
Silvester 2023: Des Jahres Last in Gottes Hände legen
Am Altjahresabend sich der persönlichen Schmerzen und Freuden bewusst werden
RHEIN-LAHN. (30. Dezember 2023) Die oben stehenden Anfangszeilen des Liedes von Eleonore Fürstin Reuß mögen an Silvester in manchem Gottesdienst im Dekanat zum Jahresabschluss erklingen. Sie zeugen davon, dass sich Christinnen und Christen in all ihren Anfechtungen von Gott getragen wissen. Die Liederdichterin verarbeitete mit den Zeilen 1857 die Trauer um ihre verstorbene Freundin. Das Ende eines Jahres ist für viele Menschen ein guter Anlass, zurückzublicken und zwar vor allem auf das, was sie persönlich am meisten bewegte.
Die Medien widmen sich alljährlich den vermeintlich wichtigsten Themen in Deutschland und der Welt. Bildern und Berichten von Krieg, Katastrophen und spektakulären Ereignissen, die an 365 Tagen (oft sogar darüber hinaus) für immer neue Schlagzeilen sorgten, wird in großen TV-Rückblicken noch einmal Sendezeit gewidmet. Und dabei stellen sie doch nur einen kleinen Ausschnitt dessen dar, was es auf der Welt tatsächlich an Leiden, Nöten und auch Freuden gab. Und wo bleiben die privaten Schlagzeilen, die nicht in alle Welt hinausposaunt wurden, aber ein Jahr Lebenszeit bestimmten? Wie sieht der ganz persönliche Rückblick mit „Bildern, Menschen, Emotionen“ aus, die unser 2023 aus eigener Erfahrung und eigenen Begegnungen geprägt und bewegt haben?
Für persönliche Schicksalsschläge, die etwa die bekannte Lieddichterin zu ihren Zeilen animierten, bleibt in unserer schnelllebigen Medienwelt höchst selten genug Zeit geschweige denn, dass ihnen entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und dies, obwohl die Möglichkeiten dazu dank zunehmender Digitalisierung und „sozialer Netzwerke“ nie so groß waren wie heute. Wie kann es sein, dass laut einer Studie der Stiftung für Zukunftsfragen in einem der reichsten Länder der Erde 60 Prozent der Deutschen voller Angst aufs kommende Jahr blickt, fast doppelt so viele wie noch zehn Jahr zuvor? Hier finden Sie die Studie. Oder liegt das vielleicht nur an der steigenden Zahl von Medien, die Schreckensmeldungen potenzieren und die ihren Umsatz nun einmal aus der Gier nach schlechten statt nach guten Nachrichten generieren?
Empathie und Tiefe können zumindest in den oberflächlich oder extrem verdichtet geführten digitalen Dialogen und Diskussionen schon aus Zeitgründen nur auf der Strecke bleiben. Gut, dass sich Menschen mit ihren persönlichen Nöten an Pfarrpersonen wenden können, wenn ihre Fragen andernorts kein Gehör finden. Bezeichnend, dass auch die für den Rhein-Lahn-Kreis zuständige Telefonseelsorge in Koblenz immer gefragter ist. Gerade seit der Corona-Pandemie verzeichnet sie eine steigende Zahl von Anrufen. Seelisches Befinden, Einsamkeit und familiäre Beziehungen sind Hauptthemen in den anonymen und vertraulichen Seelsorge- und Beratungsgesprächen.
Als Eleonore von Reuß ihr Lied schrieb, gab es das alles noch nicht. Sie vertraute Freud und Schmerz „in Gottes treue Hände“ und schrieb weiter: „Und was dies Jahr umschlossen, was Gott der Herr nur weiß, die Tränen, die geflossen, die Wunden brennend heiß.“ Trotz allen sich rasant entwickelnden modernen Kommunikationsmöglichkeiten scheint der persönliche Austausch immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. Das Laute wird wahrgenommen, das Leise überhört. Zu allem und jedem kann man (muss es aber nicht) seine Meinung hinaus posaunen, so mehr oder auch gar nicht geistreich sie sein mag. Erregtes Poltern über Belanglosigkeiten erfährt oftmals mehr Aufmerksamkeit als die persönliche Not in der Nachbarschaft.
Ob mit oder ohne Feuerwerk: Das Ende des Jahres ist ein guter Zeitpunkt, noch einmal kurz oder länger innezuhalten und sich der schwierigen wie schönen Momente des persönlichen Lebens zu erinnern, denen des Schmerzes und denen des Glücks, um dann mit Zuversicht und im Gottvertrauen hoffnungsvoll nach vorn zu blicken. So kann das Jahr still zu Ende gehen und das Neue im Vertrauen im Sinne der Zeilen von Dietrich Bonhoeffer beginnen. Der trauerte nicht um eine Freundin, sondern hatte die eigene Hinrichtung vor Augen, als er dichtete:
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Rhein-Lahn ein getrostes, hoffnungsvolles und gesegnetes Jahr 2024!
Herzlichst Ihr Bernd-Christoph Matern
Sinfonisches Chorprojekt zum Mitsingen
Evangelische Kantorei St. Goarshausen studiert Lobgesang von Mendelssohn Bartholdy ein
RHEIN-LAHN. (27. Juni 2024) Ein neues Chorprojekt bietet der Chor der Evangelischen Kantorei St. Goarshausen an: den Lobgesang von Felix Mendelssohn Bartholdy, der auch als dessen 2. Sinfonie bezeichnet wird. Die erste Probe startet am Dienstag, 2. Juli um 19.30 Uhr in Nastätten; aufgeführt wird das Werk mit Orchester und Solisten am Sonntag, 10. November in St. Goarshausen.
„Mendelssohn Bartholdy schrieb dieses wunderbare und klangschöne Chorwerk als Auftragskomposition der Stadt Leipzig zur 400-Jahr-Feier der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Mainz“, erklärt Dekanatskantor Markus Ziegler, der Proben und Konzert leiten wird. „Die Komposition vereinigt den Chorgesang und solistische Arien mit Elementen einer Orchestersinfonie“, weckt er Lust aufs Mitsingen in diesem Projekt sowohl unter erfahrenen Chormitgliedern als auch solchen, die es noch werden möchten. Außerdem wird für das Konzert eine Humboldt-Kantate vorbereitet.
Die Aufführung des Lobgesangs von Mendelssohn Bartholdy erfolgt in einem Chor- und Orchesterkonzert am Sonntag, 10. November um 17 Uhr in der katholischen Kirche von St. Goarshausen. Es spielt das Orchester „Vogtland-Philharmonie Greiz/Reichenbach“; als Gesangssolist tritt unter anderen Bariton Falko Hönisch aus St. Goar auf.
Die Proben für das Chorprojekt „Mendelssohn“ finden immer dienstags abwechselnd in St. Goarshausen und Nastätten statt und starten am 2. Juli um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Nastätten; dort werden auch alle anderen Probentermine und Probenorte bekanntgegeben.
Mehr Infos und Auskunft gibt Dekanatskantor Markus Ziegler unter Telefon 06772 - 961 463 oder E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Zum Foto:
In der Aufführung eines sinfonischen Werkes mit Chor, Orchester und Solisten mitzusingen, dazu bietet die evangelische Kantorei St. Goarshausen mit ihrem Mendelssohn-Chorprojekt Gelegenheit. Die Proben sind abwechselnd in Nastätten und der Loreley-Stadt. Foto: Archiv/Matern