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Evangelische Kirchengemeinde Nastätten schont Umwelt und Etat

Erstmals wird im evangelischen Dekanat Nassauer Land der Grüne Hahn verliehen – Vorbild im Schutz der Schöpfung

 NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (9. Februar 2024) Die Mühen der vergangenen Jahre haben sich ausgezahlt: der evangelischen Kirchengemeinde Nastätten wurde als erster im Rhein-Lahn-Kreis das Umweltzertifikat „Grüner Hahn“ überreicht. Mit diesem bescheinigt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der Gemeinde ein umweltfreundliches und nachhaltiges Handeln – zumindest für die kommenden vier Jahre. Dann muss sich die Gemeinde erneut einer Prüfung unterziehen.

Nae GruenerHahn040224 Wandsschild becrima In einem Festgottesdienst schilderte Detlef Stoltefaut, Umweltbeauftragter des Kirchenvorstands, im voll besetzten Gotteshaus, wie konkret die Bereiche Energie, Wasser, Einkauf, Abfall, Mobilität und Biodiversität seit 2019 unter die Lupe genommen wurden. Schon die Bestandsaufnahme bei Kirchen, Kapellen, Gemeindehaus, Kindertagesstätte und ländlichen Flächen sei mühsam gewesen. „Aber es war eine gute Basis für die nächsten Schritte“, erinnerte Stoltefaut an Workshops und Interviews, um nach Verbesserungsmöglichkeiten Ausschau zu halten.

Insgesamt 80 Maßnahmen wurden ausfindig gemacht, vom Putzmittel in der Küche über die Pestizid-freie Bewirtschaftung von Ackerflächen und weniger fleischhaltigem Essen in der Kita bis zur Reduzierung der Kirchentemperatur um 4 Grad reicht die Palette an Maßnahmen. 30 ganz konkrete Projekte davon finden sich im 28-seitigen Umweltprogramm der Gemeinde. Das wurde im vergangenen Herbst vom Kirchenvorstand nach akribischer Fleißarbeit des Umweltausschusses beschlossen und zertifiziert. Fast die Hälfte der Vorhaben wurde bereits umgesetzt. Der Erfolg motiviere, so Stoltefaut. Obendrein wurden allein beim Energiesparen in Kirche und Gemeindehaus schon 2000 Euro eingespart. Neue Einkaufsrichtlinien, der Anschluss an ein Nahwärmenetz, die Nutzung von Photovoltaik und die Renaturierung von gemeindeeigenen Flächen sind unter anderem bis Ende 2027 noch geplant. Hauptgrund, das Umweltmanagement-System trotz aller anderen Herausforderungen, die der Kirchenvorstand gerade zu meistern habe, sei der christliche Auftrag, die Schöpfung zu bewahren.

KirchengebäudeNastätten2006 becrimaEinen besonderen Dank richtete Stoltefaut an seine Mitstreiterin im Ausschuss Brigitte Stockenhofen, an Dieter Burdinski und an Kathrin Saudhof, Umwelt- und Klimaschutzmanagerin im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz. Diese gab den Dank an die Gemeinde zurück, als sie Ausschuss und Kirchenvorstand die Urkunde und ein Wandschild zum Grünen Hahn überreichte. Besonders freute sie sich, dass die evangelische Kita mitmacht. Sie sei ein ganz wesentlicher Punkt im nachhaltigen Handeln. Das war sowohl aufs umweltgerechte Einsparvolumen als auch das Bewusstsein der Schützlinge zu beziehen. „Die EKHN freut sich, dass Gemeinden den mühsamen Weg des Umweltmanagements auf sich nehmen“, sagte die Referentin. Es brauche eines Kirchenvorstands, der von den Zielen des Grünen Hahns überzeugt ist. Nastätten könne da ein Beispiel geben, auch fürs nachhaltige Planen und Handeln in den jetzt gebildeten Nachbarschaften. Und der beschrittene Weg trage zum Klimaschutz bei und dem Ziel, in der evangelischen Kirche in den kommenden Jahren die Treibhausgase zu reduzieren.

