
Evangelischer Kirchenchor Miehlen feiert 100-jähriges Bestehen
Mit Festgottesdienst, Empfang und Buch erinnern Miehlener Chormitglieder an Grund ihrer Gründung

MIEHLEN. (6. Mai 2022) Mit einem Festgottesdienst und einem Empfang erinnert der evangelische Kirchenchor Miehlen am Sonntag, 15. Mai um 14 Uhr an seine Gründung vor 100 Jahren.„Seinen ersten Auftritt hatte der Chor bereits im Advent 1921“, erzählt der heutige Chorleiter Bernd-Christoph Matern. Aber die Gründungsversammlung, um Mitglied im „Verband evangelischer Kirchengesangvereine im Konsistorialbezirk Wiesbaden“ werden zu können, war erst am 27. Februar 1922. „Insofern liegen wir mit der aufgrund von Corona um ein Jahr verschobenen Jubiläumsfeier gar nicht so verkehrt“, so Matern.
Er ist nach Georg Hahn und Pfarrer Wilhelm Matern der bislang erst 3. Dirigent der munteren Sängerschar, auf die in der Mühlbachgemeinde stets Verlass ist. Vorsitzende waren David Groß. August Rörig, Wilhelm Schmidt. Herbert Plewe sowie seit 1986 bis heute Gaby Bindczeck und Ulrich Groß. „So geht das aus den Annalen hervor“, erklärt der Chorleiter, der sich mit dem gesamten Chor riesig auf die Feier freut. Jede Generation tue immer so, als hätte es vor ihr nichts gegeben, komme es ihm manchmal vor, wenn man spektakuläre Schlagzeilen, Superlative und Hysterie in sozialen Netzwerken verfolge. „Das ist Blödsinn. Im Gegenteil: Die
Herausforderungen und die Freuden des Lebens bleiben immer dieselben.“ Der Chor habe den Zweiten Weltkrieg überdauert und ebenso Jahre, in denen es nicht genügend Sänger gab. Die zugegeben zwei entbehrungsreichen Corona-Jahre seien sicher nicht die ärgsten in der Geschichte des Chores gewesen, so schmerzlich sie waren. Singen im Kirchenchor befreie, gerade von der Angst vor der Zukunft als auch von der modernen Sucht, etwas Besonderes sein zu wollen, weil in einem Chor „jeder und jede mit seiner und ihrer Stimme etwas Besonderes ist“. Das Singen im Kirchenchor schenke wie vor 100 Jahren Trost, Hoffnung und Freude. „Das ist und bleibt unser Auftrag: den Menschen von der froh machenden Botschaft des Evangeliums zu singen.“
Die Aufzeichnungen über die ersten 40 Jahre des Chores sind dürftig. In einem kleinen Schulheft hat der damalige Gemeindepfarrer von Lengerke einige Fakten über Satzung und Mitglieder der Nachwelt erhalten. In Bild und Text ausführlicher hat sein Nachfolger Dekan i. R. Wilhelm Matern die Geschichte dann aufgezeichnet. Dieser hat als Chorleiter den Kirchenchor nach einer Zwangspause mangels Aktiven 1959 aus seinem „Dornröschenschlaf“ wach geküsst. In einem 200 Seiten starken Buch, das der aktuelle Chorleiter zusammengestellt hat, soll die 100-jährige Geschichte in Wort und Bild dokumentiert werden.
Freilich hätten sich die Formen des Singens in den vergangen Jahrzehnten geändert. „In den 1960-er Jahren war so eine Chorprobe ja eine seltene Möglichkeit, aus dem Alltagsgrau auszubrechen und sich mit Gleichgesinnten zu treffen. Heute können sich – zumindest mobile – sangesfreudige Menschen aussuchen, in welchem Chor sie singen möchten.“ Gesangswettbewerbe seien die Sache des Kirchenchores nicht, singende Verkündigung dagegen sehr. Und das beschränkte sich in den vergangenen 60 Jahren nicht nur auf die eigene Kirche und Gemeinde. Ehrenamtstag in Diez, die Bundesgartenschau in Koblenz sowie ein Chortreffen der Heimatzeitung 2001 zählen dazu; auch Andachten auf Rastplätzen während den Vier-Tagesfahrten, die zuletzt der derzeitige Gemeindepfarrer und Mitsänger Michael Wallau gestaltete.
Bis zur Corona-Pandemie 2020 hat sich der Chor etwa 100 Mal im Jahr getroffen. Neben Proben und neun Feiertagen, die der Chor in der Kirche begleitet, gehören dazu noch viele andere Anlässe. Seit 1967 etwa das Singen im Nastättener Krankenhaus und dem Seniorenheim Paulinenstift sowie Jubiläen in der Gemeinde und der Oktobermarkt. Hinzu kommen Beerdigungen, runde Geburtstage und Ehe-Jubiläen von Chormitgliedern und deren Angehörigen und Termine, mit denen das Miteinander der Kirchenchorfamilie gestärkt wird wie Schnitzelessen, Ausflüge oder die alljährliche Wanderung, die schon für 1923 belegt ist. 37 Sängerinnen und Sänger unterzeichneten die Gründungs-Statuten, 47 Aktive gab es im Jubiläumsjahr 1996 und 35 sind es zur 100-Jahr-Feier.
