
Dekanat erinnert in Friedenskirche an 80. Todestag von Alfred Delp
Holocaust-Gedenktag rückt Schicksal des katholischen Priesters am 26. Januar in den Fokus
RHEIN-LAHN. (13. Januar 2025) „Wenn durch einen Menschen ein wenig mehr Liebe und Güte, ein wenig mehr Licht und Wahrheit in der Welt war, dann hat das Leben einen Sinn gehabt.“ Dieser Satz stammt von Alfred Delp. Der katholische Priester wurde vor 80 Jahren in der Nazi-Diktatur ermordet; er engagierte sich in der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. Das evangelische Dekanat Nassauer Land stellt am Sonntag, 26. Januar um 15 Uhr vor dem Holocaust-Gedenktag mit einem Gottesdienst dessen Leben und Wirken in den Mittelpunkt.
„Wir wollen uns an diesem Mittag an die Überzeugungen und das Schicksal Delps erinnern“, sagt Antje Müller, Pfarrerin für Ökumene des Dekanats zu der Veranstaltung in der Friedenskirche von Friedrichssegen, an der neben ihr noch andere Personen mitwirken. Dazu zählen die katholische Gemeindereferentin Tanja Kaminski und der jüdische Vorbeter Wolfgang Elias Dorr. Schülerinnen und Schüler der Realschule plus in Bad Ems mit Lehrer David Schmidl zählen ebenfalls zu den Mitwirkenden des Holocaustgedenkens; sie haben einen Podcast über Alfred Delp produziert. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst vom Ensemble Septime und Organistin Hannelore Syre.
Alfred Delp wurde im Alter von 37 Jahren am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Der katholische Priester, der 1937 die Priesterweihe erhielt und dem Jesuitenorden angehörte, war Mitglied im Kreisauer Kreis, einer zivilen Widerstandsgruppe, dessen Führungspersönlichkeiten Helmut James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg waren. Nach der Verhaftung Moltkes Anfang 1944 schlossen sich einige Kreisauer der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Nach dessen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gelang es der Gestapo, die Arbeit des Kreises aufzudecken. Viele Mitglieder des Kreisauer Kreises wurden hingerichtet, unter anderem der aus Bad Ems stammende Pädagoge Adolf Reichwein, an dessen Ermordung im vergangenen Jahr erinnert wurde.
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Seit 1996 wird in Deutschland an diesem Tag an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2005 den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt.
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Auf dem ehemaligen Anwesen der Adelsfamilie von Moltke im heute polnischen Krzyzowa trafen sich die Mitglieder des Kreisauer Kreises, um eine Gesellschaftsordnung nach Ende der Hitler-Diktatur vorzubereiten. In der Widerstandsgruppe engagierte sich auch Alfred Delp. Heute befindet sich auf dem Anwesen eine internationale Jugendbegegnungsstätte. Foto: Dekanat Nassauer Land/Matern

Hilfeempfänger fühlen sich als Menschen zweiter Klasse
Sozialrechtstag von Dekanat und Diakonie steuert mit Information und Vernetzung dagegen
RHEIN-LAHN. (6. März 2020) Als Bittsteller und Menschen zweiter Klasse kommen sich viele Hartz-IV-Empfänger im Rhein-Lahn-Kreis vor. Das berichteten sie während eines Sozialrechts-Seminars, zu dem das Evangelische Dekanat Nassauer Land zusammen mit dem Diakonischen Werk Rhein-Lahn nach Dausenau eingeladen hatte. Das machte deutlich: Sozialleistungen sind ein gutes Recht und keine Almosen, die vom Wohlwollen der Behörden wie etwa dem Jobcenter abhängig sein dürfen.
Gerade der Verlust an Selbstwertgefühl, zu dem die derzeitige Praxis im Sozialrecht beiträgt, war für Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Nassauer Land, ein Grund, erneut zu einer solchen Infoveranstaltung einzuladen. „Im Wirrwarr an Formularen und in der Angst vor Sanktionen ist es gut zu wissen, dass man damit zum Einen nicht allein ist und wo es zum Anderen Hilfe gibt“, sagte Metzmacher. Der Theologe und Psychologe war froh, dass neben Erwerbslosen und von Grundsicherung und Hartz-IV-Gesetzen Betroffenen auch beratende Akteure an dem Tag teilnahmen wie die des Sozialbüros des Diakonischen Werkes, des Sozial-Kompass in Nassau sowie aus der Flüchtlings- und Schuldnerberatung. „So können sie als Multiplikatoren wichtige Informationen für ihre Klienten mitnehmen.“
Sozialrechtsexperte Hinrich Garms beantwortete als Referent ganz konkrete Fragen zur aktuellen Sozialgesetzgebung und gab Hinweise zur bürokratischen Prozedur für Anträge und zur Prüfung von Zuwendungsbescheiden. Die jüngsten Veränderungen im Sanktionsrecht kämen zwar allmählich an, dennoch sei die gesellschaftliche Teilhabe für viele Betroffene nur begrenzt möglich. Das konkrete Beispiel einer Alleinstehenden mit drei Kindern wurde durchgesprochen, die Anrechnung von Minijobs ebenso behandelt wie Zuschüsse bei Krankheit oder Klassenfahrten. Auch die Definition von Wohnraumgröße, Bedarfs- und Wohngemeinschaften war Thema.
Von Alltags-Problemen berichteten Haupt- und Ehrenamtliche, wenn es etwa um schwierige Rechtsfragen geht oder wenn die Deutschkenntnisse geflüchteter Hilfesuchender nicht ausreichen und kein Übersetzer zur Verfügung steht. Die Berater würden sich vor allem eine Durchwahl für das Jobcenter für ihr Anliegen wünschen ohne die langen Warteschleifen, die oftmals noch zu nicht zuständigen Sachbearbeitern führten. Ähnliches gelte für andere kommunale Behörden, um Antragsverfahren effektiver zu machen, zumal diese eine Informations- und Beratungspflicht hätten, wie Garms betonte.
So bot der Sozialrechtstag neben vielen Informationen auch ein Forum, sich zu vernetzen. Die anwesenden Multiplikatoren hielten es für sinnvoll, den Austausch durch ein vertiefendes Seminar fortzusetzen. Bernd-Christoph Matern
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Pfarrer Matthias Metzmacher (von rechts) freute sich, dass er zum Sozialrechtstag in Dausenau neben Referent Hinrich Garms auch Susanne Aping, Angela Sudac und Jörg Schaum (von rechts) begrüßen konnte, die als Mitveranstalter ihr Fachwissen aus der Beratung des Diakonischen Werks Rhein-Lahn einbrachten. Foto: Matern