022 in Gernsheim am Rhein geplant. „Da könnt ihr sicher mindestens ebenso viel Spaß haben wie in Worms“, sagte Projektleiterin Habermehl, die bis dahin auf weniger einschränkende Corona-Auflagen hofft. „Wir werden auf alle Fälle wieder eine Gruppenfahrt dahin anbieten“, versprachen die Jugendreferenten des Dekanats Nassauer Land Andreas Kleemann und Torsten Knüppel.

Den zweiten (100 Euro) und dritten Preis (90 Euro) erhielten die Konfigruppen der Auferstehungs- und Emmausgemeinde Mainz und aus Ingelheim-Heidesheim. Ein zweiter Preis (80 Euro) in der Kategorie Teilgruppen ging an die Konfis aus Nassau. Bernd-Christoph Matern

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Eine Extra-Überraschung zu Weihnachten gab's für die Konfis der evangelischen Kirchengemeinde Eppenrod, die den ersten Platz bei einem landesweiten Stationenspiel in Worms gewonnen hatten. Martin Luther höchstpersönlich überreichte Urkunde und Preisgeld. Dazu gab es Freikarten für den Jugendkirchentag der Landeskirche. Verantwortliche der Evangelischen Jugend in der Propstei Rheinhessen und Nassauer Land gratulierten zu den kreativen digitalen Wettbewerbsbeiträgen. Foto: Matern

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Erfolgreiche Sanierung der Braubacher Barbarakirche

Evangelische Kirchengemeinde bietet am 4. und 5. September Ausstellung, Führungen, Konzert und Gottesdienst

zBK230621Holzbalken becrimaBRAUBACH/RHEIN-LAHN. (27. August 2021) Es war im Jahr 2015, als Regennässe zeigte, dass das Dach der um 1265 gebauten Braubacher Barbarakirche reparaturbedürftig ist. Dabei blieb es nicht. Der gesamte Dachstuhl von Kirche und Turm und schließlich das ganze Mauerwerk des Glockenturms sorgten für eine Mammut-Sanierung. Jetzt ist sie abgeschlossen. Die Turmmauer ist neu verfestigt und mit einem Grundputz versehen, der Dachstuhl stabilisiert und das Dach neu verschiefert. Das feiert die Kirchengemeinde mit einem Festwochenende am Samstag, 4. und Sonntag, 5. September mit Führungen, dem Konzert einer Brass-Formation des Landespolizeiorchesters und einem Gottesdienst.

Ein dicker Aktenordner ist entstanden, in dem Heinz Vickus die Baugeschichte der Barbarakirche dokumentiert hat. Der Kirchenvorsteher ist nicht nur mit der Historie von Stadt und Gotteshaus bestens vertraut; er begleitete auch die aufwändige Sanierung der Barbarakirche, die 2016 mit dem Einrüsten des Turms für alle Passanten der viel befahrenen Bundesstraße 42 gut sichtbar begann. Damit sollte damals verhindert werden, dass herunterfallende Steine Passanten gefährden.

zBK230621SchiffNeuerGlanz becrima Der Reparaturbedarf des undichten Daches hatte den Blick auf noch weitaus größere Schäden geöffnet. Die Bauabteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ließ das Gebälk darunter gründlich untersuchen und auch die Mauern des Turms, deren Fugen so ausgewaschen waren, dass sich Steine lösten. Zunächst mussten die Einbauten im Dach zurückgebaut werden, um die ursprüngliche Dachkonstruktion und das Ausmaß der Schäden sichtbar zu machen. „Das Dachwerk stammt aus dem 13. Jahrhundert und gehört damit zu den ältesten Dachstühlen in ganz Deutschland“, erzählt Vickus. So offenbarten sich an den Deckenbalken im Bereich der Auflager große Schäden: Feuchtigkeit hatte dort für Fäulnis gesorgt.

Ursprünglich waren die Deckenbalken nur mit Holzbrettern belegt. Im frühen Barock, wahrscheinlich um 1581 mit dem Einbau der Emporen, wurde die Balkendecke mit Lehmwickel verschlossen, erklärt Vickus. „Für die Statik damals wie heute eine Herausforderung.“ Wie der Dachstuhl mit aufwändigen und anspruchsvollen Zimmermannsarbeiten stabilisiert wurde, ist einen Blick wert, der an dem Festwochenende unter Corona-konformen Bedingungen ermöglicht wird.

