Pröpstin verabschiedet Andreas Pohl in den Ruhestand
Herz des Pfarrers schlägt für Rettungswesen – Gottesdienst am 12. April in St. Goarshausen
ST. GOARSHAUSEN/RHEIN-LAHN. (24. März 2025) Pfarrer Andreas Pohl wird am Samstag, 12. April um 15 Uhr von Pröpstin Henriette Crüwell in einem Gottesdienst aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand verabschiedet. Im Anschluss lädt das Dekanat Nassauer Land die Besucher in der evangelischen Nikodemuskirche in St. Goarshausen zu einem kleinen Empfang ein. Pfarrer Pohl kam mitten in der Corona-Pandemie als Springerpfarrer ins Dekanat und betreute die Gemeinden rund um die Loreley.
Seine Heimat hatte er damals bereits in Balduinstein gefunden. „Der Blick auf die Schaumburg ist traumhaft schön“, schwärmt er. Geboren ist der 64-jährige Theologe in Bensheim an der Bergstraße. Nach seinem Theologiestudium in Oberursel, Erlangen und Heidelberg absolvierte er das Vikariat in Biblis und Nordheim, bevor er in Goddelau im Dekanat Ried ordiniert wurde und dort seine erste Pfarrstelle übernahm.
Aktives Mitglied der Feuerwehr
Vor seinem Dienst im Dekanat Nassauer Land war Pohl zunächst 19 Jahre lang Gemeindepfarrer in Taunusstein-Neuhof und Orlen. Beachtlich: den hilfsbereiten Theologen zog es dort auch als aktives Mitglied in die freiwillige Feuerwehr. In dieser Zeit leitete er zusätzlich zum Gemeindepfarrdienst die neu gegründete Notfallseelsorge im Rheingau-Taunus-Kreis. 2016 übernahm er dann die neu eingerichtete Seelsorgestelle in der Bundespolizeidirektion Koblenz, die ihm eindrucksvolle Momente bescherte. 2017 wirkte er etwa mit dem katholischen Kollegen im Bamberger Dom an der bislang größten Vereidigung junger Polizeikräfte in der Geschichte der Bundespolizei mit. Mehr als 1000 junge Polizistinnen und Polizisten und deren Angehörige feierten diesen Gottesdienst zum Auftakt ihrer beruflichen Laufbahn mit. „Ein unvergessliches Erlebnis“, blickt der erfahrene Theologe und Seelsorger zurück. Aber auch einen Vereidigungsgottesdienst im Diezer Schloss zählt er zu Highlights seines Berufslebens. „Die Seelsorge an Polizisten war Sinn stiftender Dienst, den ich im Team der evangelischen und katholischen Bundespolizeiseelsorge tun durfte“, erinnert sich der künftige Pensionär. Zu den bewegenden Momenten gehörte, wenn Polizeikräfte in ihrem oftmals sehr belastenden Dienst im vertraulichen Gespräch ihre Seele ausschütten konnten. Seine Leidenschaft fürs Helfen zeigte sich bereits im Zivildienst, den er bei der Johanniter-Unfall-Hilfe in Dieburg im Fahrdienst für behinderte Menschen und als Rettungssanitäter absolvierte.
Als Pfarrer und Seelsorger agierte Pohl in den vergangenen vier Jahren sehr gern in den Rheingemeinden, auch wenn er sich die Stelle eines Springers zum Dienstbeginn anders vorgestellt hätte. Zu den ursprünglich zwei Kirchengemeinden St. Goaarshausen und Nochern kamen aufgrund des Pfarrermangels im Laufe der Zeit die Kirchengemeinde Bornich, die Gesamtkirchengemeinde Loreley, die Kirchengemeinde Weisel-Dörscheid und die Kirchengemeinde Kaub hinzu. An 15 verschiedenen Orten feierte Pohl in dieser Zeit Gottesdienste mit den Menschen. Von Balduinstein aus kein Katzensprung. „Ich habe rund 80.000 Kilometer in den vier Jahren zurückgelegt“. Danach gefragt, was er im Pfarrdienst besonders gern mache, sagt Pohl: „Ich mache wirklich gerne Trauerfeiern, weil ich da ganz nahe Menschen in ihrer Trauer und bei ihren Abschieden begleiten kann. Und oft erreiche ich dabei viel mehr Menschen als in den Sonntagsgottesdiensten.“
Eins möchte der Pfarrer auch im Ruhestand nicht missen: die Musik, die ihn überall die Jahre hinweg in Freud wie Leid begleitete. Und dies nicht nur, weil seine Frau Musiklehrerin war. Er selbst durfte in einigen der besten Chöre Deutschlands mitsingen. Die Freude an der Musik und am Singen wollte er auch Kindern und Jugendlichen vermitteln: 14-mal wirkte der Vater dreier Kinder an der Ausrichtung der Oster- und Herbstsingwochen für Kinder und Jugendliche des Verbandes evangelischer Chöre in Hessen und Nassau mit. So soll auch sein Abschiedsgottesdienst von viel Musik begleitet werden. Bernd-Christoph Matern
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Als Pfarrer für Vertretungsdienste startete Andreas Pohl vor vier Jahren in St. Goarshausen. Dort wird er in der Nikodemuskirche auch am 12. April von Pröpstin Henriette Crüwell in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Matern

Pfarrerin aus Kaub geht in den Ruhestand
Nach Dienst im Rheingau und am Mittelrhein wird Christina Roepke-Keidel am 22. September in Weisel verabschiedet
RHEIN-LAHN/RHEINGAU. (19. September 2024) Mit einem Gottesdienst mit Pröpstin Henriette Crüwell wird Pfarrerin Christina Roepke-Keidel am Sonntag, 22. September um 15 Uhr in der evangelischen Andreaskirche Weisel aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand verabschiedet. Den hatte sie für ihren Dienst in den evangelischen Kirchengemeinden Kaub/Lorch und Weisel-Dörscheid noch einmal um zwei Jahre nach hinten verschoben. Zuvor war die Theologin zehn Jahre Gemeindepfarrerin in Rüdesheim.
