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Scheidende Dekanin wünscht Menschen gute Portion Alltagsmut

Renate Weigel blickt auf sechs bewegende Jahre im evangelischen Dekanat Nassauer Land zurück

0090 PSB06 18Weigel becrima RHEIN-LAHN. (28. März 2022) Mit einem Festgottesdienst wird Dekanin Renate Weigel am Samstag, 2. April um 17 Uhr in der katholischen St. Martinskirche in Bad Ems verabschiedet. Propst Dr. Klaus-Volker Schütz wird die Theologin aus dem aktiven Dienst entpflichten und für ihren Ruhestand segnen. Weigel war die erste Dekanin des vor sechs Jahren neu gegründeten evangelischen Dekanats Nassauer Land, das aus ehemals drei Dekanaten hervorging.

Die Fusion kam damals nicht ganz freiwillig. „Der Anfang war holprig. Ich wollte, dass die Dinge in ein ruhiges Fahrwasser kommen. Ich wollte Freude aneinander und Neugier aufeinander wecken. Ich wollte Menschen zusammenbringen“, blickt Weigel zurück. Einiges davon sei gelungen. Gleichzeitig stünden Veränderungen an wie die gerade von der Kirchensynode beschlossene Bildung von Nachbarschaftsräumen und eine längst überfällige Analyse von Gebäudebestand und -nutzung. „War bisher jede Kirchengemeinde ihr eigenes Reich, so werden jetzt Kirchengemeinden zusammenrücken, ihre Angebote gemeinsam gestalten, Haupt-und Ehrenamtliche in Teams zusammenarbeiten.“

Miteinander kommen wir weiter

A RF17BechAuss becrima Wobei das Dekanat dabei schon lange ein Vorreiter sei, weist die Theologin auf regionale Teams wie in der Esterau oder zuletzt am Rhein rund um die Loreley hin. Eine Konsequenz vor allem aus der schwindenden Anzahl von Pfarrerinnen und Pfarrern in der EKHN. Weigel: „Das alles bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass wir uns neu sehen und verstehen lernen. Nicht: wir sind wir, und ihr seid ihr, sondern: nur miteinander kommen wir weiter.“

Sie habe viel Sehnsucht „nach den guten alten Zeiten“ wahrgenommen. Enttäuschung und Ärger dürften sein. „Aber irgendwann ist es wichtig zu fragen: Was wollen wir denn tun? Was können wir tun? Was ist uns wichtig? Was wird gebraucht? Und mit wem gehen wir das an?“ Kirche sei im übrigen nicht dazu da, sich um sich selbst zu drehen. Zuletzt die Corona-Pandemie und gerade die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine zeigten, dass Kirche mehr denn je gebraucht werde. Schon in ihrer Zeit als Bad Emser Gemeindepfarrerin unterstützte sie beherzt und pragmatisch die Integration von Flüchtlingen aus Syrien etwa mit einem Sprach-Café, und sie forcierte als Dekanin den Austausch über Friedensethik und mit der Fotografin und Nothelferin Alea Horst.

Pilgern in der Pandemie

Ganz pragmatisch war Weigel selbst im Nassauer Pflegeheim als Seelsorgerin unermüdlich im Einsatz, als das Virus dort viele Menschenleben kostete. Zwar habe Corona viele Prozesse des Aufeinander-Zugehens unterbrochen und gehemmt, zumal Kirche 

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grundlegend auf Zusammenkommen und Gemeinschaft angelegt sei. „Corona war und ist aber auch eine Chance. Wir haben gelernt, uns digital zu verabreden, gerne auch in großen Runden.“ Pfarrerinnen und Pfarrer hätten gemeinsam mit engagierten Gemeindemitgliedern neue Gottesdienstformate entwickelt. „Wir haben unser Miteinander neu schätzen gelernt.“

Ihre 2020 dadurch geborene Idee, quer durchs Dekanat zu pilgern, gehört mit zu den bereicherndsten Erfahrungen ihrer Amtszeit. „Immer waren Menschen dabei, sind mitgelaufen, haben mitgebetet und mitgesungen. Ich werde diese Begegnungen, ja, einzelne Gesichter und Gespräche, nicht vergessen“, erinnert sie sich gern an die beiden Pilger-Sommer, ebenso wie an die ökumenische Verbundenheit, die sie in den sechs Jahren erlebt hat wie die ökumenischen Pfingstgottesdienste, Gedenken und Austausch, angefangen vom Reformationsjahr 2017 bis hin zu gemeinsamen Gebeten für während der Pandemie Verstorbene und deren Angehörige. 