Neue Erkenntnisse

Historie-Kenner Vickus weist noch auf eine andere neue Erkenntnis hin, die die Gutachter im Zuge der Untersuchungen neben den Schäden zutage förderten. „Vor der bauhistorischen Untersuchung war Forschungsstand, dass die Kirche an die Stadtmauer gebaut wurde“. Man ging davon aus, dass dieser Teil der Stadtmauer wahrscheinlich nach Erhalt der Stadtrechte, also 1276, entstanden ist. Der Nordwestturm habe dabei als Glockenturm der neuen Stadtkirche gedient. Vickus: „Dieser Sachverhalt lässt sich nach den neuen Untersuchungen von 2016, 2018 und 2019 nicht bestätigen“. Die verwendeten Hölzer bewiesen vielmehr, dass der Turm 100 Jahre nach Verleihung der Stadtrechte und 120 Jahre nach dem Kirchenschiff entstanden sei. „Die neue Kirche St. Barbara wurde nicht an die Stadtmauer angebaut, sondern die bereits vorhandene Kirche wurde bei der Erweiterung der Stadtmauer in deren Verlauf eingebunden.“

Der fürs Stadtbild charakteristische Turm hatte zunächst wohl ein einfaches Dach, erklärt Vickus weiter; erst 1688 erhielt er die Welsche Haube mit vier Gauben, quadratischer Laterne und dem aufgesetzten Spitzhelm. Das Turmdach beherbergte auch die Glockenstube. Wer auf einer Bank am Fenster im Turmzimmer des dritten Obergeschosses Platz nimmt, kommt sich fast wie auf der Marksburg vor, mit dem der Kirchturm ein Ensemble bildet. Im Turmverlies im Erdgeschoss ist heute eine Teeküche eingerichtet. Die darüber liegenden Turmräume werden für Gemeindearbeit genutzt.

Nistplätze für Mauersegler

zBK230621TurmlochSegler becrima Neben Sachverständigen, Gutachtern, Bauhistorikern, Statikern und Denkmalschützern, die das Bauwerk Balken für Balken und Stein für Stein in Augenschein nahmen, waren auch Naturschützer in die Großsanierung eingebunden. Das ist nicht zuletzt dem Mauersegler zu verdanken, der die Turmlöcher als Nistplatz nutzt. In den Löchern befanden sich einst runde Holzbalken für den Glockenturm. Wo das Holz verwitterte, entstanden die Löcher. Damit den Vögeln der Flug ins vertraute Heim nicht verwehrt blieb, wurden während der Sanierung im Turmgerüst entsprechende Nistmöglichkeiten angebracht. Der Kirchengemeinde brachte das einmal mehr eine Auszeichnung des Naturschutzbundes Deutschland ein, der die Barbarakirche als ein schwalbenfreundliches Haus ausweist.

Über Abbruch nachgedacht

Weil die Barbarakirche zu klein wurde, begann die Gemeinde 1898 mit dem Bau der Markuskirche. Nach deren Fertigstellung 1901 sollte die Barbarakirche zum Gemeindehaus umgebaut werden, doch es fehlte das nötige Geld, sogar über einen Abbruch wurde nachgedacht. In der Folgezeit wurde das Gotteshaus unterschiedlich genutzt, 1920 bis 1922 an den Turnverein Braubach vermietet, 1923 an die Stadt Braubach als Lagerraum. Erst 1928 wurde sie zu einem Gemeindesaal umgebaut und seitdem wieder von der Kirchengemeinde genutzt. Die jetzige Sanierung beläuft sich auf Kosten von etwa zwei Millionen Euro. Wer die Sanierung unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden: 

Evangelische Kirchengemeinde Braubach, DE51 5709 2800 0200 1318 00, Verwendungszweck: Sanierung Barbarakirche

 

Führungen und Brass-Konzert des Landepolizeiorchester

LandespolizeiorchesterMIB2015 04092021Am Samstag, 4. September, ist die renovierte Barbarakirche von 13 bis 16 Uhr für eine Ausstellung und Führungen geöffnet. Um 18 Uhr gibt es in den Rheinanlagen dann ein Konzert von „Men in Blue“, der Brass-Band des Landespolizeiorchester Rheinland-Pfalz in den Rheinanlagen; Einlass ist ab 17.15 Uhr. Am Sonntag, 5. September steht um 10 Uhr ein Festgottesdienst zur Einführung des neuen Kirchenvorstandes mit Ehrungen in der Martinskirche auf dem Programm, um eine Anmeldung wird gebeten. Von 14 bis 18 Uhr werden dann wieder Führungen in der Barbarakirche angeboten. Bernd-Christoph Matern

 

 

 

Zu den Fotos:
„Hereinspaziert!“ Gemeindepfarrer Martin Stock (rechts) und Kirchenvorstand Heinz Vickus freuen sich über die gelungene Sanierung der evangelischen Barbarakirche in Braubach und laden zum Festwochenende mit Führungen ein(Foto oben). Zimmermannsarbeit vom Feinsten zeigt sich nach der Sanierung. Auch die Decke des Kirchenschiffs zeigt sich in neuem Glanz. Die Turmlöcher, entstanden durch verfaulte rundes Tragehölzer, werden von Mauerseglern zum Nisten genutzt werden. Fotos: Matern

Die Brass-Band „Men in blue“ des Landespolizeiorchesters gibt am Samstag ein Konzert in den Rheinanlagen. Foto: LPO