Nae GruenerHahn040224 Decken becrima Nicht nur die zahlreichen Gottesdienstbesucher konnten Erkenntnisse zum Sparen und nachhaltigem Handeln mit nach Hause nehmen. Wenn es nach dem Willen von Kirchenvorstand und Umweltausschuss geht, könne ihr Beispiel auch in anderen Bereichen der Stadt und des Blauen Ländchens Schule machen und den Tatendrang fördern, die Schöpfung zu bewahren und gleichzeitig den Geldbeutel zu entlasten. So erleichtert, froh und stolz sich Detlef Stoltefaut auch über das Zertifikat zeigte, war ihm ebenso bewusst, dass das nur ein Zwischenziel ist und es Kraft und Ausdauer braucht, den Grünen Hahn in vier Jahren verlängert zu bekommen. „Heute können wir erst mal durchatmen, aber morgen geht es weiter ans Werk“, so der „Umweltmanager“ der Kirchengemeinde. Die hatte im Anschluss zum kleinen Empfang geladen mit nachhaltig produzierten Snacks und fair gehandeltem Kaffee. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:

Freuten sich, dass die evangelische Kirchengemeinde Nastätten die erste im Dekanat Nassauer Land ist, deren Umweltmanagement mit dem Grünen Hahn der Landeskirche ausgezeichnet wurde (von rechts): Kathrin Saudhof, Detlef Stoltefaut, Brigitte Stockenhofen, Dieter Burdinski und Pfarrer i.R. Armin Himmighofen. Das Schild mit dem Logo Grüner Hahn darf die Gemeinde jetzt sichtbar anbringen. Es sind nicht nur drei Gotteshäuser in Buch, Oelsberg und Nastätten, die die Kirchengemeinde unterhält, auch Kindertagesstätte, Gemeindehaus, Pfarrhaus, Kleiderkammer und verpachtete Liegenschaften werden im Umweltmanagement-System berücksichtigt.

Die wärmenden Decken während der Zertifikatsübergabe in der St. Salvatorkirche waren übrigens der defekten Heizung zu verdanken. Der Wechsel von der Kirche in den Gemeindesaal gehört allerdings zum Umweltprogramm der Gemeinde ebenso wie der geplante Anschluss der Heizung an ein Nahwärmenetz. Fotos: Bernd-Christoph Matern

Evangelische Kirchengemeinden greifen nach dem Grünen Hahn

Interesse am Umweltmanagement wird im evangelischen Dekanat Nassauer Land immer größer

 RHEIN-LAHN. (23. September 2019) In Zeiten des Klimawandels ist vielen Kirchengemeinden der Wetterhahn auf der Kirchturmspitze zu wenig. Sie greifen nach dem Grünen Hahn, einem Logo, das ihnen ein Umweltmanagement bescheinigt, um das Gemeindeleben Schritt für Schritt umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Auch im Rhein-Lahn-Kreis interessieren sich immer mehr Kirchenvorstände für diesen dauerhaften Prozess.

„Für Christen ist die Bewahrung der Schöpfung ja nicht erst seit Greta Thunberg ein Thema, sie zählt zu den kirchlichen Grundelementen“, sagt Kathrin Saudhof. Die Klimaschutzmanagerin beim Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat in Singhofen interessierte Kirchenvorstandsvertreter um sich geschart, denen sie Grundsätzliches zur Zertifizierung erklärt und Fragen beantwortet.

„Wir suchen nach Möglichkeiten, nicht allzu arglos am Schlechten mit zu schrauben anstatt am Guten“, begründet Gemeindepfarrer Harald Peter Fischer die Einladung an Saudhof. Dabei ist die Kirchengemeinde an der Bäderstraße schon lange in Sachen Umweltschutz und Energiesparen unterwegs, bezieht etwa Bürgerwerke-Strom und feiert in den kalten Wintermonaten den Gottesdienst im Gemeindehaus statt in der großen Kirche. Gemeinsam mit dem Umweltbeauftragten der Gemeinde soll es demnächst mit den Konfirmanden eine Pflanzaktion für eine Streuobstwiese auf einem gemeindeeigenen Grundstück geben.

