
Herzlicher Empfang für Kinder in neuer Heimat Hömberg
Evangelischer Verein für Innere Mission eröffnet Wohngruppe im ehemaligen Landhaus
HÖMBERG/RHEIN-LAHN. (5. Dezember 2019) Die Jugendhilfe des Evangelischen Vereins für Innere Mission (EVIM) hat in Hömberg eine Wohngruppe für sieben Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren eröffnet. In dem ehemaligen Landhaus wurden Kinder, Betreuer und Träger von Vertretern der Orts- und der Kirchengemeinde sowie Hömberger Einwohnern herzlich empfangen.
EVIM-Regionalleiter Tobias Emmel freute sich zusammen mit Bettina Staudt, Leiterin des achtköpfigen Teams des Hauses, über den regen Besuch, den der Tag der offenen Tür auslöste und die positiven Reaktionen. „Die Kinder sollen hier Heimat finden und ein neues Zuhause, das ländliche Leben genießen“, sagte Emmel zur Eröffnung der Wohngruppe. Beheimatung, Integration und Partizipation seien feste Bestandteile und Grundlagen, die anvertrauten Kinder mit ihren schwierigen Biografien zu stärken, zu fordern und zu fördern. Emmel betonte den tierpädagogischen Ansatz zur Begleitung der Kinder in die Selbständigkeit: „Der Umgang mit Tieren gestattet einen einzigartigen und besonderen Zugang zurück in ein ausgewogenes und positives Erleben von Beziehung“, so Emmel. Die Scheune bietet Platz für die Tiere. Frei nach dem afrikanischen Sprichwort „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“ seien alle eingeladen, diese Aufgabe anzugehen.
Da rannte er bei Ortsbürgermeister Dietmar Roßtäuscher offene Türen ein. Selbst zwölf Jahr in einem Kinderheim aufgewachsen wisse er, wie wichtig Anerkennung und Integration für die Kinder ist. „Wir sind froh über alle jungen Leute in unserer Gemeinde“, so der Ortschef, der die Unterstützung der Ortsgemeinde für die Wohngruppe anbot, und auch die Vereine könnten Nachwuchs gut gebrauchen. Über die eindeutige positive Dynamik, die die Standort-Suche in der Gemeinde entwickelt hat, nachdem es zunächst auch skeptische Stimmen gab, freute sich ebenso Nachbarin und Gemeinderatsmitglied Stefanie Legde, die neben Salz und Brot einen ganz praktischen Gutschein zum Kennenlernen und zur Integration mitbrachte: einen winterlichen Gang durch Hömberg mit einem Esel, um den Ort mit Kinderaugen wahrzunehmen, und für ein gemeinsames Wintergrillen. „Ich bin richtig froh, dass ihr hier gelandet seid“, so Legde.
Dem schloss sich der Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Hömberg/Zimmerschied an. „Siehe ich mache alles neu! Freut euch und jubelt über das, was jetzt entsteht!“, zitierte Pfarrer Markus Fehlhaber aus der Bibel; dem sei mit eigenen Worten nichts hinzuzufügen, sagte der Theologe und bat um den Segen für alle im Haus lebenden und arbeitenden Menschen und das Miteinander in der ganzen Gemeinde. Zu den Gästen, die sich den guten Wünschen anschlossen, gehörten auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau Uwe Bruchhäuser, Landrat Frank Puchtler und Vorbesitzerin Ursel Lichius. Die hatte eigens ein Türschild aus Holz mitgebracht für die neue Funktion des Hauses, das einmal Feriengäste beherbergte. „Heimat“ ist darauf zu lesen mit einem Regenbogen und großen langen Sonnenstrahlen, die den kleinen und großen Menschen darunter in Hömberg scheinen sollen.
Im Jahr 2017 war EVIM auf das Landhaus Lichius in Hömberg aufmerksam geworden und bereitete den Erwerb der Immobilie vor. Im Mai 2019 wurden die Ferienwohnungen zurückgebaut, saniert, das Elternhaus der Familie Lichius renoviert und mit dem einstigen Apartmenthaus verbunden. So entstanden über die beiden Gebäude verteilt mehrere großzügige Zimmer. Dazu zählen die sieben Zimmer, damit jedes Kind einen Rückzugsort hat, sowie Gemeinschafts-, Funktions- und Büroräume. Bernd-Christoph Matern
Tradition in Sachen Jugendhilfe
Hömberg ist in Sachen Jugendhilfe ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Denn dort gründeten im Jahr 1850 der evangelische Kaplan Buchardi und Dorflehrer Reichard ein „Rettungshaus für streunende Buben“, aus dem sich die heutige Stiftung Scheuern entwickelte. Inspiriert wurden sie dazu von Johann Hinrich Wichern (1808-1881), dem Gründer des „Rauhen Hauses“ in Hamburg. Die EVIM-Jugendhilfe gibt es seit 1853 auf Initiative des Wiesbadener Pfarrers Ludwig Wilhelm Eibach.
