
500 Essen auf Rädern gibt es jetzt gratis
Kirchliche Sozialstation Diez setzt zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit erfolgreiche Weihnachts-Aktion um
DIEZ/AAR/EINRICH. (20. Februar 2025) 500 kostenlose Mahlzeiten wird die Kirchliche Sozialstation Diez an ihre Kundschaft von Essen auf Rädern ausliefern. Damit kann eine erfolgreiche Aktion umgesetzt werden, zu der der evangelische ambulante Hilfsdienst vor Weihnachten die Bevölkerung aufgerufen hatte. Insgesamt kamen dadurch mehr als 7500 Euro an großen und kleinen Spenden zusammen, die die Gratis-Lieferung ermöglicht. Ganz bewusst wurde die Woche rund um den 20. Februar zur Auslieferung ausgewählt. 2009 wurde das Datum von den Vereinten Nationen als Welttag der sozialen Gerechtigkeit ausgerufen.
„Das dürfte auch ganz im Sinne der vielen Spenderinnen und Spender sein“, erklärte Pfarrer i. R. Addi Tremper, Vorstandsvorsitzender der Station, als er jetzt noch einmal mehr als 2000 Euro von gleich drei Institutionen überreicht bekam, von der Nassauischen Sparkasse, der Firma DiaSys Deutschland und dem Lions-Club Diez-Oranien. Mit ihrem rollenden Angebot beliefert die Station täglich 80 Menschen in den Verbandsgemeinden Diez und Aar-Einrich, die sich eine gesunde Mahlzeit selbst nicht mehr zubereiten können. Die frisch gekochten Essen – auch Schonkost ist dabei – werden in Wärmeboxen von einem Fahr-Team zu den Haushalten gefahren. Addi Tremper selbst saß Anfang des Jahres wieder öfter am Steuer, um nach der Kundschaft zu schauen und zu fragen, wie es schmeckt, nachdem die Küche gewechselt wurde. „Vielfach sind das Menschen, die ziemlich allein sind und sich sehr freuen, wenn sie wenigstens bei der Übergabe des Essens ein paar Worte mit jemand wechseln können“, so der Pfarrer. Hier sei die Partnerin verstorben, die immer gekocht hat, dort wohnten die Kinder weit weg, an deren Esstisch man Platz nehmen konnte. Es gehe da weniger ums Geld als vielmehr um Einsamkeit, der man begegnet.
An erster Stelle stehe natürlich das mundgerechte Servieren der abwechslungsreichen Speisen; drei Menüs stehen dabei zur Auswahl. „Deshalb liefern wir warmes Essen aus“, erklärt Tremper. „Es bringt ja nichts, den Leuten eingeschweißte Mahlzeiten vor die Tür zu stellen, wenn jemand keine Mikrowelle bedienen kann geschweige denn fähig ist, die Folie des Gerichts zu öffnen.“ Speziell im Alter sei eine ausgewogene und gesunde Ernährung von großer Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden, so Tremper Das hat seinen Preis. Neben der Mahlzeit selbst, die sich in warm haltendem Metallgeschirr befindet, unterhält die Station drei Fahrzeuge, die eigens für die Auslieferung angeschafft wurden.
Die Nachfrage nach Essen auf Rädern sei wesentlich höher als zubereitet und mit den vorhandenen Ressourcen ausgeliefert werden kann, erklärt Eva Reichwein, Geschäftsführerin der Sozialstation. Drei Kriterien legt die Station an, wer angesteuert wird: Der Pflegegrad, der Grad einer Behinderung und ob die Personen älter als 75 Jahre sind. Aber auch Armut sei durchaus ein Thema. „Es gibt Leute in unserer Region, die haben eine Rente von 650 Euro. Wie sollen die sich da jeden Tag ein warmes Essen leisten?“, weiß Tremper.
Dass der ehrgeizige Weihnachtswunsch erreicht wurde, Spenden für 500 kostenlose Essen einzuwerben, freut nicht nur die Kundschaft und die Station, sondern auch alle Spenderinnen und Spender. „Für uns ist wichtig, soziale Belange in der Region zu unterstützen“, sagte etwa Renate Hoffmann, Präsidentin des Lions-Clubs Diez-Oranien, der zur alljährlichen Weihnachtsfeier 520 Euro für die Aktion gesammelt hatte, als sie die Spende überreichte. Ein Beispiel für viele, wie Eva Reichwein von zahlreichen Gruppen und Kreisen berichtet, die die Aktion unterstützten. „Es gab auch ganz viele Einzelspenden von genau 15,20 Euro für bestimmte Personen, über die wir uns sehr gefreut haben“, so Reichwein. Nur den Wunsch, dazu liebe Grüße aus der Nachbarschaft zu übermitteln, der sei logistisch nicht umzusetzen. Auch ein Konzert des Heeresmusikkorps trug zum Erfolg bei (mehr dazu hier).