Allesamt Maßnahmen, die bei Kathrin Saudhof auf offene Ohren stoßen und Freude auslösen, denn entscheidend für ein erfolgreiches Umweltmanagement sei die Motivation der Kirchengemeinden. Die für vier Jahre gültige Zertifizierung sei das Eine, der Wille, sich selbst Ziele zu setzen und nachhaltig immer nach neuen Einsparpotenzialen bei Energie oder nach neuem umweltfreundlichem Handeln zu suchen aber die treibende Kraft, damit es nicht bei der Formalie bleibt. Saudhof stellte in Singhofen die zehn Schritte vor, um das Zertifikat verliehen zu bekommen. Dazu zählt, ein Umweltteam zu bilden, Leitlinien zu formulieren und einen Maßnahmenplan aufzustellen. „Die Vorbereitungen, um den Grünen Hahn in einer Kirchengemeinde einzuführen, sind überschaubar“, so Saudhof, „sie dauern in der Regel zwischen ein und zwei Jahren; das Tempo bestimmt die Gemeinde dabei selbst.“ Konkrete Beispiele, auch wie mit dem Grünen Hahn sowohl Wasser, Strom, Wärme, CO-2 als auch Geld eingespart werden, fehlten nicht. Anerkannte Gemeinden können außerdem einen Zuschuss von bis zu 2500 Euro beantragen, um Umsetzungsmaßnahmen zu finanzieren.

Vorgestellt wurde außerdem die Funktion der Umweltauditoren, die die Gemeinden auf dem Weg zur Zertifizierung begleiten. Achim Bruchhäuser aus Dausenau und Marion Paul-Färber aus Holzhausen sind zwei von ihnen im Rhein-Lahn-Kreis, deren Ausbildung von der Landeskirche ebenso übernommen wird wie die Kosten für die Zertifizierung. Aus der Kirchengemeinde Klingelbach nutzten Pfarrerin Mariesophie Magnusson und Max Fischer die Gelegenheit, sich über die Bedeutung und Chancen des kirchlichen Umweltmanagements zu informieren.

Angetan vom zunehmenden Interesse am Grünen Hahn zeigt sich Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Nassauer Land, der die Bemühungen der Gemeinden nach mehr Umweltschutz und einem nachhaltigen Handeln und Wirtschaften seit Jahren unterstützt. „Ich finde es toll, dass sich immer mehr Kirchengemeinden fragen und danach handeln, wie ihr eigenes Verhalten nachhaltig der Bewahrung der Schöpfung und damit auch den Menschen dient“, sagte Metzmacher.

Nach Welterod und Oberwallmenach als evangelische Kirchengemeinden, die als erste im Dekanat Nassauer Land den Zertifizierungsprozess „Grüner Hahn“ starteten, machen sich mittlerweile auch die Gemeinden Nastätten und Holzhausen auf den Weg und haben die Einführung beschlossen. So wurde der Auftakt des Prozesses am 29. September mit einem Gottesdienst in der St. Salvator-Kirche Nastätten gefeiert. Gleiches galt eine Woche später für den Auftaktgottesdienst in der evangelischen Kreuzkirche Holzhausen. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto oben:
Ob das Autokennzeichen mit MZ oder EMS beginnt, beide enden mit einem E: Kathrin Saudhof vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung in Mainz und Pfarrer Matthias Metzmacher aus Bad Ems kamen mit einem Elektro-Auto zum Infoabend in Singhofen, wo das Umweltmanagement-Zertifikat Grüner Hahn vorgestellt wurde. Foto: Matern

 

Oelschlaeger Praeses Abschied 2022 EKHN by EKHN vr

Unermüdlicher Einsatz gegen Vergessen, Verdrängen und Verfälschen

Bundesverdienstkreuz am Bande für Alt-Präses der EKHN Dr. Ulrich Oelschläger aus Worms

Oelschlaeger Ulrich 2023 klein MAINZ/RHEIN-LAHN. (3. Februar 2023) Für sein langjähriges engagiertes Wirken im kirchlichen und kulturellen Bereich, insbesondere für sein Eintreten für eine friedvolle und tolerante Gesellschaft, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Vorschlag von Ministerpräsidentin Malu Dreyer den in Worms lebenden Ulrich Oelschläger mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit, überreichte dem früheren Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gestern im Rahmen einer Feierstunde die Auszeichnung. „Ulrich Oelschläger hat sich in herausragendem Maße ehrenamtlich in der evangelischen Kirche, aber auch gesellschafts- und kommunalpolitisch engagiert. Als Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises Worms und als Mitglied des städtischen Kulturausschusses prägte er das Stadtgeschehen vor Ort aktiv und nachhaltig. Als Christ lag Ulrich Oelschläger nie nur der eigene Glaube, die eigene Kirche am Herzen. Die jüdisch-christliche Zusammenarbeit zeigte sich neben seinem kulturellen ehrenamtlichen Engagement auch deutlich im kirchlichen Engagement, das ihn sein gesamtes Leben schon begleitet“, sagte der für Kirchen und Religionsgemeinschaften zuständige Minister, Clemens Hoch anlässlich der Ordensverleihung, die er in Vertretung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer vornahm.