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Die Tatsache, dass ihr Abschiedsgottesdienst in der katholischen Kirche stattfindet, spricht für sich. Stark machte sie sich auch für den Blick auf das Judentum als Wurzel christlichen Glaubens und die Aussöhnung mit jüdischen Gemeinden.

Nicht vor Problemen wegducken

Als Highlights ihrer Amtszeit bezeichnet sie auch die großen Treffen mit Kirchenvorständen, als im Zuge der Pfarrstellenbemessung über eine Reduzierung diskutiert wurde. „Das waren große Runden, in denen miteinander debattiert wurde. Alles kam auf den Tisch. Am Ende waren nicht alle froh. Wie auch! Aber wir hatten offen miteinander gerungen.“ Vor Problemen wollte sie sich nie wegducken. Ebenso bleiben ihr die Personalgespräche mit den Pfarrerinnen und Pfarrern in guter Erinnerung. Die schöne Kollegialität untereinander sei ein großes Pfund, auch die Bereitschaft, einander gegenseitig zu vertreten, gerade bei immer mehr Vakanzen. „Anders wäre das nicht zu 0090 z2018 PSB06 18Regionen becrima bewerkstelligen gewesen.“ Und sie ist dankbar für die vielen Menschen, die im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst treu und zuverlässig oft seit vielen Jahren in die Bresche springen und Gottesdienste feiern, wie auch viele Ruheständler.

Sie selbst hat ebenfalls mannigfach Dienste in den Gemeinden übernommen. Zum einen sei das eine gute Gelegenheit, als hauptamtliche Dekanin im Rhein-Lahn-Kreis den Kontakt zu den Gemeindegliedern zu pflegen, zum anderen habe es ihr einmal mehr gezeigt, wie viel tolles ehrenamtliches Engagement es in den Gemeinden gibt. „Ich sehe nicht, dass das wie teilweise vor der Fusion befürchtet nachgelassen hat“, so Weigel. „Ich nehme eher wahr, dass man die kleinen Dekanate und deren Arbeit sehr geschätzt hat und sich trotzdem auf das Großdekanat einlassen konnte und kann.“ Das Wichtigste könne Christen niemand nehmen: „Gottes stärkende, lebendig machende Gegenwart in unserer Mitte.“

Freude an Gott und Leben nähren

PG20Blaeser becrima Sehr gefreut habe sie sich über die Wahl von Pfarrerin Kerstin Janott, die am 1. Mai ihre Nachfolge übernimmt. „Ich wünsche ihr zusammen mit der Präses Anja Beeres und dem neuen Dekanatssynodalvorstand reichen Segen für den Weg durch die nächsten Jahre“. Weigel hat sich für ihren Ruhestand erst einmal „Nichtstun“ verordnet, dann Aufräumen, Neues wagen, in die Fremde gehen und dazulernen. „Ich freu mich drauf!“, sagt sie. Allen Mitgliedern in den Kirchengemeinden des Dekanats wünscht Weigel in einem Schreiben „eine gute Portion Alltagsmut, dass Sie sich nicht unnötig fürchten und gegenseitig die Freude am Leben mit Gott und den Menschen nähren!“. Den Abschiedsbrief an die Gemeinden können Sie hier herunterladen.

