
Das Maß der Not ist entscheidend für die Hilfe
Ökumenischer Gottesdienst in Friedrichssegen bittet um Frieden in Nahost
FRIEDRICHSSEGEN/RHEIN-LAHN. (29. Juli 2024) Christen, Juden und Muslime feierten in Friedrichssegen gemeinsam einen Gottesdienst für Frieden in Palästina und Israel, der Region, der sich alle drei großen monotheistischen Weltreligionen in jeweils besonderer Weise verbunden fühlen. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes in der voll besetzen Friedenskirche standen dabei aber weder religiöse Debatten noch politische Denkmodelle, sondern vielmehr die Menschen, die nun mit Krieg und seinen Folgen leben müssen.
Eingangs zitierte die Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller angesichts kriegsbedingter Zerstörung der Lebensgrundlage der Menschen im Gazastreifen und anderer kriegsbetroffener Regionen weltweit Nikodemus Schnabel, den Prior der Dormitio-Abtei in Jerusalem: „Ich bin weder pro Israel noch pro Palästina. Ich bin pro Mensch.“ Damit war der gemeinsame Nenner aller Mitwirkenden des Gottesdienstes benannt: Christian Enke, katholischer Priester, ehemaliger Kaplan in Friedrichssegen und Mitglied einer christlichen Friedensorganisation, Rabbi
Stefan Tiwy von der liberalen jüdischen Gemeinde Köln, Wolfang Elias Dorr, jüdischer Vorbeter, Bassam Nader, christlicher Palästinenser, Filiz Achhammer, Muslimin und im Beirat für Menschen mit Migration in Lahnstein, Nataliia Melnyk, Geflüchtete aus der Ukraine, Brigitte Molter von der Diakonie Katastrophenhilfe. Sie alle stellten notleidende Erwachsene und Kinder ohne ausreichend Trinkwasser, Nahrung, Kleidung und Dach über dem Kopf in den Mittelpunkt. Molter schilderte eindrücklich die aktuelle Situation im Gazastreifen mit Bildern.
Die Achtung des Mitmenschen so Tiwy, wiege mehr als eventuell berechtigte Konflikte. Er zitierte aus Tora, den fünf Büchern Mose, und der Mischna, das sind zugehörige Lehrtexte im Judentum, zusammengefasst im sogenannten Babylonischen Talmud: Gott habe immer mitgelitten, wo seine eigenen Geschöpfe vernichtet wurden, ganz gleich, ob diese Menschen nach seinen Geboten lebten oder nicht. Dies zeige schon das Beispiel des Auszugs aus Ägypten, bei dem Gott angesichts der toten Ägypter und der geretteten Israeliten keinen Grund zum Feiern sah, denn sie alle seien seine Geschöpfe, nicht nur die Israeliten. Eine Argumentation, der sich auch Christen unter der von Jesus stark betonten Nächsten- und sogar Feindesliebe nicht verschließen könnten. Brigitte Molter fasste es so zusammen: „Das Maß der Not ist entscheidend, nicht Religion, Geschlecht oder Volkszugehörigkeit.“
So erbaten alle zusammen im Gebet den Mut, sich für notleidende Menschen in Kriegsgebieten zu engagieren und sich für die Hilfe und Wahrheit einzusetzen und gewaltlose Alternativen zu suchen. Meist, davon zeigten sich die Redner überzeugt, verlange letzteres viel Mut, das Auf-sich-Nehmen von unbequemen Einsichten und Umständen.
Organistin Hannelore Syre sowie das Ensemble Septime unter Leitung von Wassily Kotykov gaben hervorragend dem Friedensgottesdienst mit thematisch passenden Liedern einen würdigen Rahmen. Das ergreifende ukrainische „Tebe poem" (Gib Frieden) gehörte genauso dazu wie Friedenslieder aus dem englischsprachigen Raum wie „Imagine“ von John Lennon oder das weltberühmte „We are the world“ von Lionel Richie und Michael Jackson sowie das israelische „Hevenu Shalom aleichem“, zu Deutsch: „Wir wünschen Frieden Euch allen“. Manuela Nörtershäuser
Zu den Fotos:
„Pro Mensch“ heißt der gemeinsame Nenner, der die Mitwirkenden unterschiedlicher Religionen gemeinsam für den Frieden in Israel und Palästina beten ließ. Von links: Pfarrerin Antje Müller, der katholische Priester Christian Enke, Rabbi Stefan Tiwy, Wolfgang Elias Dorr als jüdischer Vorbeter, der christliche Palästinenser Bassam Nader, Sängerinnen und Sänger des Ensembles Septime sowie (von rechts) Organistin Hannelore Syre, Muslima Filiz Achhammer vom Beirat der Menschen mit Migrationshintergrund Lahnstein Brigitte Molter von der Diakonie Katastrophenhilfe und die Ukrainerin Nataliia Melnyk. Fotos: Manuela Nörtershäuser
Gemeinsame Fürbitte für den Mut zur gewaltlosen Lösungssuche, Hilfe und Wahrheit (von links): Wolfgang Elias Dorr, Bassam Nader, Nataliia Melnyk, Filiz Achhammer, Antje Müller und Christian Enke.
Brigitte Molter berichtete von der Not im Gazastreifen und der Abhilfe, die die Diakonie Katastrophenhilfe zu schaffen versucht. Dank gilt den Gästen des Gottesdienstes, die dafür 500 Euro in die Kollekte gaben.
Rabbi Stefan Tiwy begründet die humanitäre Hilfe anhand von Tora und Mischna im Talmud.



HAHNSTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (15. März 2022) Einen Gottesdienst über die Begegnung mit Menschen, die Zuflucht suchen, gibt es am Sonntag, 20. März um 10 Uhr in der evangelischen Kirche in Hahnstätten. Er wird unter dem Motto „Du sollst den Fremden lieben wie dich selbst...“ gestaltet von der Konfirmandengruppe der Kirchengemeinde und dem Flüchtlingspfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Uwe Rau, der in der Abschiebehaft in Ingelheim tätig ist.Im Vorfeld und als es noch keinen Krieg in der Ukraine gab, hatten sich die Jugendlichen mit der Situation von Flüchtlingen zusammen mit Rau auseinandergesetzt.
HAHNSTÄTTEN. (29. Dezember 2020) Seit Heilig Abend brennt in Hahnstätten ununterbrochen das Friedenslicht aus Bethlehem, das die evangelische Kirchengemeinde vom katholischen Pfadfinderstamm St. Christophorus aus Zollhaus bekommen hat. Nach der Christvesper ist es zum Treppenaufgang am evangelischen Pfarrhaus (Kirchgasse 23a) gewechselt, wo es noch bis zum 6. Januar, dem Dreikönigstag und Epiphanias-Fest als „Friedenslicht to go" empfangen und an einer eigenen mitgebrachten Kerze mitgenommen werden kann. Auch der Hahnstätter Nachtwächter Reiner Keitsch ließ es sich nicht nehmen, das Friedenslicht in seine Dienstlaterne aufzunehmen, um es persönlich an die Häuser seiner Mitmenschen zu bringen. 
RHEIN-LAHN. (27. Oktober 2025) „Gefährdete Zeugen“ ist die ökumenische Aktion Wanderfriedenskerze überschrieben, zu der in diesem Jahr wieder katholische Gemeinden im Rhein-Lahn-Kreis und das evangelische Dekanat Nassauer Land zu einem Friedenspilgern eingeladen hatten. Dabei ging es um Journalismus im Krieg und die Gefahren, die das für die Medienschaffenden bedeutet.