Aller Tradition zum Trotz: „Für uns als Kirchenchor ist nicht entscheidend, wie lange es uns schon gibt, sondern warum wir singen“, so Chorleiter Matern. „Wir wollen auch künftig das Licht in die Welt tragen, das mit Jesus Christus an Weihnachten geboren wurde und an Karfreitag all unsere Last am Kreuz für uns getragen hat.“ Davon soll auch der Festgottesdienst am 15. Mai, dem Sonntag Kantate, handeln, den der Chor einschließlich der Predigt singend gestaltet.
Besucher werden gebeten, während des Gottesdienstes einen Mund-Nasenschutz zu tragen.
Zu den Fotos:
Der evangelische Kirchenchor Miehlen freut sich auf seine 100-Jahr-Feier mit musikalischem Gottesdienst und Empfang am Sonntag Kantate, 15 Mai um 14 Uhr. Fotos: Nobert Schmiedel / Elisabeth Hofmann / Thorsten Stötzer / Matern

Kirchenchor singt und bildet sich an der Nordsee
Gute Laune, Gesang und Gemeinschaft bestimmen Vier-Tage-Fahrt der großen Chorfamilie aus Miehlen
MIEHLEN/RHEIN-LAHN. (4. Juni 2024) Die Warteliste an Interessenten war noch lang, als der evangelische Kirchenchor Miehlen zu seiner diesjährigen Vier-Tage-Fahrt nach Jever startete. Warum ist verständlich, denn die große Chorfamilie erlebte wieder Unterhaltsames, Neues und eine froh machende Gemeinschaft. Die ersten Lieder von aktiven und inaktiven Mitgliedern wurden bereits während der Fahrt gen Norden im voll besetzten Bus angestimmt, die mit einem Wort und einem Witz in den Tag starteten.
Zur ersten Rast gab es vom routiniert agierenden „Bord-Service“ neben Fleischwurst-Brötchen und Sektfrühstück eine kleine Andacht mit stärkenden Worten von Lothar Bindczeck und frohen Chorsätzen der mitgereisten Sängerinnen und Sänger. Sehr bildungsreich ging es nicht nur unterwegs zu, als Vorsitzende Gaby Bindczeck die Herkunft von Redensarten in Erinnerung rief. Eine Schifffahrt ins Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer machte mit dessen Fischbeständen und Krebsen zum Anfassen vertraut inklusive dem Blick auf Sandbänke mit Seehunden. Eine Bus-Rundfahrt über die Fehnroute nach Emden, Greetsiel und Neuharlingersiel gehörten ebenso zum Programm wie die eindrucksvolle Besichtigung der Meyer-Werft in Papenburg, wo seit Jahrzehnten die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt gebaut werden. Statt einer Brauerei-Besichtigung stand in Jever selbst eine Tee-Verkostung an, sind die Friesen doch auch für ihren Tee-Konsum bekannt.
Neben Wissenswertem und spontanem Gotteslob auf Straßen und in Kirchen kamen Gemeinschaft und gute Laune nicht zu kurz. So gab es beim Bunten Abend im schicken Schützenhof, wo die Gruppe logierte, eine köstliche Hutparade zu Ehren des Dirigenten zu erleben mit fantasievollen Kopfbedeckungen vom Feinsten. Christa Schwarz rief mit ihrer Krebbelzeitung Pointen und Pannen lange zurückliegender Reisen ins Gedächtnis, und ein Quiz forderte an den Tischen Wissen um modern umschriebene Märchentitel. Applaus gab es für die fast 20 Sängerinnen und Sänger des Chores, die unter anderem den Inaktiven ihr neu einstudiertes Lied „Musik begleitet unser Leben“ schwungvoll präsentierten. Zur Sonntagsandacht im Biergarten am Abreisetag durften der Dank für das Erlebte und Gedanken an die von Starkregen im Süden des Landes betroffenen Menschen nicht fehlen.
Wer auf der Warteliste stand, hat vielleicht im kommenden Jahr mehr Glück, noch einen der begehrten Reise-Plätze zu bekommen, wenn es dann ins Elsass geht. (becrima)
Zu den Fotos:
Ob Andacht mit Chorgesang auf einem Rastplatz oder Hutparade beim Bunten Abend im Hotel – die Vier-Tage-Fahrt des evangelischen Kirchenchores Miehlen nach Friesland sorgte für frohen Mut und viel Gemeinschaft. Fotos: klama