 

Renate Weigel ist 1958 in Oberhörlen in Mittelhessen geboren und entschied sich im Alter von 17 Jahren zum Theologiestudium, um in die biblischen Bücher „tiefer einzutauchen und alles besser zu verstehen“. In der Kirche habe sie sich von klein auf wohlgefühlt. Ihr Studium absolvierte sie in Marburg und Erlangen, arbeitete als Gemeindepfarrerin in Lampertheim, Bornich, Darmstadt-Kranichstein, war sechs Jahre Krankenhausseelsorgerin an der Bergstraße, dann folgten die Gemeinden Gundernhausen und Bad Ems. Zu ihren Hobbies gehört neben dem Spielen im Posaunenchor das Schauspielen. Das kam etwa in den von ihr verfassten und inszenierten Reformationsspektakeln im Dekanat zum Ausdruck oder auch in der Kunstfigur „Trudi“, mit der sie Besucherinnen der Dekanatsfrauentage erfreute. Weigel ist Mutter von vier Kindern, hat vier Enkel und lebt zusammen mit ihrem Ehemann Pfarrer Armin Himmighofen in Pohl. Bernd-Christoph Matern

Für den Abschiedsgottesdienst in Bad Ems sind zwar nach derzeitigen Corona-Regeln bereits alle Plätze belegt; es besteht aber die Möglichkeit, sich auf einer Warteliste anzumelden. Anmeldungen über das Dekanatsbüro Telefon 02603-509920 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Zu den Fotos:
Nah bei den Menschen: das ist für die scheidende Dekanin Renate Weigel ein Auftrag von Kirche. Das hat sie auch während ihrer sechsjährigen Amtszeit praktiziert etwa bei mehrtägigen Pilgerwegen quer durchs großflächige Dekanat Nassauer Land, beim ökumenischen Pfingstfest in Pohl, den Reformationsschaupielen und Besuchen in den Kirchengemeinden. Fotos: Matern

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Scheidende Pfarrerin: Verständnis basiert auf Kommunikation

Pröpstin verabschiedet Lieve Van den Ameele in evangelischer Martinskirche Bad Ems in den Ruhestand

 BAD EMS/RHEIN-LAHN. (1. September 2025) Pfarrerin Lieve Van den Ameele wird am Sonntag, 7. September, um 10.30 Uhr in der evangelischen Martinskirche Bad Ems von Pröpstin Henriette Crüwell in den Ruhestand verabschiedet. In den vergangenen siebeneinhalb Jahren ihres aktiven Dienstes wirkte sie in der Kreisstadt.

„Eigentlich waren nur drei Jahre geplant“, erinnert sich die künftige Pensionärin, aber dann kam Corona und damit ohnehin alles anders. Große Herausforderungen mussten gemeistert werden, aber auch schöne Erlebnisse kommen ihr in den Sinn. Das gilt seit 2000 für ihren Pfarrdienst insgesamt wie auch an ihrer letzten Wirkungsstätte.

Dass die gebürtige Belgierin nach ihrem Studium in Gent, Augsburg und Frankfurt einige Jahre als freie Journalistin arbeitete, kam ihr im Pfarrberuf zupass. „Gute Kommunikation ist in einer Kirchengemeinde immens wichtig“, sagt sie. Das beziehe sich nicht nur darauf, ordentlich für die Angebote zu werben, sondern auch Begegnungsmomente zu schaffen, die Kommunikation ermöglichen und fördern. Als Beispiele nennt sie das Kirchencafé im Seitenschiff der evangelischen Martinskirche und den von mehreren Trägern organisierten Gemeinde-Mittagstisch.

Kommunikation war der gelernten Gemeindeberaterin und Organisationsentwicklerin wichtig für ein funktionierendes Gemeindeleben und als Basis für wachsendes gegenseitiges Verständnis. So denkt sie gern an Gemeinde-Foren zu konkreten Themen zurück, in denen Kirchenvorstand und Gemeindemitglieder zunehmend konstruktiv zusammengewirkt und sich alle Gemeindegruppen gegenseitig wahrgenommen haben. Einmal ging es zum Beispiel um „versöhnte Vergangenheit“, um zu verstehen, in welchem gesellschaftlichen und politischen Umfeld ehemalige Pfarrpersonen und Kirchenvorstände tätig gewesen sind.

