
Gebete und Blüten verbinden analog und digital rund um den Globus
Weltgebetstag: Evangelische und katholische Kirchengemeinden im Rhein-Lahn-Kreis nutzen viele Medien für traditionelle Feier
RHEIN-LAHN. (8. März 2021) Am Wochenende hat der Weltgebetstag der Frauen trotz Corona-Pandemie wieder Menschen rund um den Globus miteinander verbunden. Die Liturgie der traditionellen Feier am ersten Freitag im März hatten in diesem Jahr Frauen aus dem Inselstaat Vanuatu gestaltet. Auch im Rhein-Lahn-Kreis feierten Frauen dabei mit und lernten Alltag und Lebensbedingungen der weiblichen Bevölkerung in dem Land zwischen Australien und den Fidschi-Inseln kennen. Ein aufgrund zahlreicher Blüten blühender Lichtblick in schwierigen Zeiten mit Millionen Covid-Toten auf der ganzen Welt.

Einige wenige Kirchengemeinden zwischen Diez, Lahnstein und Lorch am Rhein hatten zu einem realen Treffen in die Kirche zu einer Andacht eingeladen wie etwa in Singhofen (Foto rechts), wo Musik und Gesang vom Band kamen. Andere ökumenische Vorbereitungsteams nutzten moderne Technik und übertrugen eine Feier ins Internet, damit sich die Gemeindeglieder mit den Frauen weltweit und in Vanuatu verbunden fühlen konnten. So gab es etwa eine Liveübertragung aus der evangelischen Martinskirche in Bad Ems (Foto links), die von evangelischen und katholischen Christinnen vorbereitet worden war. Auch in Diez wurde eine Andacht ins Internet gestellt; die meisten digitalen Beiträge sind darüber
hinaus auch noch später abrufbar. In Nassau hatten evangelische und katholische Frauen einen Audiogottesdienst produziert, der seit Sonntag über die Homepage abzurufen ist.
Ein breites Echo fand mit oder ohne Übertragungen die Idee, den Weltgebetstag Corona-gerecht in einer Tüte den Menschen in die Haushalte zu bringen. Auf diese Weise kam die Feier beispielweise auch in Miehlen in die Wohnungen, um in privater Atmosphäre die Liturgie zu lesen und den Gottesdienst zu feiern, ohne sich der Gefahr auszusetzen, sich zu infizieren. In der Mühlbachgemeinde war dazu aufgerufen worden, zum Abschluss am offenen Fenster „Der Tag ist um“ anzustimmen. In den Materialien für zuhause befanden sich neben Informationen zu Land und Leuten, einer Spendentüte zur Unterstützung der Weltgebetstagsbewegung etwa Rezepte aus Vanuatu und andere kleine Überraschungen wie Blumensamen oder eine gebastelte Hibiskusblüte, der Nationalblume Vanuatus.
So paradiesisch Inseln, Tier- und Pflanzenwelt, Strände und türkisblaues Meer auch anmuten – die Menschen auf den Inseln im pazifischen Ozean sind ganz besonders stark vom Klimawandel betroffen und leiden unter Erdbeben und Stürmen, die das Land immer wieder treffen, zuletzt 2020 der Zyklon Harold. „Worauf bauen wir?“ war der Tag in diesem Jahr von den Frauen aus Vanuatu überschrieben. Da lautete analog, digital, in der Tüte und in allen Sprachen die Antwort gleich: „Mit Gott bestehen wir“. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Moderne Kamera- und Übertragungstechnik wurde in Bad Ems genutzt, damit möglichst viele Menschen den von katholischen und evangelischen Frauen übertragenen Gottesdienst an den heimischen Monitoren mit verfolgen konnten. In Singhofen war der Einrichdom zur Feier des Weltgebetstages geöffnet und liebevoll geschmückt. Fotos: Matern
Auch „weniger“ kann erfüllen
Gedanken zur nachösterlichen Zeit von Dekanin Renate Weigel
RHEIN-LAHN. (17. April 2020) Im Rhein-Lahn-Kreis wurde Ostern gefeiert, so wie noch nie zuvor. Die Kirchen werden für Gottesdienste auch weiterhin, mindestens bis zum 3. Mai geschlossen bleiben. Deshalb schreibt Dekanin Renate Weigel für diese Website auch weiterhin Andachten. Sie finden diese auch in einer gestalteten PDF-Datei am Ende des Beitrags, die Sie gerne ausdrucken und an Interessierte in Ihrer Umgebung in den Briefkasten einwerfen können. Heute geht es um ein Blick aufs vergangene Osterfest.
„Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ Psalm 118, 24
Ostern ist vorbei, und jetzt?
In den vergangenen Wochen haben wir im Versuch, die Krise zu bewältigen, sehr auf Ostern hingelebt. Das Fest sollte doch gefeiert werden! Viele haben beigetragen, was sie konnten und hatten. Ein bunter Strauß von Angeboten war aufgefächert.
Das ist nun getan. Wie geht es weiter?
In den sonst üblichen Gottesdiensten nach den großen Festen habe ich oft darunter gelitten, wenn gebetet wurde: „Jetzt ist Weihnachten/Ostern/Pfingsten vorbei, und wir haben dich, Gott, gar nicht richtig aufgenommen, gewürdigt, gefeiert, geliebt! Vergib uns!“ - Soll denn immer gleich schon wieder die Klage kommen?
Besser gefällt mir, was ich im Yoga gelernt habe: Wenn eine Bewegungsübung vollzogen ist, gibt es eine Zeit der Ruhe und des Loslassens, um nachzuspüren: Was hat die Bewegung im Körper ausgelöst?
Das will ich fragen: Wie war es denn, dieses andere Osterfest? Was hat es bewegt? Was trage ich noch in mir?
Wir hatten Kaiserwetter in diesen Tagen. Sonne satt, Wärme noch an den Abenden. Die Natur zeigte sich in praller Frühlingsschönheit. Ein Geschenk! Wie manche andere war ich oft draußen. Im Rucksack hatte ich Bibel und Gesangbuch dabei, habe Passions- und Ostertexte gelesen und gesungen. Bäume und Vögel waren meine Partner. Musik und Lieder haben eine stärkere Rolle gespielt als in vergangenen Jahren. Als wir die Osterchoräle am Ostersonntagmorgen auf den Straßen des Dorfes getönt, gespielt, gesungen haben, kam es zu Begegnungen, die sonst gar nicht möglich gewesen wären. Menschen haben sich gefreut, sich „Frohe Ostern“ zugerufen, sich bedankt.
Mir sind Familien im Freien aufgefallen. Kinder haben Osternester gesucht. Hatten auch andere mehr Muße zum Eierfärben, Kochen und Backen? Seit Jahrzehnten haben wir zum ersten Mal wieder Brennnesseln gesammelt und zubereitet. Eine Freundin erzählte mir von ihrer Grünen Soße mit 13 Unkräutern! Es war oft still. Es gab viel Zeit. In mir ist Dankbarkeit gewachsen.
Ich will nicht den Satz sagen „Alles ist gut.“ Weder über meinem noch über Ihrem Ostern. Aber ich will festhalten, was gut gewesen ist. Dazu gehört die Erfahrung: Auch „weniger“ kann erfüllen.
Und jetzt – gehen wir weiter. Es ist, wie es ist. Es wird sein, wie es sein wird. Was mache ich daraus? Jeder Tag ist ein Geschenk Gottes. Ich darf ihn mit ihm gehen. Es gibt zu tun; was ist es heute? Wer braucht mich? Ob mit oder ohne Krise, die Treue im Alltag ist alle Tage gefragt.
Wofür bin ich gut? Lass es mich sehen.
Wofür kann ich dankbar sein? Lass es mich merken.
Diese zur Andacht passenden Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch (EG) können Sie laut oder leise singen oder lesen:
EG 321 Nun danket alle Gott
EG 329 Bis hierher hat mich Gott gebracht
EG 432 Gott gab uns Atem
Hier können Sie die Andacht herunterladen.
Eine Andacht der Dekanin zum Osterfest selbst, auch als Video, finden Sie hier.
Foto: © becrima