„Es ging uns in erster Linie darum, ein Zeichen zu setzen, dass es nicht selbstverständlich ist, sich ein Essen kochen zu können und sich gar mit anderen Menschen an einen Tisch dafür zu setzen“, fasst Addi Tremper zusammen und freut sich über das Ergebnis. Mit den Spenden sei Seniorinnen und Senioren in der heimischen Region nicht nur ein Essen, sondern auch „ein Lächeln und das Gefühl von Wertschätzung und Gemeinschaft“ beschert worden, so der Seelsorger. Bernd-Christoph Matern
Zum Foto:
Sie übergaben an Vorstand Addi Tremper (2. von rechts) noch einmal eine stolze Spendensumme von mehr als 2000 Euro für die Essen-auf-Rädern-Aktion der kirchlichen Sozialstation in Diez (von rechts): Renate Hoffmann, Präsidentin des Lions-Clubs Diez-Oranien, Ulrich Sander, Geschäftsführer der DiaSys Deutschland und Lars Daubach, Leiter des Naspa-Finanz-Centers Diez-Hahnstätten-Katzenelnbogen. Geschäftsführerin Eva Reichwein erklärte, wie die frisch zubereiteten Menüs in Warmhalte-Behältern zu den Kunden in den Verbandsgemeinden Diez und Aar-Einrich geliefert wird. Foto: Matern
5000 Brote: Jugendliche backen für weltweite Bildung
Im Einrich stellte Niko Zorn den Konfis Backstube, Material und Know-how zur Verfügung
KATZENELNBOGEN/RHEIN-LAHN. (6. Oktober 2025) Betriebsamkeit herrschte am Samstag in der Bäckerei Zorn in Katzenelnbogen. Mehr als 40 Jugendliche zogen dort die Backschürzen und -mützen auf, um Brot für die Welt zu backen, das zum Erntedankfest-Gottesdienst gegen eine Spende vergeben wurde. Dabei waren die Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinden Kördorf und Klingelbach nicht die einzigen. Viele Konfis backen in diesem Jahr wieder bundesweit mit ihrer regionalen Bäckerei Brote zugunsten von Ausbildungsprojekten im Globalen Süden.
Samstagmorgen in der Backstube von Niko Zorn in Katzenelnbogen. Der Bäckermeister hat ein Dutzend neugieriger Teenager um sich geschart, die „Brot für die Welt“ backen möchten. „Der biblische Bericht über die Speisung der 5000 war im Konfi-Unterricht ebenso Thema wie Bildungsprojekte in Angola, Vietnam und El Salvador, die dieses Jahr besonders im Mittelpunkt stehen“, erklärt Kördorfs Gemeindepfarrerin Antje Dorn, die sich mit einem Dutzend Konfis in der Bäckerei ans Werk macht. Vor allem aber hätten sich die Jugendlichen im Unterricht Gedanken über die Frage gemacht: „Für was bin ich dankbar?“.
Für die gute Sache ist auch Niko Zorn alljährlich dabei, der neben den Jugendlichen der Kirchengemeinde Kördorf am Samstag noch zwei Konfi-Gruppen aus Klingelbach „anlernt“. Das Projekt wurde ihm zur Herzenssache, auch wenn er nebenbei hofft, dass der Aufenthalt in seiner Backstube vielleicht der Einen oder dem Anderen etwas Lust auf seine Handwerkskunst macht. „Nachwuchs können wir gut gebrauchen“, so Zorn.
Zunächst ist an diesem Morgen gründliches Händewaschen angesagt. Dann folgt ein wenig Mathematik, um von den Zutaten das richtige Quantum an Mehl, Salz, Sauerteig und Hefe in die große Rührschüssel zu geben. Richtig abgewogen rutscht das Mehl aus dem Silo durch ein Rohr in den Bottich, den Rest geben die Konfis per Hand dazu, bevor Zorn den großen Teigrührer einschaltet. Zwischendurch gibt es ein wenig Theorie, was es sonst noch an Backtechnik und gesunden Körnern in seiner Backstube zu entdecken gibt. Dann geht's an den Teig. Während die Teenager mit viel Engagement, Spaß und Mehl die Laiber formen, ziert Zorn mit geschickter Meisterhand noch drei Brote, die die Altäre schmücken werden. Dann füllen die Konfis die Bleche mit ihren runden Teigwerken. Mehr als 100 Exemplare kommen so von jungen Händen hergestellt für die Gottesdienste zum Erntedankfest zusammen, die dankbare Abnehmer finden.
Die Konfirmanden-Aktion „5000 Brote“ hat schon Tradition. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vor 13 Jahren ins Leben gerufen, knetet der evangelische Nachwuchs mittlerweile bundesweit und alljährlich für den guten Zweck, auch im Dekanat Nassauer Land. Hauptaktionsraum ist zwischen Erntedank und dem ersten Advent. Die Teilnahme ist jedoch ganzjährig möglich.
Die örtlichen Bäckereien öffnen ihre Backstuben, stellen Teig, Öfen und Zeit kostenlos zur Verfügung, damit die Jugendlichen ihre Backwerke in den Kirchengemeinden für die Hilfsaktion der Evangelischen Kirche gegen eine Spende verteilen können. Dank der Kooperation mit den heimischen Handwerksbetrieben lernen die Jugendlichen so, mit ihrer Hände Arbeit Gleichaltrige zu unterstützen, die nicht das Glück hatten, in Wohlstand hineingeboren zu sein. Den Konfi-Jahrgängen werden so ganz praktisch Themen wie globale Ungleichheit, Hunger und Armut, die Lebenssituation Gleichaltriger und die Relevanz von Bildung in anderen Teilen der Welt vermittelt. Bernd-Christoph Matern
Hier finden Sie mehr Informationen zur Aktion.
Zu den Fotos:
Niko Zorn zeigte am Samstag den Jugendlichen, wie man ein herzhaftes Brot backt. Mit Eifer, Spaß und Mehl formten diese die Laiber und gaben sie zum Erntedankfest gegen eine Spende an die Gottesdienstbesucher aus. Mit einer Schablone zum Titel der Aktion wurde Mehl auf die Brote gestreut. Der Bäckermeister selbst verzierte derweil noch Brote für die Altäre. Fotos: Matern