Potter Passion2024 becrima Es sei natürlich eine Herausforderung gewesen, als aus den anderthalb Pfarrstellen in Bad Ems nur noch eine wurde. „Was will man da weglassen?“, fragte sie sich. Die zunächst im Rahmen einer Kooperation nach Dausenau verlagerte Konfi-Arbeit kam zuletzt wieder zurück in die Kirchengemeinde, was die Theologin besonders freute, weil ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schon immer Herzenssache war. In der Corona-Zeit wurden Taschen mit Materialien für einen Kindergottesdienst zu Hause erfunden, die auch jetzt noch mehrmals im Jahr ausgegeben werden.

Frischen Wind in den kirchengemeindlichen Nachwuchs brachten jährliche Projekte für verschiedene Altersgruppen. Diese Erfahrungen möchte sie nicht missen, auch nicht die Filme und Harry-Potter-Musik auf der Orgel bei der „Potter-Passion“.

„Die Vernetzung mit Eltern und Familien ist unheimlich wichtig für eine Kirchengemeinde“, sagt sie und freut sich, dass in Bad Ems noch mehr Kontakte übers eigene Kirchendach hinaus geknüpft wurden: Neue Formen der Geburtstagsgrüße etwa an 18- bis 100-Jährige, neben Weihnachts- und Osterbriefen auch Valentinskarten. „Da hat Corona positiv fortgewirkt“, so Van den Ameele.

Der Wille zu Veränderungen sei naturgemäß nicht einfach. „Aber wenn man dann eine Sache mit Bedacht angeht und sieht, wie sich etwas entwickelt, obwohl zunächst niemand eine Aufgabe übernehmen wollte, ist das sehr bewegend“, erzählt sie. „Ich habe mein Amt so verstanden, Menschen zu unterstützen, um mit den Veränderungen umgehen zu können.“

Beeindruckt hat sie die Hilfsbereitschaft von Menschen. Erfahrung im Umgang mit Geflüchteten und Asyl Suchenden hatte Van den Ameele bereits in Belgien, während ihres Dienstes im Sozialdienst am Frankfurter Flughafen sowie 2015 bis 2018 im Frankfurter Stadtteil Fechenheim gesammelt; die brachte sie in die Kreisstadt ein. „Es ging einfach um die Frage, was wir gerade beitragen können, um den Menschen zu helfen.“

Dankbar ist Van den Ameele ihrem Mann Wilfried Steller, der nicht nur als Pfarrer die Gemeinde unterstützte, sondern ebenso in der Öffentlichkeitsarbeit mit zeitgemäßen Gemeindebriefen und Newslettern.

Und was wünscht sie der Region und Bad Ems? „Dass die Gemeinden die Veränderungen gesund überstehen“, sagt die Pfarrerin. Dem Kirchenvorstand wünscht sie Rückhalt in der Gemeinde und Menschen, die bereit sind, Lasten auf ihre Schultern zu nehmen. Auch wenn es antiquiert klingen mag, gehöre auch das zu einer Gemeinde: „Beten, dass es gut wird!“, sagt die Theologin. Sie freut sich jetzt besonders darauf, dass sie selbst entscheiden kann, in welchen Gottesdienst sie geht. In Nähe ihrer beiden Kinder wird sie den Ruhestand mit ihrem Mann in Wiesbaden verbringen. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Freut sich auf den neuen Lebensabschnitt: Pfarrerin Lieve Van den Ameele wird am 7. September in den Ruhestand verabschiedet. An Projekte für Kinder und Jugendliche wie etwa die Potter-Passion in Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde und dem Jugendzentrum der Stadt denkt sie besonders gern zurück. Fotos: Matern

AbTomKelerNassau0602 2024 becrimaJunge Leute ernst nehmen und ihre Kreativität einsetzen

Schulpfarrer Thomas Keßler aus Nassau geht in den Ruhestand – Musik ein Lebenselixier

 NASSAU/LIMBURG. (27. Februar 2024) Mit einem Gottesdienst am Sonntag, 3. März um 10.15 Uhr wird Pfarrer Thomas Keßler in der evangelischen Johanniskirche in den Ruhestand verabschiedet. Die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land Henriette Crüwell wird den Nassauer, der dort auch von 1987 bis 1995 Gemeindepfarrer war, vom aktiven Dienst entpflichten und für seinen neuen Lebensabschnitt segnen. Seit 1996 war Keßler als Schulpfarrer tätig, unter anderem an der Tilemannschule und der Adolf-Reichwein-Schule in Limburg sowie an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Dauborn.