Heute betreuen in 70 Einrichtungen der EVIM-Jugendhilfe etwa 400 Mitarbeitende mehr als 700 Kinder und Jugendliche in über 70 Betreuungseinrichtungen. Seit 1993 ist die Jugendhilfe im Rhein-Lahn-Kreis in Form einer Wohngruppe in Hahnstätten tätig. 2009 kamen die ambulanten Hilfen in Katzenelnbogen, 2013 die Wohngruppe Patersberg und 2015 die Flexible Wohngruppe in Katzenelnbogen hinzu.
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Nicht nur mit einem Türschild „Heimat“ wurde die neue Wohngruppe für Kinder der EVIM-Jugendhilfe in Hömberg begrüßt, sondern auch mit ganz viel Herzlichkeit, die Vertreter der Orts- und der Kirchengemeinde zum Ausdruck brachten. Foto: Matern

EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung: Fragen und Klagen an Gott zurückgeben
DARMSTADT/RHEIN-LAHN. (24. November 2019) Anlässlich des diesjährigen Ewigkeitssonntags hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung an die tröstende Kraft des christlichen Glaubens erinnert. Demnach seien Menschen auch nach dem Tod bei Gott geborgen, sagte er in Darmstadt. „Diese Hoffnung nimmt die Härte des Abschieds nicht einfach weg“, so Jung weiter. Wer einen Menschen verabschieden müsse, erlebe tiefen Schmerz. Nicht selten bleibe „nach dem Tod auch ein großes Warum, auf das es keine Antwort gibt“. Jung: „Aber diese Frage deutet immerhin auf Gott, dem man sie stellen kann. Die ungelösten Fragen an Gott richten und Gott bitten, dass alles gut werden möge, kann wirklich trösten. Manche Fragen und manche Klagen an Gott zurückgeben zu können, macht außerdem frei, sich neu dem Leben zuzuwenden“.
Dies gilt nach Worten Jungs nicht nur für Menschen, die durch „das dunkle Tal der Trauer und der Tränen gehen“. Jung: „Gottes Kraft ist für die ganze Welt da. Das ist gerade heute wichtig, wo die Sorgen um die Erde so groß geworden sind“. Angesichts der ökologischen Herausforderungen wie dem Klimawandel und politischer Entwicklungen wie etwa zunehmendem Unfrieden in der Gesellschaft gäben viele Menschen nicht mehr viel auf die Zukunft. Denen, die die Hoffnung verloren hätten, träten die Erzählungen der Bibel entgegen. Jung: „Die Hoffnungsbilder der Bibel besagen: Gott lässt seine Menschen und seine Welt nicht los. Gottes Schöpferkraft reicht über den Tod und über diese Welt hinaus. Gott ist ein Gott des Lebens. Darum kommt es auch darauf an, wie die Menschheit hier und jetzt damit umgeht – mit jedem Menschenleben, mit allem Leben auf der Erde. Die Hoffnung verbindet mit Gott. Und Gott legt uns ans Herz, was er schenkt: das Leben und eine wunderbare Welt.“
Jung machte auch auf eine besondere Aktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zum Thema Tod aufmerksam. An vielen kirchlichen Gebäuden wiesen derzeit große Banner oder Plakate auf die Initiative „Trauer mit mir“ hin. Sie wolle anregen, sich stärker auch mit Trauernden zu beschäftigen. So brauchten Trauernde vor allem Zeit und einen aufmerksamen Blick. Gut gemeinte Ratschläge wie „Du solltest wieder mehr unter Menschen gehen“, hälfen nicht, so Jung. Oft könne dagegen eine offene Frage hilfreich sein wie: „Was kann ich für dich tun?“.
Mehr zur Aktion „Trauer mit mir“ finden Sie hier.