In seiner Laudatio skizzierte der Minister den Werdegang von Oelschläges, der am 8. September 1946 in Oberhausen geboren wurde. Er studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Evangelische Theologie, Germanistik, Deutsche Volkskunde und Philosophie. Von 1973 bis 2010 war er Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal, wo er die Fächer Deutsch, Evangelische Religion und Philosophie unterrichtete. Von 1981 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2010 war Oelschläger darüber hinaus Regionaler Fachberater für Evangelische Religion, Schulbuchgutachter und Lehrplangutachter. Berufsbegleitend studierte er Judaistik und wurde 2004 zum Dr. theol. promoviert.

Oelschläger engagiert sich seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich als Schöffe, in der Kommunalpolitik, für seine Kirchengemeinde, in der Dekanatssynode und in der Kirchensynode der EKHN, deren Präses er von 2010 bis Mai 2022 war. UlrichOelschlgerFhrungWorms2014 becrima Seine tiefe Verbundenheit mit seiner rheinhessischen Heimat, insbesondere mit der alten Reichsstadt Worms und ihrer reichen jüdisch-christlichen Tradition, stieß ihn auf das Thema, das ihn nunmehr seit Jahrzehnten beschäftigt: das gelebte Verhältnis von Christen und Juden und die Lehren daraus. Sein hohes Verantwortungsgefühl für dieses Thema veranlasste Oelschläger, sein gesellschaftliches Anliegen, die anhaltende und ausdauernde Auseinandersetzung mit dem christlich-jüdischen Verhältnis in Deutschland, wissenschaftlich fundiert zu untermauern. In diesem Feld publiziert er regelmäßig und wirkt mit Rezensionen und Lexikonartikeln auch als Multiplikator. Die historischen Wurzeln und Ausformungen von Antisemitismus und Antijudaismus sind dem Wormser bewusst. Er setzt sich aktiv und differenziert mit seiner Aktualität auseinander, wendet sich beständig gegen Vergessen, Verdrängen und Verfälschen und tritt für den christlich-jüdischen Dialog ein. Oelschläger sorgt mit seinem steten Eintreten für die Grundwerte von Christentum und Menschlichkeit für eine würdige Form kirchlicher und gesellschaftlicher Erinnerungskultur.

Kultur leben, dieses Motto hat Ulrich Oelschläger in zahlreichen Ämtern verfolgt und sein Wissen und Engagement zur Verfügung gestellt: als stellvertretender Vorsitzender des Vereins der Nibelungenfreunde, im Altertumsverein, im Dombauverein, im Kunstverein, als Lutherbeauftragter der Stadt Worms, als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, als Mitglied in der Historischen Kommission des Landes Hessen und als Mitglied im SchUM-Verein. So konnte er auch die erfolgreiche Antragstellung zur Aufnahme der SchUM -Städte ins Weltkulturerbe der UNESCO begleiten.

„Verantwortung übernehmen – das prägte nicht nur die berufliche Laufbahn von Ulrich Oelschläger, sondern in herausragendem Maße auch seinen unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz. Junge Menschen fördern, ihnen Chancen geben und Talente erkennen. Das Lehramt war nicht nur ein Beruf sondern Berufung. Das zeigt auch die tiefe Verbundenheit zum Wert der Bildung“, betonte Minister Hoch. „Es ist mir eine besondere Freude, Ulrich Oelschläger heute als Anerkennung, gleichsam als Dank der Gesellschaft namens des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wie auch unserer Ministerpräsidentin Malu Dreyer, diese Auszeichnung zu überreichen. Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich und danke Ihnen für Ihr außerordentliches Engagement.“

Zu den Fotos:

Mit viel Applaus wurde Dr. Ulrich Oelschläger im vergangenen Jahr aus dem Amt des Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau verabschiedet. Gestern überreichte ihm Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit in Rheinland-Pfalz, im Rahmen einer Feierstunde das Bundesverdienstkreuz am Bande. Eine Leidenschaft Oelschlägers ist die Auseinandersetzung mit dem gelebten Verhältnis von Christen und Juden und die Lehren daraus. In seiner Heimat Worms ist die jüdisch-christliche Tradition überall präsent. Fotos: EKHN

200 Jahre Dom des Aartals: Wilde Alte rocken an der Burgmauer

OBERNEISEN. (24. Juli 2019) Zum Burgfest im 731.  Jahrestag der Oberneiser Burgmauer unter dem Motto „200 Jahre Dom des Aartals“ pilgerten viele Gäste aus Nah und Fern hoch zur im Jahre 1288 von Ritter Markolf von Nesen erbauten Burg, um bei bestem Wetter mit attraktivem Programm zu feiern.