Schon in seiner Schulzeit an einer hessischen Gesamtschule sei er „aufs Soziale gepolt“ worden, blickt der in Gießen aufgewachsene 64-jährige Theologe zurück. Zur Kirche fand er dank eines neuen Pfarrers in seiner Heimat, der ihn motivierte, selbst in der Gemeinde aktiv zu werden. „Kirche ist ein guter Ort, wo man sein kann. Endlich gab es was Sinnvolles zu tun anstatt nur durchs Feld zu stromern“. Dem Engagement in der Jugendarbeit folgte das Theologiestudium in Frankfurt und Marburg. Ein Spezialvikariat vertiefte die Psychologie-Kenntnisse; „das war schon immer mein Ding, zu wissen, wie die Menschen ticken“.

Dass es mit einer Stelle in der Nähe der Großstadt Frankfurt nicht klappte, sondern Nassau an der Lahn erste Station im Gemeindepfarramt wurde, entpuppte sich im Nachhinein als Glücksfall. Das Städtchen lahnabwärts von Gießen wurde für ihn und die Familie auch private Heimat. „Hier ist es wunderschön“, schwärmt der künftige Pensionär. So engagierte sich der Pfarrer etwa im DLRG Nassaus, weil er für die eigenen Kinder Schwimmunterricht suchte, machte alle Rettungsscheine und obendrein noch den Bootsführerschein. Die Lust zur Veränderung ließ ihn nach acht Jahren im Nassauer Pfarramt im Jahr 1996 in den Schuldienst wechseln. Grund-, Haupt-, Realschule, Gymnasium und Berufsschule – „ich habe alles unterrichtet, was mir vor die Bibel kommt“, blickt er lachend und sehr dankbar auf die unzähligen Begegnungen mit den jungen Menschen zurück, mit denen er „unterwegs sein durfte“. „Junge Leute sind auf der Suche, man muss sie ernst nehmen mit all ihren Fragen und einbeziehen“, sagt Keßler und schwärmt von deren Ideenreichtum und Kreativität. BenefizMabira08 2018 TomKeler Foto David MetzmacherDiese positiv einzusetzen sei ihm immer wichtiger gewesen als fromme Sprüche zu machen. Da wurde aus der Adventsandacht in der Aula ein bestens besuchtes „Advent-Event“ im Treppenhaus und in Schulgottesdienste brachten sich seine Schützlinge nach ihren Fähigkeiten ein, um zu fühlen: „Das war unser Gottesdienst“. „Es gibt im Glauben keine falschen Antworten, gute Fragen tun es schon“, ist seine Erfahrung, die sich durchaus auch ins normale Gemeindeleben übertragen lasse. Besonders schön: wenn ihn Ehemalige baten, deren kirchliche Trauung zu übernehmen.

Eine besondere Begabung brachte Keßler nicht nur im Schuldienst ein, sondern frönt ihm in seiner Freizeit immer noch: Er spielt Gitarre, was ihm seine Eltern mit elf Jahren ermöglichten. Mit einem Freund und dem christlichen Hit „Wenn das Rote Meer grüne Wellen hat“ startete die „musikalische Laufbahn“, die ihn in unterschiedlichen Bands wie etwa den Nassauer Relays oder den Limburger Crossroads viele Auftritte im Nassauer Land und jede Menge Spaß bescherte. Sogar beim Fuse-Festival in England trat er einmal mit Schulband auf. Heute spielt er in einer Koblenzer Band. „Musik ist mir Lebenselixier“, sagt er und verrät, dass trotz Liebe zu Blues, Rock und Folk Bonhoeffers „Von guten Mächten“ nach wie vor sein Lieblingslied ist, weil der Text durchs Leben trägt.