Geboren in Kassel und dort eingeschult, zog die Familie nach Bad Homburg. Religion begleitete von Kindesbeinen an; Eltern und die fünf Kinder gehörten einer Baptistengemeinde an, der Großvater leitete ein Predigerseminar in Estland. Ihre Religions- und Mathematiklehrerin machte ihr Mut zum Theologiestudium. „Ich kannte damals keine einzige Frau, die Pfarrerin war“, erinnert sich Roepke-Keidel. Das änderte sich während des Studiums in Frankfurt und Bonn. Schattenseiten der Gesellschaft lernte sie schon während ihres Spezialvikariats beim Diakonischen Werk in Nidda kennen. „Im Beruf später erlebte ich viele Hilfesuchende, die an die Tür des Pfarrhauses kamen, weil sie wussten, hier hört ihnen jemand zu und es wird praktisch geholfen mit einer Mahlzeit oder einer finanziellen Unterstützung.“ Orte im Usinger Land und Bad Homburg waren Stationen, bevor sie in den Rheingau kam.
Vor allem die Vielfalt ihres Berufes weiß Roepke-Keidel 38 Jahre nach ihrer Ordination zu schätzen. Und die findet sie immer wieder schon in der Bibel, wenn sie eine Predigt vorbereitet, so oft sie die Texte schon gelesen habe mag: „Die Bibel ist das Buch mit der größten Vielfalt, wie die Kunst, und deshalb so offen zur Auslegung“. Sinn gebend empfand sie Beerdigungen, allein 84 waren es in den vergangenen anderthalb Jahren rund um die Loreley. „Verstorbene der Liebe Gottes anbefohlen zu haben und selbst wieder ins Leben gehen zu können, das macht zufrieden“, beschreibt sie. Wichtig war ihr die Arbeit mit Kindern. Ihre Devise: „Jedes Kind, jeder Mensch hat ein Recht auf Religion“. Sie sei Teil des menschlichen Lebens, um Sinn und Zufriedenheit und Deutung zu erfahren. So habe sie gern Kindergottesdienste gestaltet und in der Grundschule Religion unterrichtet oder Kinder- und Konfi-Freizeiten begleitet, die oft nach Eisenach zur Wartburg führten.
Alles, was sie an ihren unterschiedlichen Dienstorten über deren Geschichte und die der Menschen erfahren hat, empfindet sie als Bereicherung. Überall habe sie Neues entdeckt und selbst dazu gelernt. Herausfordernd war das Leid, das ihr im Beruf begegnete, schreckliche Taten bis hin zum Mord, die sich Menschen antun; und auch in ländlichen Regionen erlebte sie Elend, Armut und Verzweiflung. Und trotzdem habe sie ein erfüllendes Berufsleben gehabt; gerade in den vielen Gesprächen mit unterschiedlichsten Menschen ob an der Haustür, bei Besuchen, am Telefon oder über Briefe. „Die Zuwendung zu den Menschen in meinem Beruf ist wichtig und gut.“ Das spüre sie auch bei älteren Gemeindegliedern, die an ihrem Lebensabend oft noch mal verstärkt Kontakt zu ihrer Kirche suchen, „die nun die Ruhe und Muße dafür haben und die christliche Gemeinschaft miteinander zu schätzen wissen“.
Zum Dienstantritt in Kaub und Weisel vor vier Jahren musste sie aufgrund der Corona-Pandemie telefonisch erste Kontakt pflegen. Etwas traurig mache zwar die Tatsache, dass es in Kaub keinen funktionsfähigen Kirchenvorstand mehr gibt, umso hoffnungsvoller macht sie das in Weisel und Dörscheid engagierte und tatkräftige Frauenteam. Mit diesem startete unter anderem der Kindergottesdienst neu; ein Senioren-Nachmittag und besondere Gottesdienste entstanden wie der zu Mensch und Tier. Und es gibt mit der Kirchenzeitung „Evangelischer Kirchenbote“ online und gedruckt eine neue verbindende Publikation. Ähnliches gilt für die Website „evangelisch Mittelrhein“, auf der sich die Gemeinden präsentieren.
„All diese Dinge wären ohne ein gutes Team, ohne Christinnen, die selbst begeistert sind von ihrem Glauben, gar nicht möglich gewesen“, ist sie dankbar für das Miteinander der engagierten Menschen vom Kirchenvorstand über Küsterdienst und Kirchenmusik bis hin zum Team der Kita Sonnenschein in Kaub. Pfarrarbeit lasse sich durchs Ehrenamt nicht ersetzen, „sie müssen sich ergänzen“.
Dass dies den Evangelischen am Mittelrhein gelingt, wünscht sie sich für ihren Ruhestand, den sie in Reitzenhain verbringen wird und erinnert an ein Bibelwort: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an im Gebet“. Konkret macht sie Mut, sich wieder einmal in eine Kirchenbank zu setzen, einen Gottesdienst zu besuchen, mitzusingen und sich in der Gemeinde und Nachbarschaft mit seinen Fähigkeiten zu engagieren, „um zu erleben, wie sinnvoll diese Tätigkeit ist“. Bernd-Christoph Matern
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Ein Highlight aus diesem Jahr: Ein Gottesdienst für Mensch und Tier, der auf die Verantwortung für Gottes Geschöpfe aufmerksam machte. Fotos: Kirchengemeinde