Das Fest begann mit dem von Dekan i.R. Hans-Otto Rether eindrucksvoll gestalteten  Festgottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchores unter Leitung von Cornelia Blanche und musikalischer Begleitung durch den  Posaunenchor. Für das Oberneiser Burgfest Team begrüßte Frank Puchtler die zahlreichen Gäste mit Verbandsbürgermeister Harald Gemmer an der Spitze.  Mit einer leckeren Weinprobe vom Mittelrhein startete Winzer Friedel Becker aus Bornich in die  musikalische Weinprobe.

So prägten Wein und Gesang den geselligen Abend im Schatten der Burgmauer. Der Männerchor "Aartal" unter Leitung von Eberhard Biebricher und die "Schoppesänger" aus Holzheim unter Leitung von Roland Röhlich sorgten mit hervorragenden Liedbeiträgen für tolle Stimmung bei den Gästen. Mit wieviel Power Senioren rocken zeigten die "Wilden Alten "unter der Leitung von Joachim Stegemann vor historischer Kulisse.

Gekonnt offerierte Friedel Becker von der Winzergenossenschaft Loreley seine Weinproben Spätburgunder und Riesling in "Original-Bornicher-Platt" den gutgelaunten Gästen, die das Burgfest erst zu später Stunde ausklingen ließen.

Zum Foto: Das sind sie, die Wilden Alten, die im 200. Jubiläumsjahr der Oberneisser Rundkirche die Burgmauer darunter rockten.

 

EinReif280620Flach becrima

Unter freiem Himmel für Dienst im Pfarramt eingeführt

Evangelische Kirchengemeinde Nastätten hieß Constanze und Christopher Reif mit außergewöhnlichem Gottesdienst willkommen

 NASTÄTTEN/RHEN-LAHN. (30. Juni 2020) Einführung ins Pfarramt in Zeiten der Corona-Pandemie – wie das geht, zeigte die evangelische Kirchengemeinde Nastätten am Wochenende. Dekanin Renate Weigel verpflichtete Pfarrer Christopher Reif (34) und Pfarrerin Constanze Reif (33) für deren Dienst in Buch, Nastätten und Oelsberg in einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf der Wiese neben der Sankt Salvator-Kirche. Die beiden hatten am 1. Juni ihren Dienst im Blauen Ländchen begonnen und beendeten damit eine fast einjährige Vakanz nach dem Wegzug von Anne-Bärbel Ruf-Körver und Kristian Körver.

EinReif280620WeigelAnsprache becrima „Mit so viel Freude wurden sie begrüßt“, sagte die Dekanin des evangelischen Dekanats Nasssauer Land Renate Weigel. In ihrer Ansprache holte sie das biblische Paulus-Wort „Nicht dass wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude“ mit einer Frage in die Gegenwart: „Was ist richtig, was ist wahr?“. Die Frage könne verwirren; Konflikte, Gräben und Streit über Glaubensfragen könnten gar zu Kriegen führen. Auch Paulus habe sich in die Diskussion hineingeworfen, „fährt ordentlich theologisches Geschütz auf“. Aber er halte sich dabei nicht für den Alleinzigen und den Größten, sondern lasse auch den Andern zu, wenn er sagt „Ihr steht im Glauben wie ich!“ Es komme darauf an, nicht zu richten über die Richtigkeit des Anderen, denn am Ende sei es die Gnade Gottes, die erlöst.

Glauben sei ein ständiges Lernen und Üben. „In unserer Welt muss so viel geachtet, geliebt und tätig EinReif280620NachSegen becrima angepackt werden“, so Weigel. Da dürfe bei aller ernsten Diskussion in der Gemeinde auch der Humor nicht auf der Strecke bleiben. „Der Glaube will zum Freuen anregen.“ Und so beantwortete sie die selbst gestellte Frage vom Anfang: „Wahr und richtig ist, was Menschen so löst, dass sie sich von Herzen freuen können.“ Dazu zähle auch die Freiheit, Fehler machen zu können.