Dass die Abschiedsfeier in Nassau vom bekannten Blues-Künstler und Songwriter Biber Herrmann musikalisch begleitet wird, freut Keßler ganz besonders. Im Anschluss an den Gottesdienst sind die Gäste zu einem kleinen Umtrunk eingeladen, den Herrmann ebenfalls mit seiner Musik bereichert. Bernd-Christoph Matern

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Pfarrer Thomas Keßler fand in Nassau zuerst berufliche, dann auch private Heimat. Am 3. März wird er in den Ruhestand verabschiedet. Seine große Leidenschaft ist die Musik. Fotos: Matern/Metzmacher

Fach Religion berührt Grundfragen des Lebens

In Mainz wurden neue Lehrkräfte auch aus dem Rhein-Lahn-Kreis bevollmächtigt

 MAINZ/RHEIN-LAHN. (13. November 2019) 76 evangelische Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus dem gesamten Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sind in der Mainzer Christuskirche in ihren Dienst eingeführt worden. Bei einem feierlichen Gottesdienst überreichte ihnen die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf die Bevollmächtigungsurkunde, darunter auch fünf Lehrkräften aus dem Rhein-Lahn-Kreis.

Die Lehrerinnen und Lehrer, von denen etwa ein Drittel aus Rheinland-Pfalz stammt, dürfen nun mit allen Rechten und Pflichten das Fach evangelische Religion gestalten. In Deutschland erhalten evangelische und katholische Lehrkräfte dafür neben der staatlichen Befähigung auch eine kirchliche Vollmacht.

In ihrer Predigt bezeichnete Scherf Religion als das Fach, in dem die „Frage nach dem, was im Leben wichtig ist und was im Leben trägt, in ganz besonderer Weise gestellt wird“. Die Religionslehrkräfte seien „herausgefordert, gemeinsam mit den Lerngruppen auf die Suche nach Antworten zu gehen.“ „Dabei“, so sagte Scherf wörtlich, „bringen die Religionslehrkräfte sich mit ihrer religiösen Identität ein und regen Schülerinnen und Schüler dadurch an, ihr eigenes Lebens- und Glaubensverständnis zu entwickeln.“ Glaube sei zwar von Person zu Person unterschiedlich. Es gebe jedoch einige Grundüberzeugungen, etwa, „dass alle Menschen denselben Wert, dieselbe Würde haben. Dass alle Gottes geliebte Geschöpfe sind, dass niemand ausgegrenzt wird.“

Für das evangelische Dekanat Nassauer Land gratulierte dessen religionspädagogische Beauftragte Ulrike Norwig den neuen Lehrerinnen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und überreichte Antonia Eberhard, Michelle Kaufmann, Wiebke Norwig, Cynthia Plag und Lynn Seifer ein Willkommensgeschenk. Sie werden an Schulen in Altendiez, Katzenelnbogen, Miehlen, Montabaur und Nassau ihren Dienst antreten.

In der EKHN werden pro Jahr rund 200 Lehrerinnen und Lehrer in zwei großen Gottesdiensten bevollmächtigt. Insgesamt unterrichten derzeit etwa 5800 Lehrkräfte evangelische Religion im Kirchengebiet der EKHN. Zudem gestalten rund 950 Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer jeweils zwei bis vier Stunden pro Woche. Weitere 150 Pfarrerinnen und Pfarrer sind dort hauptamtlich tätig. Von ihnen haben gut 100 einen Zusatzauftrag für Schulseelsorge.

Für die Förderung und Begleitung der religionspädagogischen Arbeit hat die EKHN fünf Kirchliche Schulämter und betreibt gemeinsam mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck das Religionspädagogische Institut in Marburg mit seinen regionalen Arbeitsstellen.

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Für das evangelische Dekanat Nassauer Land gratulierte dessen religionspädagogische Beauftragte Ulrike Norwig den neuen Lehrerinnen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und überreichte ein Willkommensgeschenk an Antonia Eberhard, Lynn Seifer, Wiebke Norwig und Michelle Kaufmann. Foto: EKHN

 

 

 

 

Hintergrund: Religionsunterricht in Deutschland

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Hessische Verfassung garantieren das Recht auf konfessionellen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Damit übernimmt der Staat die Verpflichtung zur Einrichtung, organisatorischen Einbettung und personellen Absicherung des Religionsunterrichtes. Die inhaltliche Verantwortung gibt der Staat an die betreffenden Kirchen ab. Sie sind für die Themen der Lehrpläne, für die vermittelten Inhalte, für die verwendeten Unterrichtswerke und die fachliche Integrität und Qualität der Lehrkräfte verantwortlich. Das gilt auch für den neuen islamischen Religionsunterricht, der aus Sicht der EKHN einen wichtigen Beitrag zur Integration der muslimischen Gläubigen in die Gesellschaft leistet.