Zusammen mit Pfarrer Matthias Faber aus Erfelden, Wasilios Karakoulakis (ein Freund des Ehepaares), Melanie Dolny vom Gemeindebüro und Anna-Lena Menzel vom Kirchenvorstand segnete Weigel EinReif280620Predigt becrima anschließend in ungewohntem Abstand die beiden Pfarrpersonen für ihren Dienst an der neuen Wirkungsstätte. Die animierten in ihrer Predigt dazu, sich nicht ständig mit den eigenen Fehlern, Schuldfragen und Problemen wie in einem Spiegel zu konfrontieren, sondern sie abgeben zu können, damit wieder ein Miteinander möglich ist. Wie schwierig es ist, mit Fehlern zu leben, wissen die Beiden nicht nur aus ihren Spezialvikariaten in Gefängnissen. Vieles könne das Gewissen plagen. Die Folgen von Fehlern blieben und die könne auch Gott nicht abnehmen; aber das Loslassen im Sinne des Predigttextes biete zumindest den Weg in eine gemeinsame Zukunft an, einen barmherzigen Neuanfang.

EinReif280620Quartett becrima Auch wenn zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus auf den Gemeindegesang verzichtet wurde, sorgten Dekanatskantor Markus Ziegler und Jennifer Merz als Sängerin sowie ein kleines Bläser- und ein Vokal-Ensemble für abwechslungsreiche musikalisches Beiträge. Dekanin Weigel und der EinReif280620KVReif becrima Vorsitzende des Kirchenvorstands Dieter Burdinski dankten Pfarrer Michael Wallau, der zur eigenen Stelle in Miehlen noch die Vakanzvertretung für die anderthalb Stellen in der Nachbarschaft übernommen hatte. „Das ist bemerkenswert“, so die Dekanin.

EinReif280620Beeres Korb becrima  „Sie haben eine gute Wahl getroffen“, lobte die Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes Anja Beeres die neue Wirkungsstätte des aus der Region Dillenburg kommenden Pfarrer-Ehepaares die Kirchengemeinde Nastätten mit ihren Teams und vielseitigen Gruppen, die „super“ seien. „Sie sind hier gesegnet“, so Beeres. Freilich seien in dem Korb, den sie überreichte, auch Erwartungen drin, da nutze die Neugier der Gemeindeglieder im Blauen Ländchen. Stadtbürgermeister Marco Ludwig setzte noch einen drauf: „Sie hätten es gar nicht besser treffen können“, zeigte er sich selbstbewusst. EinReif280620Ludwig becrima Segenswünsche übermittelte auch die Oelsberger EinReif280620BurdinskiLinks becrima Ortsbürgermeisterin Tanja Steeg und Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jens Güllering. „Bleiben sie viele Jahre hier“, hoffte Landrat Frank Puchtler von den neuen Kreisbürgern.

 

EinReif280620Puchtler becrima Pfarrer Christopher Reif, der aus WiesbadenEinReif280620Gllering becrima EinReif280620Tanja becrima stammt und in Mainz Theologie studierte, lernte das Dekanat Nasssauer Land währen seines Vikariats in Flacht an der Aar kennen. Danach absolvierte er ein Spezialvikariat im Jugendgefängnis Wiesbaden und war zuletzt Gemeindepfarrer in den Kirchengemeinden Manderbach und Sechshelden bei Dillenburg.

Er und seine Frau Constanze lernten sich im theologischen Seminar in Herborn kennen. Die aus Gießen stammende Theologin studierte in Marburg und Heidelberg und absolvierte ein Gemeindevikariat im Odenwald und ihr Spezialvikariat in einem Frauengefängnis in Frankfurt. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto (oben):
Dekanin Renate Weigel (rechts) verpflichtete in einem Gottesdienst unter freiem Himmel Christopher und Constanze Reif für ihren Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Nastätten, zu der Buch und Oelsberg gehören. Der Gottesdienst wurde im Freien gefeiert, um den Coronaschutz zu erfüllen. Kirchenvorstandsvorsitzender Dieter Burdinski konnte viele Ehrengäste unter den Besuchern begrüßen. Fotos: Bernd-Christoph Matern