 

Ulrike Scherf zu Weihnachten 2019: Göttliche Herrlichkeit zeigt sich in Liebe und Vergebung

 DARMSTADT/RHEIN-LAHN. (26. Dezember 2019) „Göttliche Herrlichkeit lässt sich nur auf den zweiten Blick erkennen." So schreibt die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evagelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zum diesjährigen Weihnachtsfest. Gottes Art von Herrlichkeit sei eine ganz andere ist als die der Menschen. „Kein pompöser Glanz, keine Herrschaftssymbole und keine weltlichen Statussymbole zeichnen göttliche Herrlichkeit aus.“

Scherfs Gedanken zum Weihnachtsfest 2019 im Wortlaut: 

Krippen gehören zu Weihnachten. In manchen Krippen gibt es viel zu entdecken, andere sind eher schlicht gehalten. Anschaulich und greifbar führen Krippen vor Augen, was damals in Bethlehem geschah. Das Jesuskind ist je nach Krippe verschieden, mal wonnig und mit viel Babyspeck, mal ärmlich im kargen Holztrog. Aber immer bildet das Kind den Mittelpunkt der Krippe. Zu ihm wollen die Figuren hin, ihm wenden sie sich zu. Weihnachtskrippen zeigen auf das Gotteskind: Schaut hin, Gott kommt als kleines Kind zu den Menschen.

Das Johannesevangelium erzählt Weihnachten etwas anders. Es berichtet vom Wort, das erst bei Gott ist und dann Fleisch wird und bei den Menschen wohnt. Und von den Menschen: „Und wir sahen seine Herrlichkeit.“ (Johannes Kapitel 1, Vers 14).

Dabei redet die Bibel von einer ganz anderen „Herrlichkeit“ als wir Menschen: Kein pompöser Glanz, keine Herrschaftssymbole und keine weltlichen Statussymbole zeichnen göttliche Herrlichkeit aus. Genaues Hinsehen lohnt sich – göttliche Herrlichkeit lässt sich nur auf den zweiten Blick erkennen. Sie macht sich nicht an Äußerlichkeiten fest, sondern bezeichnet die Beziehung zwischen Jesus und Gott und uns Menschen. Göttliche Herrlichkeit zeigt sich in Liebe und Vergebung, in Freundlichkeit und Hingabe.

Wir Menschen können durch Jesus Gott erkennen und etwas von Gottes Herrlichkeit empfinden. In Jesus spüren wir die Nähe und gleichzeitig die Größe Gottes. Der große, himmlische Gott wird Mensch und kommt uns Menschen damit so nahe wie möglich.

An Weihnachten schauen wir auf Jesus. Wir sehen ein kleines Kind in der Krippe und können kaum fassen, dass Gott so nahe ist. Gott kommt in Jesus auf die Welt. Was Jesus tut und was er predigt, zeigt Gottes Willen und Gottes Liebe.

Göttliche Herrlichkeit entdecken. Damit das gelingt, feiern wir Weihnachten, erzählen die Weihnachtsgeschichte und von allem, was danach geschah. Wir singen Lieder und betrachten die Krippe – so kommt die Botschaft von Weihnachten näher zu uns „und wir sehen seine Herrlichkeit“.

Ich wünsche Ihnen solche Weihnachtsmomente voll göttlicher Herrlichkeit,

Ihre Ulrike Scherf

Pfarrerin Ulrike Scherf ist Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)

Hier finden Sie Gottesdienste zum 2. Weihnachtsfeiertag im Dekanat Nassauer Land.

Zum Foto:
Das Bild zeigt die Weihnachtsgeschichte, wie sie in einem Fenster der evangelischen St. Kastorkirche in Dausenau dargestellt ist.